Beschreibung
Verfahren und Vorrichtung zur Erzeugung eines CO- und Hrhaltiqen Behandlungsgases für die Wärmebehandlung
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Erzeugung eines CO- und H2-haltigen Behandlungsgases für die Wärmebehandlung von metallischem Gut unter hohen Temperaturen, bei dem auf der Grundlage der katalytischen Umsetzung eines Kohlenwasserstoffgas(gemisch)es mit einem Sauerstoff- und Stickstoff-enthaltenden Gasgemisch das Behandlungsgas gebildet wird, wobei die katalytische Umsetzung in einer oder mehreren Katalysatorretorten erfolgt.
Ferner betrifft die Erfindung eine Vorrichtung zur Erzeugung eines CO- und H2-haltigen Behandlungsgases für die Wärmebehandlung von metallischem Gut unter hohen Temperaturen, aufweisend wenigstens eine Katalysatorretorte.
Des Weiteren betrifft die Erfindung eine Wärmebehandlungsanlage zur Durchführung einer Wärmebehandlung, wobei zumindest in Teilbereichen des in der Wärmebehandlungsanlage ablaufenden Wärmebehandlungsprozesses ein CO- und H2-haltiges Behandlungsgas zur Anwendung kommt.
Bekannte Wärmebehandlungsverfahren von metallischem Gut werden im Regelfall unter hohen Temperaturen - vorzugsweise im Bereich von 500 bis 1100 °C in CO- und H2-beinhaltenden Atmosphären durchgeführt. Dabei wird auf der Grundlage der katalytischen Umsetzung eines Kohlenwasserstoffgas(gemisch)es mit einem Sauerstoff-enthaltenden Gasgemisch das erforderliche Behandlungsgas gebildet.
Es ist bekannt, CO- und H2-haltige Schutz- oder Reaktionsgase aus Luft und einem Kohlenwasserstoffgas(gemisch) - beispielsweise Erdgas oder Propan - mittels katalytischer Umsetzung der reaktiven Bestandteile - also Sauerstoff und beispielsweise Methan - zu bilden. Die typische Bildungsreaktion, die eine unvollstän- dige Verbrennung des Koh!enwasserstoffgas(gemisch)es darstellt, lautet hierbei wie folgt:
(02 + 4 N2 ) oder (Luft) ■»■ 2 CH-, -> 2 CO .■ 4 \ \ , -i 4 X
Diese Reaktion wird üblicherweise mit einem neben dem oder den Warmebehandlungsofen angeordneten oder direkt an das Ofengehause montierten, im Kernstuck aus einem Katalysator bestehenden Gasgenerator bewerkstelligt Das im Gasgenerator gebildete sog Endogas wird im Regelfall - ggf noch nach einem
Abkuhlschπtt - ohne weitere Behandlung der zugehörigen Warmebehandlungsanlage zugeführt Ebenso ist es bekannt, das gleiche Ausgangsgasgemisch in einer, in einer Warmebehandlungsanlage angeordneten und auf diese Weise bereits auf ein höheres Temperaturniveau versetzten Katalysatorretorte umzusetzen, siehe beispielsweise die DE-A 23 63 709 und EP-A 0261 462
Die bekannten Gasgeneratoren zur Erzeugung von Reaktions- oder Schutzgasatmospharen für die Wärmebehandlung von Metallen bestehen aus einer hochwarmfesten metallischen Retortenhulle, in die das katalytisch wirkende Material in Form von Schuttgut eingefüllt ist Die so befullte Katalysatorretorte wird mittels entsprechender Heizvorrichtungen von außen und/oder innen aufgeheizt bzw beheizt und bei kontinuierlicher Energiezufuhr auf der gewünschten Betriebstemperatur gehalten
Derartige Gasgeneratoren erzeugen in der industriellen Wärmebehandlung zwischen ca 8 und 300 Nm3/h Reaktionsgas
Bei dem ebenfalls hinlänglich bekannten Linde-Carbocat-Verfahren wird ein kaltes Sauerstoff- und Stickstoff-enthaltendes Gasgemisch - im Regelfall Luft - mit einem Kohlenwasserstoffgas(gemιsch) vermischt und anschließend in einer Katalysatorretorte umgesetzt Das so erhaltene Behandlungsgas ist jedoch in nur einem sehr engen CO/CO2-Verhaltnιs variierbar, hierbei kann der CO2-Gehalt bei Verwendung von Luft zwischen ca 0,4 und 1 ,0 % eingestellt werden Mittels dieser Verfahrensweise können bei Einhaltung der für gasbeheizte Strahlrohre üblichen Abmessungen für den Katalysator maximal bis etwa 40 m3/h Behandlungsgas hergestellt werden Zusatzlich wird bei dem Carbocat-Verfahren der Ein- und Auslaufzone der Warmebehandlungsanlage bzw des Ofens Stickstoff zugeführt
Des Weiteren ist eine Verfahrensweise bekannt, bei der ebenfalls ein Sauerstoff- und Stickstoff-enthaltendes Gasgemisch im kalten Zustand mit einem
Kohlenwasserstoffgas(gemisch) vermischt, anschließend einem externen Endogas- Generator, der außerhalb der Warmebehandlungsanlage angeordnet ist, zugeführt und in diesem zu dem gewünschten Behandlungsgas umgesetzt wird. Auch bei dieser Verfahrensweise ist die endgültige Zusammensetzung des Behandlungsgases abhängig von dem Sauerstoffgehalt in dem Sauerstoff- und Stickstoff-enthaltenden Gasgemisch.
Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es, ein gattungsgemäßes Verfahren sowie eine gattungsgemäße Vorrichtung zur Erzeugung eines CO- und H2-haltigen Behandlungsgases auf der Grundlage der katalytischen Umsetzung eines
Kohlenwasserstoffgas(gemisches) mit einem Sauerstoff- und Stickstoff-enthaltenden Gasgemisch anzugeben, bei dem bzw. bei der zum einen eine große Variabilität hinsichtlich des gewünschten CO/CO2-Verhältnisses erreicht und zum anderen die Menge an erzeugtem Behandlungsgas pro Katalysatormenge erhöht werden kann.
Zur Lösung dieser Aufgabe wird gemäß einer ersten Alternative der Erfindung ein Verfahren zur Erzeugung eines CO- und H2-naltigen Behandlungsgases vorgeschlagen, das dadurch gekennzeichnet ist, dass das Sauerstoff- und Stickstoff- enthaltende Gasgemisch erhitzt wird, anschließend mit dem Kohlenwasserstoffgas(gemisch) vermischt und der oder den Katalysatorretorten zugeführt wird.
Die dieser Alternative entsprechende erfindungsgemäße Vorrichtung zur Erzeugung eines CO- und H2-haltigen Behandlungsgases ist gekennzeichnet durch einen Erhitzer, der der Erwärmung eines Sauerstoff- und Stickstoff-enthaltenden Gasgemisches dient, Und einer dem Erhitzer nachgeschalteten und der oder den Katalysatorretorten vorgeschalteten Mischstation, in der das erwärmte Sauerstoff- und Stickstoff- enthaltende Gasgemisch mit einem Kohlenwasserstoffgas(gemisch) vermischt wird.
Im Gegensatz zu dem bekannten Stand der Technik erfolgt die Vermischung des Sauerstoff- und Stickstoff-enthaltenden Gasgemisches mit dem Kohlenwasserstoffgas(gemisch) erst nachdem das Sauerstoff- und Stickstoff- enthaltende Gasgemisch erhitzt worden ist. Hierbei kann die zu erreichende Erhitzungstemperatur in Abhängigkeit des Sauerstoffgehaltes in dem Sauerstoff- und
Stickstoff-enthaltenden Gasgemisch und dem gewünschten CO/CO2-Verhaltnιs im Behandlungsgas variiert werden
Gemäß einer zweiten Alternative der Erfindung wird das Sauerstoff- und Stickstoff- enthaltende Gasgemisch mit dem Kohlenwasserstoffgas(gemιsch) zunächst vermischt, anschließend erhitzt und der oder den Katalysatorretorten zugeführt
Die dieser Alternative entsprechende erfindungsgemaße Vorrichtung zur Erzeugung eines CO- und H2-haltιgen Behandlungsgases ist gekennzeichnet durch eine Mischstation, in der ein Sauerstoff- und Stickstoff-enthaltendes Gasgemisch mit einem Kohlenwasserstoffgas(gemιsch) vermischt wird, und einen Erhitzer, der der Erwärmung des zusammengemischten Gasgemisches vor dessen Zufuhrung in die Katalysatorretorte(n) dient
Diese Alternative der Erfindung hat - im Gegensatz zu dem vorbeschriebenen
Carbocat-Verfahren - den Vorteil, dass aufgrund des Erhitzens des Sauerstoff- und Stickstoff-enthaltenden Gasgemisches zusammen mit dem Kohlenwasserstoffgas(gemιsch) zum einen ein kontrolliertes Erhitzen auf eine bestimmte Temperatur erfolgen kann und zum anderen das Erhitzen örtlich entkoppelt von dem eigentlichen Katalysator bzw der Katalysatorretorte erfolgt, wodurch ja die Leistungssteigerung ermöglicht wird
Das erfindungsgemaße Verfahren weiterbildend wird vorgeschlagen, dass das Sauerstoff- und Stickstoff-enthaltende Gasgemisch mittels einer kryogenen, adsorptiven und/oder permeativen Trenneinheit gebildet wird
Neben der Verwendung von Luft als Sauerstoff- und Stickstoff-enthaltendes Gasgemisch für die Erzeugung des gewünschten Behandlungsgases kann beispielsweise mittels einer sogenannten, kryogen, adsorptiv oder permeativ arbeitenden On-Site-Anlage ein gegenüber der Luft Stickstoff-angereichertes
Sauerstoff/Stickstoff-Gasgemisch erzeugt werden Ein derartiges Sauerstoff/Stickstoff- Gasgemisch weist beispielsweise einen Sauerstoffgehalt zwischen 0,5 und 10 % und einen Stickstoffgehalt zwischen 90 und 99,5 % auf Da eine solche On-site-Anlage auf einen Sauerstoff-Betriebswert ausgelegt wird, von dem aufgrund technischer und wirtschaftlicher Grunde nicht beliebig abgewichen werden kann, können durcii da
Zumischen von Luft, (reinem) Sauerstoff oder (reinem) Stickstoff einfach und schnell auch deutlich vom Auslegungspunkt abweichende Sauerstoffkonzentrationen im Sauerstoff/Stickstoff-Gasgemisch eingestellt werden.
Die dem erhitzten Sauerstoff- und Stickstoff-enthaltenden Gasgemisch zugemischte Menge an Kohlenwasserstoffen hängt von dem gewünschten CO/CO2-Verhältnis im zu erzeugenden Behandlungsgas ab. Daraus ergibt sich zusammen mit der Sauerstoffkonzentration im Stickstoff/Sauerstoff-Gasgemisch die Summe der reaktiven Bestandteile CO, CO2 und H2 im Wärmebehandlungsgas.
Es hat sich gezeigt, dass durch das Vorheizen des Sauerstoff- und Stickstoff- enthaltenden Gasgemisches die Menge an erzeugtem Behandlungsgas pro Katalysatoreinheit - verglichen mit dem vorbeschriebenen Carbocat-Verfahren - bis auf das Dreifache erhöht werden kann.
Eine weitere vorteilhafte Ausgestaltung des erfindungsgemäßen Verfahren ist dadurch gekennzeichnet, dass auch das Kohlenwasserstoffgas(gemisch) vor der Vermischung mit dem erwärmten Sauerstoff- und Stickstoff-enthaltenden Gasgemisch erhitzt wird.
Während das Sauerstoff- und Stickstoff-enthaltende Gasgemisch vorzugsweise auf eine Temperatur zwischen 400 und 950 °C erhitzt wird, wird das Kohlenwasserstoffgas(gemisch) vorzugsweise nur bis zu einer Temperatur von 600 CC erwärmt. Der große Temperaturbereich für das Sauerstoff- und Stickstoff-enthaltende Gasgemisch erklärt sich dadurch, dass der Sauerstoffgehalt im Gasgemisch zusammen mit der Vorheiztemperatur die Katalysatortemperatur erheblich verändert.
Das erfindungsgemäße Verfahren, die erfindungsgemäße Vorrichtung sowie Wärmebehandlungsanlage und weitere Ausgestaltungen des bzw. derselben seien anhand des in der Figur dargestellten Ausführungsbeispieles der Erfindung näher erläutert.
Die Figur zeigt eine Warmebehandlungsanlage bzw. einen Ofen W, der eine Einlaufzone a, die eigentliche Behandlungszone b sowie eine Auslaufzone c aufweist Die Wärmebehandlungsanlage wird in der durch die Pfeile d bzw. d' dargestellten Richtung von den zu behandelnden Werkstücken durchlaufen.
Im Bereich der Behandlungszone b der Wärmebehandlungsanlage W sind eine oder mehrere Katalysatorretorten K angeordnet; der Übersichtlichkeit halber ist in der Figur lediglich eine Katalysatorretorte K dargestellt.
Über Leitung 1 wird Umgebungsluft einer kryogenen, adsorptiven oder permeativen Trenneinheit T zugeführt. Aufgrund der zu erzeugenden Behandlungsgaszusammensetzungen eignen sich insbesondere On-Site- Membrantrennanlagen für die Erzeugung eines Sauerstoff/Stickstoff-Gasgemisches, das einen gegenüber der Luft höheren Stickstoffgehalt aufweist. Im Regelfall wird die Trenneinheit T einstufig ausgebildet sein; prinzipiell können jedoch auch mehrstufig ausgebildete Trenneinheiten zur Anwendung kommen.
Über Leitung 2 wird ein gegenüber der Luft mit Stickstoff angereichertes Gasgemisch aus der Trenneinheit T abgezogen, das beispielsweise 95 % Stickstoff und 5 %
Sauerstoff enthält. Dieses Gasgemisch wird nunmehr dem Erhitzer E zugeführt und in diesem beispielsweise auf 800 °C erwärmt. Das erwärmte Sauerstoff/Stickstoff- Gasgemisch wird über Leitung 3 aus dem Erhitzer E abgezogen. Über Leitung 4 wird ein Kohlenwasserstoffgas(gemisch) - beispielweise Erdgas - dem erwärmten Sauerstoff/Stickstoff-Gasgemisch zugeführt. Bei hohen Vorheiztemperaturen wird das Kohlenwasserstoffgas(gemisch) vorzugsweise erst kurz vor der katalytisch wirksamen Masse zugeführt, um einen vorzeitigen thermischen Zerfall zu vermeiden.
Im Regelfall wird eine in der Figur nicht dargestellte Mischstation vorgesehen werden, mittels derer die Mengen an dem Kohlenwasserstoffgas(gemisch) sowie dem Sauerstoff/Stickstoff-Gasgemisch eingestellt werden können.
Das so erhaltene Gasgemisch, bestehend aus Kohlenwasserstoffen, Sauerstoff sowie Stickstoff, wird anschließend über Leitung 5 der oder den Katalysatorretorten K zugeführt. In dieser bzw. diesen wird unter den vorgenannten Bedingungen ein
Behandlungsgas erzeugt, das beispielsweise 8 % Kohlenmonoxid, 0,2 % Kohlendioxid, 16 % Wasserstoff sowie ca. 75 % Stickstoff aufweist.
Über die Leitungen 6 und 7 kann der Einlaufzone a bzw. der Auslaufzone c der Wärmebehandlungsanlage W zusätzlich (sauerstoffarmer) Stickstoff zugeführt werden, wie dies auch bei dem vorbeschriebenen Carbocat-Verfahren der Fall ist.
Vorteilhaft bei den erfindungsgemäßen Verfahren bzw. den erfindungsgemäßen Vorrichtungen ist, dass das Sauerstoff/Stickstoff-Gasgemisch entweder allein oder zusammen mit dem Kohlenwasserstoffgas(gemisch) vorgeheizt werden kann. Mittels dieser Vorheizmöglichkeiten können die Behandlungsgasmenge, der Kohlenmonoxid- Gehalt im Behandlungsgas, das CO/CO2-Verhältnis, etc. in einem vergleichsweise weiten Bereich variiert werden.