Verfahren und Vorrichtung zum Reinigen von Abgasen
Die Erfindung betrifft ein Verfahren und eine Vorrichtung zum Reinigen von -mit Schadstoffen und/oder Geruchstoffen be- ladenen Abgasen, insbesondere von Rauchgasen, motorischen Auspuffgasen, Abluft oder dergleichen.
Die nasse Reinigung von Schadstoffhaltigeπ Abgasen wird üb¬ licherweise in Kolonnen mit Böden, Füllkörpern oder Packun¬ gen im Gegeπstrom von Abgas und Waschflüssigkeit und mit stufenweisem bzw. stetigem Kontakt dieser Phasen, in Wä¬ schern mit Düsen- bzw. Dispergiersystemen für die Gas- bzw. Flüssigphase, in Wäschern mit rotierenden Einbauten zur Zer- teilung der Waschflüssigkeit in den Abgasstrom, in Blasen- säuleπ sowie Gefäßabsorbern mit Dispersion der Abgasphase in die Waschflüssigkeit und in Biowäschern mit speziellen Ein¬ bauten durchgeführt. Der eigentlichen sorptiveπ Bindung von Schadgasen durch die aufnehmende Waschflüssigkeit muß häufig eine mechanische Staubabtrenπuπg aus dem Abgasstrom vorge¬ schaltet werden. Bei den genannten Verfahren gilt zwar als vorteilhaft, daß große Abgasströme behandelt werden können. Je nach Verfahrensweise müssen jedoch Nachteile, wie hoher Energieeinsatz zur Förderung und Dispergierung von Abgas- und Waschflüssigkeitsphase , Verschmutzungs- und Verkru- stuπgsgefahr bei Absorbereiπbauteπ , insbesondere im Falle der kombinierten Feinstaubabscheidung und Schadgasabsorption sowie zum Teil hohe Investitionskosten und erhebliche Be¬ triebskosten bei großen Waschflüssigkeitsdurchsätzeπ in Kauf genommen werden.
Der Erfindung liegt daher die Aufgabe zugrunde, ein Verfah¬ ren und eine Vorrichtung zur Abgasreinigung zu entwickeln, das bei einem geringen Förderenergie-Eiπsatz und einem ge-
ringen Waschflussigkeitsbedarf eine wirksame Entstaubung und sorptive Schadgasbindung auch bei wechselnden Abgaszusammen¬ setzungen gewährleistet.
Der Lösung dieser Aufgabe liegt der Gedanke zugrunde, daß die Abgase mit möglichst langer Verweildauer einer großen Phasengrenzfläche der Waschflüssigkeit ausgesetzt wird. Er¬ findungsgemäß wird dies dadurch erreicht, daß die Abgase in ein mit einem Schaumbildner versetztes wässriges Bad einge¬ leitet werden, daß der überwiegende Teil der in das Bad ein¬ geleiteten Abgase beim Durchtritt durch die Badoberfläche in Schaumblasen eingeschlossen und mit den Schaumblasen von der Badoberfläche wegtraπsportiert wird, daß im Verlauf des Bla¬ sentransports Schad- und Geruchsstoffe an der Innenfläche der Blaseπhaut sorptiv gebunden werden und daß die Schaum¬ blasen anschließend unter Freigabe der gereinigten Abgase und unter Mitnahme der gebundenen Schad- und Geruchsstoffe verflüssigt und in dieser Form aufgefangen, gereinigt und/oder entsorgt werden. Vorteilhafterweise werden die Schaumblaseπ durch Platzen unter Bildung kleiner, mit den Schad- und Geruchsstoffen beladeπer Tröpfchen verflüssigt. Um den Schaumbildner wiederverwenden zu können, werden die verflüssigten Schaumblaseπ gegebenenfalls nach vorheriger Entfernung von Feststoffen zumindest teilweise in die Bad¬ flüssigkeit zurückgeführt.
Die von der Badoberfläche wegtraπsportierten, mit dem Abgas gefüllten Schaumblasen bilden vorteilhafterweise eine zusam¬ menhängende Schaumsäule. Der Abreiπigungseffekt (Entstau- bungsgrad und Sorptioπsausbeute) hängt von der Verweilzeit der Schaumblasen in der Schaumsäule, von der Durchmesserver- teiluπg der Schaumblasen und von der Aufnahmekapazität der auf die Abgasart einstellbaren Waschflüssigkeit mit ihren
Additiven ab. Als besonders vorteilhaft hat es sich erwie¬ sen, wenn die Verweilzeit der Schaumblasen in der Schaumsäu¬ le von der Entstehung bis zur Verflüssigung im Mittel etwa 1 bis 20 Sekunden, vorzugsweise 3 bis 10 Sekunden beträgt. Da durch die mit den verflüssigten Gasblasen in das Bad zurück¬ geführten Stoffe, wie C0? oder S0„ regelmäßig ein Aufsäuerπ des Bades erfolgt, wird der pH-Wert des wässrigen Bades zweckmäßig durch Zusatz einer Lauge, wie Natron- oder Kali¬ lauge, geregelt. Ebenso ist eine Niveauregelung im wässri¬ gen Bad durch Wasserzusatz und eine Nachführung von Schaum¬ bildner geboten, wenn im Zuge des Verfahrensablaufs Wasser und Schaumbildner verdampft oder verschleppt wird.
Als Schaumbildner bieten sich vor allem Tenside, insbesonde¬ re ein Gemisch aus aπioπischeπ und nichtioπischeπ Tensiden an, die beim Einleiten der Abgase in das Bad eine ausrei¬ chend stabile Blasenbildung gewährleisten. Zur Regulierung der Blaseπgröße und zur Stabilisierung der Blasen während ihrer Verweilzeit in der Schaumsäule wird zweckmäßig ein wasserlösliches Ligniπ-Derivat , insbesondere Ligninsulfoπ- säure (Ligπinhydrogeπsulfit) oder Ligninsulfonate , wie ein Ca-, Mg-, NH.- oder Na-Salz der Ligninsulfoπsäure , dem Schaumbildner oder unmittelbar dem wässrigen Bad zugesetzt. Als besonders vorteilhaft in dies-er Hinsicht haben sich ein wassriges Konzentrat aus anioπischeπ und πichtionischeπ Ten¬ siden einerseits sowie das wasserlösliche Kalziumsalz der Ligninsulfonsäure im Gewichtsverhältnis von 80 : 20 bis 30 : 70, vorzugsweise von 50 : 50 in Form eines Gemisches oder als getrennte Zusätze in das wässrige Bad erwiesen. So können beispielsweise bei 1000 Liter wässrigem Bad 1 bis 4 Liter, vorzugsweise 2 Liter Teπsidkonzeπtrat und 1 bis 4 Li¬ ter, vorzugsweise 2 Liter flüssiges Ligninsulfoπat als Schaumbildner angesetzt werden. Ohne den Ligniπsulfoπat-
Zusatz müßten mindestens 10 Liter Tensidkonzentrat zugesetzt werden, um eine Schaumbildung mit ausreichender Menge und Schaumstabilität zu gewährleisten.
Gemäß einer weiteren bevorzugten Ausgestaltung der Erfindung werden die verflüssigten Schaumblasen zum überwiegenden Teil vor dem Auftreffeπ auf die Schaumsäule aufgefangen und unter Umgehung der Schaumsäule in das Wasserbad oder einen geson¬ derten Auffangbehälter geleitet. Dadurch wird verhindert, daß durch die Tröpfchen aus den zerplatzenden Schaumblaseπ ein Teil des Schaums in der Schaumsäule zerstört und dabei ein unerwünschter Kanal gebildet wird, durch den Abgase un¬ gehindert austreten könnten.
Um Grobschmutz- und Staubteilchen vom wässrigen Bad fernzu¬ halten und eine unnötige Temperaturerhöhung des wässrigen Bades zu vermeiden, werden die heißen Abgase gemäß einer be¬ vorzugten Ausgestaltung der Erfindung durch eine mit Wasser beaufschlagte Sprühstrecke geleitet, bevor sie in das wäss- rige-Bad eingeleitet werden. Die Sprühflüssigkeit kann dabei in einem vorzugsweise aus dem wässrigen Bad gespeisten Kreislauf geführt und dort an geeigneter Stelle gereinigt und temperaturgeregelt werden.
Um einen noch besseren Reiniguπgseffekt zu erzielen, können die Abgase außerdem durch zwei oder mehrere stufenweise hin¬ tereinander angeordnete, mit Schaumbildner versetzte wässri- ge Bäder unter Schaumbilduπg hindurchgeleitet werden, wobei die Waschflüssigkeiten in den verschiedenen Stufen in Anpas¬ sung an die vorhandenen Abgase auf unterschiedliche pH-Werte einreguliert werden können.
Weiter hat es sich vor allem bei größeren Anlagen als vor-
teilhaft erwiesen, wenn die Schaumsäule gegenüber der Ober- flächeπnor alen des Wasserbads vorzugsweise in einen seit¬ lich neben dem Wasserbad versetzten Abtropf- und/oder Kon- densatioπsraum umgelenkt wird. Die im Abtropf- und/oder Kon¬ densationsraum aufgefangenen verflüssigten Schaumblasen kön¬ nen in ein Absetzbecken geleitet werden, wobei die Flüssig¬ keit von der Oberfläche des Absetzbeckens abgezogen oder de¬ kantiert und in das wassrige Bad zurückgeführt werden kann.
Im Falle von motorischen Auspuffgasen werden die Abgase un¬ ter dem Eigendruck in das wassrige Bad eingeleitet, wobei das wassrige Bad zugleich als wirksamer Schalldämpfer ver¬ wendet werden kann.
Bei als Verbreπnungsrauchgase oder Abluft ausgebildeten Ab¬ gasen und bei Verwendung einer vorgeschalteten Reinigungs¬ stufe wird vor der Einleitung in das wassrige Bad regelmäßig eine Druckerhöhung mit Hilfe eines Gebläses notwendig sein.
Zur Durchführung des erfiπduπgsgemäßeπ Abgasreinigungsver¬ fahrens wird eine Vorrichtung vorgeschlagen, die ein mit einem Schaumbildner versetztes wassriges Bad aufweist, in das ein eintrittsseitig mit den Abgasen beaufschlagtes und mit Austrittsöffπungen in das wassrige Bad mündendes Abgas- rohr eintaucht, die ferner einen über der Oberfläche des wässrigen Bades angeordneten Raum zur Aufnahme einer aus einer Vielzahl von sich beim Durchtritt der in das wassrige Bad eingeleiteten Abgase bildenden Schaumblasen zusammenge¬ setzten Schaumsäule aufweist und die ferner einen Auffaπgbe- hälter zur Aufnahme der beim Verflüssigen, insbesondere Zer¬ platzen der Schaumblasen gebildeten, Schadstoffbeladenen Tröpfchen enthält. Der Auffangbehälter kann dabei zugleich durch den das wassrige Bad enthaltenden Behälter gebildet
werden. Der Schaumbildneranteil, der pH-Wert und die Tempe¬ ratur im wässrigen Bad werden in Anpassung an die Abgasart nach Maßgabe einer optimalen Schaumbilduπg einreguliert, während die sich absetzenden Schadstoffe aus dem wässrigen Bad abgezogen werden.
Durch die Verwendung der oben im einzelnen angegebenem er- fiπduπgsgemäßen Schaumbildner und Schaumstabilisatoreπ wird eine Schaumsäule mit zusammenhängenden Schaumblaseπ mit einem Durchmesser von 1 bis 5 mm hoher Stabilität erzeugt. Die hohe Stabilität der' Schaumblasen erfordert die Verwen¬ dung eines mechanischen Schaumzerstörers, der dafür sorgt, daß am Ende der quasistationäreπ Schaumsäule, also am Ende der Traπsportstrecke der in der Schaumsäule enthaltenden Schaumblasen, alle Blasen unter Abgabe der gereinigten Ab¬ gase zum Zerplatzen gebracht werden. Ein solcher Schaumzer¬ störer enthält vorzugsweise mehrere hintereinander ange¬ ordnete Lochbleche, die mit scharfen Kanten und Spitzen zum Aufstechen der Schaumblasen bestückt sind.
Bei der Verwendung von zwei und mehr stufenweise hinterein¬ ander geschalteten, mit Schaumbildnern versetzten wässrigen Bädern sind zwischen den einzelnen Stufen ebenfalls Schaum¬ zerstörer der genannten Art- angeordnet, um zu vermeiden, daß Schaumblaseπ von der einen zur anderen Stufe verschleppt werden, die das Einbringen der Abgase in die wässrigen Bäder der höheren Stufen behindern könnten.
Nach einer weiteren vorteilhaften Ausgestaltung der erfin¬ dungsgemäßen Vorrichtung weisen die in das wassrige Bad (Waschflüssigkeit) eintauchenden Abgasrohre eine Vielzahl von einseitig an ihrer Mantelfläche im Abstand voneinander angeordnete, vorzugsweise mit nach unten weisenden Leitflä-
chen versehene Austrittsöffnuπgen auf. Die in ihrem Umriß vorzugsweise dreieckigen Austrittsöffnuπgen können dabei durch Ausstanzen und Aufbiegen der Leitflächen aus der Man¬ telfläche des Abgasrohres gebildet werden.
Die erfinduπgsgemäßen Maßnahmen haben den Vorteil, daß im Vergleich zu den herkömmlichen Naßreiπiguπgsverfahreπ ein sehr viel kleinerer Schadstoffbeladener Waschflüssigkeits- strom anfällt. Dieser Vorteil wirkt sich vor allem auch bei der Entsorgung der Schadstoffhaltigeπ Waschflüssigkeit aus, die durch übliche Aufbereitungsverfahren , wie mechanische Feststoffabtrennung , thermische, chemische und biologische Zersetzung und Regenerierung unterstützt werden kann. Die erfindungsgemäß einzusetzenden Tenside und Ligninsulfonate sind einer biologisch-verfahrenstechnischen Regenerierung zugänglich .
Im folgenden wird die Erfindung anhand einiger in der Zeich¬ nung dargestellter Ausführungsbeispiele näher erläutert. Es zeigen
Fig. la ein Schaltbild eines Schaum-Gaswäschers mit Sprühreinigungs-Vorstufe;
Fig. lb einen Schnitt durch den Schaumblasen-Zerstörer nach Fig. la in vergrößerter Darstellung;
Fig eine Priπzipdarstellung eines zweistufigen Schaum- Gaswäschers mit Vorreinigungsstufe;
Fig. 3 ein Priπzipschaltbild eines Schaum-Gaswäschers mit in einen Abtropfbehälter umgelenkter Schaum¬ säule .
Der in der Zeichnung dargestellte Schaum-Gaswäscher weist einen Reaktorbehälter 10 auf, der in seinem unteren Bereich eine Wanne 12 zur Aufnahme einer als wassriges Bad ausgebil¬ deten Waschflüssigkeit 14, und mindestens ein etwa horizon¬ tal ausgerichtetes, eingaπgsseitig mit Abgas beaufschlagtes und mit im Abstand voneinander angeordneten, nach unten wei¬ senden Austrittsöffπungen 17 in die Waschflüssigkeit einmün¬ dendes Abgasrohr 16 und oberhalb des Flüssigkeitsspiegels 18 einen Raum 20 zur Aufnahme eines Schaumbetts 22 aufweist. Der Raum 20 weist nach oben hin eine Abzugöffπuπg 24 auf, die entweder über ein mit Schaumzerstörern bestücktes Abzug¬ rohr für die gereinigten Abgase (Fig. 1 und 2) oder über ein Umlenkrohr 30 in einen getrennten Abtropf- und/oder Koπden- satioπsbehälter 32 (Fig. 3) mündet. Im letzteren Falle be¬ finden sich die Schaumzerstörer 26 im Abtropf- und/oder Koπ- densatioπsbehälter oder in einem an diesen angeschlossenen Abzugrohr 28' . Bei dem in Fig. lb gezeigten Ausführungsbei¬ spiel bestehen die Schaumzerstörer 26 aus mehreren hinter¬ einander angeordneten Lochplatten, die mit scharfen Kanten oder Spitzen 33 zum Zerstechen der ankommenden Schaumblaseπ bestimmt sind und deren Löcher 34 den Durchtritt der aus den zerplatzten Schaumblasen freigesetzten Abgase ermöglichen. Die beim Zerplatzen der Schaumblaseπ gebildeten Flüssig¬ keitströpfchen werden in einer Auffangrinπe 36 (Fig. la und
2) oder im Abtropf- und/oder Kondeπsationsbehälter 32 (Fig.
3) aufgefangen und gegebenenfalls nach Zwischenreiπiguπg in einem Absetzbecken 38 (Fig. 3) in die Waschflüssigkeit 14 zurückgeführt.
Bei dem in Fig. la gezeigten Ausführungsbeispiel werden die über die Leitung 40 ankommenden heißen Abgase zunächst durch eine Vorreinigungs- und Vorkühlstufe 42 geleitet, bevor sie über ein Gebläse 44 dem Schaum-Gaswäscher zugeführt werden.
Die Vorreinigungs- und Vorkühlstufe besteht im wesentlichen aus mehreren parallel angeordneten Rohrstrecken 46, die mit wasserbeaufschlagten Sprüheinrichtungen 48 ausgestattet sind. Das Sprühwasser wird bei dem gezeigten Ausführuπgsbei- spiel aus der Waschflüssigkeit 14 abgezweigt und durch eine Umwälzpumpe 50 über Leitungen 52 den Sprühdüseπ der Sprüh¬ einrichtungen 48 zugeführt. Das Sprühwasser nimmt im Kontakt mit den Abgasen den überwiegenden Teil der in den Abgasen befindlichen groben Feststoffteilcheπ auf. Außerdem wird durch Wärmeübertragung die Temperatur der heißen Abgase ab¬ gesenkt. Das entsprechend Schadstoffbeladene und aufgeheizte Sprühwasser gelangt dann über den Überlauf 54 der Rohrstrek- keπ 46 zu einem Absetzbecken 56, in welchem zugleich ein Wärmeaustauscher 58 zur Abkühlung der Waschflüssigkeit ange¬ ordnet ist. Von dort aus wird die Waschflüssigkeit über die Leitung 60 in die Wanne 12 des Reaktorbehälters 10 zurückge¬ fördert .
Die vorzugsweise basisch eingestellte Waschflüssigkeit wird mit einem aus Tensiden und Ligπiπ-Derivateπ bestehenden Schaumbildner in einer solchen Menge und Zusammensetzung versetzt, daß die über das Abgasrohr 16 unterhalb des Flüs¬ sigkeitsspiegels 18 in die Waschflüssigkeit 14 gelangenden Abgase beim Durchtritt durch die Oberfläche des Bades zum überwiegenden Teil in Schaumblasen eingeschlossen werden. Die einen Durchmesser von etwa 1 bis 5 mm aufweisenden Schaumblaseπ bilden eine zusammenhängende Schaumsäule 64, die im stationären Betriebszustaπd den Raum 20 des Reaktor¬ behälters 10 und gegebenenfalls eines anschließenden Ab¬ tropfbehälters als Schaumbett 22 weitgehend ausfüllt. Um ein frühzeitiges Zerplatzen der Schaumblasen 62 innerhalb der Schaumsäule 64 zu vermeiden, muß der Schaum durch einen Sta¬ bilisator (vorzugsweise ein Ligninsulfoπat) so stabilisiert
werden, daß er ohne äußeres Zutun mindestens 30 min vorzugs¬ weise 1 bis 2 Stunden erhalten bleibt. Die so stabilisierten Schaumblaseπ haben je nach geometrischer Auslegung der Anla¬ ge und Abgasanfall eine optimale Verweildauer von 1 bis 20 s, vorzugsweise von 3 bis 10 s innerhalb der Schaumsäule und müssen am Ende der Schaumsäule an den Schaumzerstörern 26 unter Freigabe der gereinigten Abgase zum Platzen gebracht werden. Die mit Schad- und Geruchsstoffeπ befrachteten Flüs¬ sigkeitströpfchen aus den zerplatzten Blasen werden in der Auffangrinπe 36 bzw. dem Abtropf- und/oder Kondensationsbe¬ hälter- 32 aufgefangen und gegebenenfalls unter Zwischen¬ schaltung eines Absetzbeckens 38 in die Waschflüssigkeit 14 zurückgeführt. Ein pH-Regler 66 sowie nicht dargestellte Niveauregler und Dosiereinrichtuπgen für Schaumbildner sor¬ gen dafür, daß die optimalen Betriebsbedingungen der Wasch¬ flüssigkeit trotz Aufnahme von Schadstoffen sowie Verdampfen und Verschleppen von Iπhaltsstoffeπ der Waschflüssigkeit aufrechterhalten werden.
Der Reaktorbehälter nach Fig. 2 ist mit zwei Wäscherstufen ausgestattet. Zu diesem Zweck sind zwei Wannen 12,12* zur Aufnahme je einer mit Schaumbildner versetzten Waschflüssig¬ keit 14,14' vorgesehen, über deren Flüssigkeitsspiegel 18,18' jeweils ein Raum 20,20' zur Aufnahme eines Schaum¬ betts 22,22' angeordnet ist. Der Raum 20 mit dem Schaumbett 22 ist dabei über eine mit nicht dargestellten Schaumzerstö- rerπ bestückte Umlenkstrecke 68 mit der Wanne 12' unterhalb des Flüssigkeitsspiegels 18' der zweiten Wäscherstufe ver¬ bunden. Die ankommenden Abgase (Pfeil 70) gelangen über ein mit Sprühdüsen 48 bestücktes Zuleitungsrohr 72 zu den unter¬ halb des Flüssigkeitsspiegels 18 der Waschflüssigkeit 14 be¬ findlichen Austrittsöffπungen 17 des Abgasrohrs 16. Die Sprühdüsen 48 werden dabei über eine Umwälzpumpe 50 mit der
Waschflüssigkeit 14 aus der Wanne 12 beaufschlagt. Das Sprühwasser wird mit den beim Sprühvorgaπg entfernten Fest- stoffteilcheπ in die Wanne 12 zurückgeführt, wobei sich die Feststoffe 74 am Boden der Wanne 12 absetzen.
Die beim Durchtritt der Abgase durch den Flüssigkeitsspiegel 18 entstehenden Schaumblaseπ 62 steigen zunächst im Schaum¬ bett 22 hoch und werden vor dem Übertritt in die Wanne 12' über die Umlenkstrecke 68 an dem nicht dargestellten Schaum¬ zerstörer zum Platzen gebracht. Dabei fallen die schadstoff- beladenen Tröpfchen der Schaumblasen zurück in die Wasch¬ flüssigkeit 14, während die vorgereiπigten Abgase in die Wanne 12' mit der Waschflüssigkeit 14' übertreten. Beim Durchtritt durch die Flüssigkeitsoberfläche 18' bilden sich weitere Schaumblaseπ 62' , die sich im Raum 20' zu einer wei¬ teren Schaumsäule 64' zusammenlagern und schließlich über die durch eine Auffangrinne 36 nach unten hin begrenzte Um¬ lenkstrecke 75 zur Abzugoffnung 24 gelangen. Dort werden die Schaumblasen 62' an mehreren hintereinander angeordneten Schaumzerstörern 26 unter Freigabe der gereinigten Abgase zum Platzen gebracht. Die gereinigten Abgase gelangen dann über das Abzugrohr 28 ins Freie, während die Schadstoffbe- ladenen verflüssigten Schaumblaseπ über die Auffaπgriππe 36 in die Wanne 12' zurückgelangen. In den Wannen 12,12' sind Wärmeaustauscher 57,57' für die Temperaturregelung vorgese¬ hen. Weiter greifen in die verschiedenen Wäscherstufen pH- Sonden 78 und Laugenzuführleituπgeπ 80 zur pH-Regelung ein. Ferner sind in beiden Wannen Niveauregler 82 für die Wasser¬ zufuhr über die Leitungen 84 vorgesehen.
Der zweistufige Schaum-Gaswäscher wird vor allem für solche Abgase eingesetzt, die zu einer Zerstörung der Schaumblaseπ vor Erreichen der optimalen Verweilzeit führen würden. Dies
ist beispielsweise bei stark kohlenwasserstoffhaltigeπ oder fetthaltigen Abgasen der Fall.
Bei dem in Fig. 3 gezeigten Ausführuπgsbeispiel wird die im Reaktorbehälter 10 erzeugte Schaumsäule 64 in einen Abtropf- und/αder Koπdeπsatioπsbehälter 32 umgelenkt. Mit dieser Ma߬ nahme kann die Schaumsäule in ihrer Längserstreckung trotz niedriger Bauweise vergrößert und damit die Verweildauer der Abgase in den Schaumblasen 62 vergrößert werden. Ein weite¬ rer Vorteil dieser Anordnung ist in einer Trennung des Ab¬ setzbeckens 38 von der Wanne 12 zu sehen, die eine einfache Vorreinigung der aus den abgetropften Schaumblaseπ gesammel¬ ten Flüssigkeit vor ihrer Rückführung in die Waschflüssig¬ keit und damit eine längere Standzeit einer jeden Charge er¬ möglicht.
Ausführuπgsbeispiel 1
In einen Reaktor entsprechend Fig. la ohne Vorreinigungsstu¬ fe mit einem Waπneπvolumen von 1 m3 und einem darüber be¬ findlichen Schaumbett-Volumen von 3 3 wurden 1000 1 Lei¬ tungswasser eingefüllt, die durch Zusatz von NaOH auf pH 10 eingestellt wurden.
Weiter wurden dem Wasserbad als Schaumbildner 2 1 Softreini- ger mit dem Handelsnameπ ESTE LENSEX 15 VP 1817 der Firma Wiego-Werk Kreuznach Chemische Fabrik GmbH in Bad Kreuznach zugesetzt, der in konzentrierter wässriger Lösung als Haupt¬ bestandteile anionische und nichtioπische Tenside enthielt. Zusätzlich wurden dem Wasserbad 2 1 eines wasserlöslichen Ligπin-Sulfonats als kombinierter Schaumstabilisator und Schaumbildner zugesetzt.
In den so vor^ber-eiteten Schaum-Gaswäscher wurden über das Abgasrohr Rauchgase eines mit 400 kW Leistung betriebenen Blockheizkraftwerks in die Waschflüssigkeit eingeleitet. Die Abgastemperatur am Eingang des Wäschers betrug im stationä¬ ren Betriebszustand 340 »°C, während die Temperatur in der Waschflüssigkeit auf 38 bis 40 °C eingestellt wurde. Am Aus¬ gang des Wäschers wurde eine Ablufttemperatur von 35 °C ge¬ messen.
Nach einer Gesamtbetriebszeit des Wäschers mit der genannten Waschflüssigkeitsfülluπg von etwa 45 Stunden wurden mit Hil¬ fe von Gasprüfgeräten, in denen das Prüfgas durch geeignete Prüfröhrcheπ ("Drägerröhrchen") gesaugt wurden, folgende Schadgaskonzentrationen am Eingang und Ausgang des Wäschers gemessen:
Eingang Wäscher Ausgang Wäscher
Konzentration Konzentration ppm mg/m: ppm mg/m 3
N02: -250 -480 ~ 2 <3.8 2 <3.8
C0: -1400 -1650 <2,5 < 2.9
<2,5 <2.9
S02: <10 <27
Ausführungsbeispiel 2
Ein Schaum-Gaswäscher nach Fig. la wurde zur Rauchgasreini- guπg bei einer Turmrauchanlage zum Räuchern von Fleisch- und Wurstwaren eingesetzt. Bei der Turmrauchanlage handelt es sich um Doppelkammerπ, die über mehrere Etagen installiert sind. Der im Keller erzeugte Rauch aus Fichtensägemehl und Fichteπreisig durchstreift die einzelnen Kammern, wodurch die Ware geräuchert wird. Durch den natürlichen Kaminzug gelangt der überschüssige Rauch über Dach in die Atmosphäre.
Für die Versuchsdurchführuπg wurde der Schaum-Gaswäscher mit Hilfe eines flexiblen Aluminiumrohrs an den Rauchgaskamiπ angeschlossen und dessen Abluft über einen Ventilator in die Waschflüssigkeit eingeführt. Der Reaktorraum gemäß Fig. la hatte eine Höhe von 2 m, einen Durchmesser von 1,5 m bei einer Wasserstandshöhe von 0,5 und einer Schaumhöhe von 1,5 m. Die Waschflüssigkeit wurde auf pH 10 eingestellt und mit Schaumbildner und Schaumstabilisator entsprechend Aus¬ führungsbeispiel 1 versetzt.
Während der Meßdurchführung wurde Schinken mit einem Waren¬ einsatz von ca. 10.000 kg mit einem Verbrauch an Räuchermit¬ tel (Fichtensägemehl und Fichteπreisig) von 19- kg/h geräu¬ chert. Ermittelt wurde die Massenkonzentration von organisch gebundenem Kohlenstoff am Eingang und Ausgang des Schaum- Gaswäschers durch Adsorption an Silicagel unter Verwendung eines coulometrischeπ Verfahrens.
Die hierbei in fünf Meßreiheπ ermittelten Massenkonzeπtra- tionen von organisch gebundenem Kohlenstoff waren wie folgt:
Messung Eingang Wäscher Ausgang Wäscher
Nr. mg/m3 mg/m3
1 192,4 28,4 2 189,0 30.8 3 194,6 29,5 187,4 31,0 5 190,7 29,8