Beschreibung
Verfahren und Vorrichtung zur Wasserstrahlbearbeitung
Die vorliegende Erfindung bezieht sich auf ein Verfahren und eine Vorrichtung zur Wasserstrahlbearbeitung von Werkstücken.
Insbesondere unter dem eingeführten Begriff des "Wasserstrahlschneidens" sind Verfahren und Vorrichtungen zur Bearbeitung von Werkstücken mit Wasserstrahlen unter Hochdruck allgemein bekannt. Besondere Bedeutung haben sie beim Schneiden flacher Werkstücke, etwa von Kunststoff- oder Blechbahnen. Ein unter hohem Druck erzeugter Wasserstrahl trifft mit entsprechend hoher Geschwindigkeit auf eine
Oberfläche des Werkstücks und hat dort eine abrasive Wirkung, trägt also Material ab. Durch relativ fein fokussierte Wasserstrahlen können angenäherte Linien etwa durch Metallbleche geschnitten werden und durch entsprechende Führung des Wasserstrahls mit geringem Aufwand auch komplizierte Formen ausgeschnitten werden. Das Verfahren ist als relativ preisgünstig, und universell hinsichtlich der zu schneidenden Materialien bekannt, hat jedoch im Hinblick auf die Arbeitsgeschwindigkeit und die möglichen Materialstärken Grenzen.
Es ist ferner bekannt, beim Wasserstrahlschneiden dem Wasserstrahl feste Partikel zuzusetzen, um die abrasive Wirkung zu verstärken. Neben dem damit entstehenden zusätzlichen apparativen Aufwand und dem Materialverbrauch kann diese Vorgehensweise auch bei der Entsorgung der anfallenden Rückstände Nachteile haben, also zu Umweltschädigungen und Entsorgungskosten führen. Trotz der in vielen Fällen verbesserten Leistungsfähigkeit wird vor allem der grundsätzliche ökonomische Vorteil der Technik des Wasserstrahlschneidens zu einem Teil wieder aufgehoben.
Der vorliegenden Erfindung liegt das technische Problem zugrunde, ein Verfahren und eine Vorrichtung anzugeben, mit der eine Wasserstrahlbearbeitung in ökonomischer und effektiverWeise ermöglicht wird.
Die Erfindung richtet sich auf ein Verfahren zur Wasserstrahlbearbeitung eines Werkstücks, bei dem Wasser als Wasserstrahl unter Druck auf das Werkstück
gerichtet wird und das Werkstück dadurch abrasiv bearbeitet wird, dadurch gekennzeichnet, dass dem Wasser ein Gas zugesetzt wird und beim Auftreffen des Wasserstrahls auf das Werkstück durch Gasbläschen eine verstärkte Abrasion auftritt, sowie auf eine Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens mit einer Wasserstrahldüse zur Erzeugung des Wasserstrahls, einer Hochdruckpumpe zur Erzeugung des Drucks für den Wasserstrahl und einer Wasserleitung zur Versorgung der Hochdruckpumpe mit Wasser, gekennzeichnet durch eine Gaszufuhreinrichtung zum Zuführen des Gases zu dem Wasser stromaufwärts von dem Austritt des Wasserstrahls aus der Vorrichtung.
Bevorzugte Ausgestaltungen der Erfindungen sind in den abhängigen Ansprüchen angegeben und werden im Folgenden erläutert. Die einzelnen Merkmale der Erfindung beziehen sich dabei sowohl auf die Verfahrenskategorie als auch auf die Vorrichtungskategorie, ohne dass hierzwischen im Einzelnen explizit unterschieden wird.
Die Grundidee der Erfindung besteht darin, durch einen Gaszusatz zu dem verwendeten Wasser eine Verstärkung der abrasiven Wirkung zu erzeugen. Beim Auftreffen des Wassers auf die Werkstückoberfläche unter hoher Geschwindigkeit haben Gasbläschen in Folge heftiger Druckänderungen eine erstaunlich starke abrasive Wirkung, die im Prinzip von den Kavitationsschäden etwa an Turbinenschaufeln bekannt ist.
Um solche Gasbläschen zu erzeugen, kann das verwendete Wasser gelöstes Gas in sich tragen, das beim Austreten des Wasserstrahls aus der Düse und/oder beim
Auftreffen des Wasserstrahls auf die Werkstückoberfläche zu Gasbläschen führt, wobei man vor allem im letzteren Fall von einem Kavitationseffekt im engeren Sinn sprechen kann. Aber auch dann, wenn die Gasbläschen zumindest zum Teil bereits in dem Wasserstrahl vorhanden sind, bevor dieser auf die Werkstückoberfläche auftrifft, sind entsprechende Effekte zu erwarten. Darüber hinaus kann der Gaszusatz auch in solcherweise erfolgen, dass das Gas nicht oder nicht vollständig in dem Wasser gelöst ist, also in Gasform mit dem Wasserstrahl mitgerissen wird Insbesondere können Situationen auftreten, in denen alle drei Möglichkeiten gleichzeitig vorliegen, also ein Teil des Gases ungelöst mitgerissen wird, ein Teil des Gases beim Austritt aus der Düse aus der Lösung bereits in die Gasphase übergeht und ein weiterer Teil des
Gases beim Auftreffen des Wasserstrahles auf die Werkstückoberfläche in die Gasform übergeht.
in jedem Faii bietst der Zusatz eines Gases eine preisgünstige, verfahrenstechnisch einfache und hinsichtlich der Rückstände besonders unproblematische Form einer Verbesserung der Abrasionswirkung eines Wasserstrahls. Dies gilt besonders, wenn ein preisgünstiges und umweltunschädliches Gas verwendet wird, das nach seiner Verwendung nicht wiedergewonnen oder gesammelt werden muss. Ein bevorzugtes Beispiel im Rahmen dieser Erfindung ist CO2, das sich leicht in Wasser lösen lässt und zu geringen Kosten zur Verfügung steht. CO2 ist ohnehin ein Bestandteil der natürlichen Atmosphäre und daher umweltunschädlich. Es kann im Rahmen der Erfindung natürlich auch in Mischungen mit anderen Gasen verwendet werden, um bestimmte Wirkungen zu erzeugen.
Vorzugsweise wird das Gas stromabwärts von einer Hochdruckpumpe zugesetzt, mit derder für den Wasserstrahl notwendige Druck erzeugt wird. Es wird vorzugsweise eine Stelle mit relativ niedrigem Druck verwendet. Bei einer Gaszuführung stromaufwärts von der Hochdruckpumpe bestünde evtl. die Gefahr von Kavitationsschäden an der Pumpe und wären wegen des geringeren Druckes geringere Gasmengen lösbar. Würde man größere Gasmengen zusetzen, also einen Teil des Gases in der Gasphase belassen, wäre u. U. die Wirkung der Pumpe beeinträchtigt.
Bevorzugt ist eine Gaszuführung nach dem Prinzip der Wasserstrahlpumpe, also an einer Stelle mit an einer Öffnung im Wesentlichen parallel zu der Öffnungsfläche vorbeiströmendem Wasser. Dabei kann zum einen ohne wesentlichen Überdruck des Gases eine effektive Zuführung in das Wasser gewährleistet werden. Zum anderen kann das Gas in dieser Form auch in einen Hochdruckbereich des Systems zugeführt werden, weil die Strömung eine Druckkompensation durch die Öffnung unterbindet. Vorzugsweise ist die das Gas zuführende Leitung im Bereich der Öffnung in solcher Weise schräg angeordnet, dass die Gasströmung mit der Wasserströmung einen spitzen Winkel bildet.
Wenngleich der Vorteil der Erfindung gerade daran liegen kann, den Zusatz "fester Abrasionsmittel" zu vermeiden, ist nicht ausgeschlossen, beide Möglichkeiten zu
kombinieren, also neben dem Gaszusatz zusätzlich feste Abrasionsmittei zu verwenden. Vorzugsweise wird im Rahmen dieser Erfindung jedoch darauf verzichtet, um die bereits geschilderten Vorteile gegenüber den bekannten Verfahren mit festen Abrasionsmitteln möglichst auszuschöpfen.
Neben dem klassischen Wasserstrahlschneiden, insbesondere von Metallblecheπ, etwa aus einer Leichtmetalllegierung, kommen im Rahmen der Erfindung auch Reinigungsverfahren in Betracht. Daher wurde hier der Begriff der Wasserstrahlbearbeitung verwendet, der sich eben nicht nur auf Trennverfahren beziehen soil, sondern Bearbeitungen verschiedener Formen umfassen soll. Unter anderem können oberflächliche Schichten, etwa Lackreste, mit einem erfindungsgemäßen Verfahren besonders effektiv abgetragen werden. Neben dem Schneiden und der Reinigung sind natürlich auch andere Werkstückbearbeitungen mit Wasserstrahl möglich, etwa die Profilierung oder Aufrauung von Oberflächen und dergleichen.
Im Folgenden wird ein Ausführungsbeispiel für die Erfindung näher beschrieben, wobei die einzelnen Merkmale des Ausführungsbeispiels auch in anderen Kombinationen der Erfindung wesentlich sein können.
Figur 1 zeigt schematisch eine Vorrichtung zum Wasserstrahlschneiden gemäß dieser Erfindung.
Figur 2 zeigt zum Vergleich eine konventionelle Vorrichtung zum Wasserstrahlschneiden mit festem Abrasivmittelzusatz. Figur 3 zeigt im Vergleich Schnittversuche mit der erfindungsgemäßen
Vorrichtung und einer konventionellen Wasserstrahlschneidevorrichtung anhand von Fotografien der Spuren an Werkstücken.
In Figur 1 ist stark schematisch und teilweise im Schnitt eine erfindungsgemäße Vorrichtung zum Wasserstrahlschneiden dargestellt. Diese weist eine
Druckwasserieitung 1 mit einer Wasseraustrittsdüse 2 auf, durch die ein fokussierter Wasserstrahl 3 mit hoher Geschwindigkeit austritt und auf ein Werkstück 4 trifft.
Die Druckwasserleitung 1 wird über eine Hochdruckpumpe 5 mit Wasser versorgt, die über eine Wasserversorgungsleitung 6 an ein Wassernetz angeschlossen ist. Mit einer
Gaszuführvorrichtung 7 wird CO2 in einer knapp der Löslichkeitsgrenze bei dem für die Wasserstrahlschneidevorrichtung verwendeten Wasserdruck entsprechenden Menge zugesetzt. Der Wasserdruck kann beispielsweise im Bereich von 1000 bar liegen. Dies geschieht in hier nicht eigens eingezeichneter Weise nach dem Prinzip einer Wasserstrahlpumpe durch eine in spitzem Winkel zu der Wasserströmung verlaufende Gasleitung 10, die auf eine parallel zu der Wasserströmung liegende Öffnung trifft. Die Gasströmung soll also weitgehend parallel zur Wasserströmung verlaufen und nur in einem relativ geringen Winkel dazu angestellt sein.
Das CO2 löst sich gut in dem Wasser auf, so dass bei diesem Ausführungsbeispiel ein reiner Flüssigkeitsstrahl die Düse 2 erreicht.
Infolge des Druckabfalls beim Austreten des Wasserstrahls aus der Düse 2 kann dort bereits ein gewisser Teil des CO2 in die Gasphase übergehen. Dies hängt auch von der Geschwindigkeit des Wassers ab. Für einen wesentlichen Teil des -Rests gilt dies erst beim Auftreffen des Wasserstrahls 3 auf die Oberfläche des Werkstücks 4, so dass es dort durch die bereits in dem Wasserstrahl 3 enthaltenen und die durch Kavitation entstehenden Gasbläschen zu einer deutlich verstärkten abrasiven Wirkung kommt. Ein gewisser Gasanteil in dem Wasserstrahl nach dem Austreten aus, der Düse 2 stört die Erfindung nicht unbedingt.
Im Vergleich zu Figur 1 zeigt Figur 2 eine konventionelle Vorrichtung vergleichbarer Bauart. Hier fehlt die Gaszuführeinrichtung 7. Die Hochdruckpumpe 5 und die Wasserzuführleitung 6 sind weggelassen, im Unterschied zu Figur 1 schließt sich an die Düse 2 in dem Hochdruckrohr 1 eine Mischkammer 8 mit einer seitlichen
Abrasivmittelzuführleitung 9 an. Durch diese Zuführleitung 9 wird ein partikelförmiges Abrasivmittel, beispielsweise ein Carbid, zugesetzt, das in der Mischkammer mit dem Wasserstrahl vermischt wird. Nach Auftreffen des Wasserstrahls auf das hier nicht dargestellte Werkstück 4 fallen neben dem Abtrag von dem Werkstück 4 erhebliche Mengen des Abrasivmittels an. In vielen Fällen ist es erforderlich, diese gemischten Rückstände als Sondermüll relativ kostenaufwendig zu entsorgen.
Figur 3 zeigt die Ergebnisse von Versuchen. Die rechte Spalte zeigt dabei von oben nach unten eine Schnittfuge 1 1 , d. h. eine Querschnittsaufnahme, eine Draufsicht auf die Oberseite und eine Unteransicht der Unterseite eines mit der erfindungsgemäßen Vorrichtung aus Figur 1 bearbeiteten Blechs. Das Blech bestand aus AJMgSi mit 3 mm Stärke. Der Druck in dem Hochdruckrohr 1 lag in diesem Fall bei 360 mPa. Das Werkstück wurde mit einem Vorschub von 30 mm/min bewegt.
Im Vergleich dazu zeigt die linke Spalte entsprechende Aufnahmen von oben nach unten, jedoch ohne CO2-Zusatz. Man erkennt, dass bei der konventionellen Vorgehensweise links oben nur eine nicht einmal die Hälfte des Leichtmetallblechs durchdringende Schnittfuge erzielt wurde, wohingegen rechts oben ein vollständig durchtrenntes Blech zu sehen ist. Dementsprechend zeigt die Oberseite, mittlere Zeile, links nur eine etwas verbreiterte Erosionsspur, während die rechte Seite mit der dunklen Linie das Durchtreten des Wasserstrahls auf der Unterseite zeigt. Bei dem Versuch mit konventionellen Wasserstrahlschneiden ist der Wasserstrahl nur punktuell durch das Blech hindurchgedrungen. Dies zeigt sich auch in der untersten Zeile, die links unten einen auf ein relativ kurzes Bahnstück begrenzten Durchtritt durch das Blech zeigt, wohingegen rechts unten eine vergleichsweise sauber geführte Trennlinie zu erkennen ist.
Damit bietet die Erfindung eine Leistungssteigerung des konventionellen Wasserstrahlschneideverfahrens ohne gleichzeitige Entsorgungsprobleme und bei vergleichsweise geringen Mehrkosten.