Verfahren zur Herstellung hartmagnetischer Teile
Technisches Gebiet
Die Erfindung bezieht sich auf das Gebiet der metallurgischen Verfahrenstechnik und betrifft ein Verfahren zur Herstellung hartmagnetischer Teile aus Sm2- (Fe,M) 17-Cy-Basis-Werkstoffen mit interstitiellen Einlagerungen, wobei M = Gallium und/oder min¬ destens ein zur Stabilisierung einer rhomboedrischen 2:17- Struktur dienendes metallisches Element ist.
Das Verfahren ist beispielsweise zur Herstellung von hartmag¬ netischen Teilen auf der Basis von interstitiellen Sm2Fe17Cy- Verbindungen anwendbar.
Stand der Technik
Sm2Fe17Xy-Verbindungen mit interstitiellen Einlagerungen X = Kohlenstoff oder Stickstoff besitzen durch ihre günstigen intrinsischen Eigenschaften (große Werte von Curietemperatur, Sättigungspolarisation und Anisotropiefeldstärke) sehr gute Voraussetzungen für die Anwendung als Dauermagnetwerkstoffe (J.M.Coey and H.Sun, J. Magn. Magn. Mater. 87(1990) L 251) .
Während bei solchen Werkstoffen Stickstoff nur über eine Gas- Festkörper-Reaktion bis y = 3 eingelagert werden kann, läßt sich Kohlenstoff über diese Reaktion oder mit schmelzmetallurgischen Verfahren einlagern. Dabei sind die über eine Gasphasenreaktion hergestellten Sm2Feι7Xy-Verbindungen bei Temperaturen über 600°C instabil (B.-P. Hu and G.-C. Liu, Solid State Commun. 79(1991) 785; C. Kuhrt, M. Katter, K. Schnitzke and L. Schultz, Appl. Phys. Letters 60(1992) 2029) . Daher ist die Anwendung von Wärmebehandlungen zum Erreichen einer höheren Dichte, wie z.B. das bei Nd-Fe-B-Dauermagneten angewandte Pulversintern, nicht möglich.
Die Sm2Feι7Cy-KohlenstoffVerbindungen sind bei y > 1 instabil. Der Kohlenstoffgehalt von Sm2Fe17Cy kann durch eine Substitution von Eisen durch Gallium auf y > 1 als Voraussetzung für die Verbesserung der intrinsischen Eigenschaften erhöht werden, da der Gallium-Zusatz die für gute magnetische Eigenschaften notwendige rhomboedrische 2 :17-Struktur der Verbindung stabili¬ siert (B.-G. Shen, L.-S. Kong, F.-W. Wang and L. Cao, Appl. Phys. Letters 63(1993) 2288) .
Aus der DE 41 33 214 AI ist eine hartmagnetische Eisen- Seltenerdmetall-Legierung mit einer ThMn-*_2-Struktur bekannt. Bei der Herstellung dieser Legierung muß zum Erhalt der hartmagnetischen Phase das Ausgangspulver in N2~Gas oder in sticktoffhaltigen Gasen wärmebehandelt werden. Die dabei entstehenden Nitride weisen eine unzureichende Wärmestabilität auf, so daß die Pulver nach einer Magnetfeldausrichtung in der Regel in Wachs fixiert werden müssen, um eine Verdichtung bei höheren Temperaturen zu umgehen.
Bekannt ist auch die Herstellung von rasch erstarrten Bändern aus z.B. Sm2Feι5Ga2C2 direkt aus der Schmelze. Allerdings wurde für dieses Material noch keine Methode für die Weiterverarbei¬ tung zu Magneten angegeben, wie es beispielsweise für rasch er¬ starrte Nd-Fe-B-Materialien mit Methoden des Warmpressens und der Warmverformung angewendet wird (R.W. Lee, Appl. Phys. Letters 46(1985)790) .
Darstellung der Erfindung
Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren zu schaffen, das eine technologisch beherrschbare und kostengün¬ stige Herstellung hartmagnetischer Teile aus Sιri2- (Fe,M) 17-Cy- Basis-Werkstoffen mit interstitiellen Einlagerungen ermöglicht, wobei M = Gallium und/oder mindestens ein zur Stabilisierung einer rhomboedrischen 2 :17-Struktur dienendes metallisches Element sein soll.
Diese Aufgabe wird nach der Erfindung mit dem in den Patentan¬ sprüchen beschriebenen Herstellungsverfahren gelöst.
Das Verfahren ist dadurch gekennzeichnet, daß man
a) eine Sm2Fe-]_7_xMxCy-Pulvermischung mit x > 0,1 und 3 > y > 0 herstellt,
b) die Mischung einem intensiven Feinmahlprozeß in einer Kugelmühle unterwirft,
c) die feingemahlene Mischung im Temperaturbereich von 650°C bis 900°C zur teilweisen oder vollständigen Rekristalli¬ sation wärmebehandelt und
d) das entstandene ultrafeinkörnige Sm2Fe17_xMxCy- Magnetpulver mittels eines Warmpreßprozesses im Temperatur- bereich von 650°C bis 900°C zu Magnetkörpern verpreßt.
Die so erhaltenen Magnetkörper besitzen ein isotropes magnetisches Verhalten und können erfindungsgemäß anschließend noch durch einen Prozeß der Warmumformung im Temperaturbereich von 650°C bis 900°C und bei einem Druck über 200 MPa mit einer magnetischen Vorzugsrichtung versehen werden.
Zur Herstellung der Pulvermischung in der Verfahrensstufe a) kann gemäß einer ersten Ausgestaltung des erfindungsgemäßen Verfahrens Samarium mit Eisen, M und Kohlenstoff oder Samarium mit einer Eisen-Kohlenstoff-Legierung und M in fein verteilter Form in einem Verhältnis, das der Zusammensetzung von Sm2Fe17_xMxCy mit x > 0,1 und 3 > y > 0 entspricht, vermischt werden.
Dabei kann für M statt oder zusammen mit Gallium mindestens ein Element aus der durch die Elemente Aluminium, Molybdän, Niob, Tantal, Titan und Zirkon gebildeten Gruppe zugemischt werden.
Besonders hohe Remanenzwerte werden erreicht, wenn man er¬ findungsgemäß die Ausgangsmischung mit einer solchen Menge Sa¬ marium herstellt, die im Verfahrensendprodukt einen Samariumge¬ halt unterhalb von 10 bis 3 At-% ergibt, wenn man ausgehend von dieser Ausgangsmischung in der Stufe b) durch Wahl der Mahl- intensität und -dauer eine Korngröße < 200 nm erzeugt und wenn
man in den nachfolgenden Stufen c) und d) und im Falle einer anschließenden Warmumformung der Magnetkörper durch Wahl der Wärmebehandlungsparameter das Kornwachstum auf einen Wert
< 200 nm beschränkt.
Zur Herstellung der Pulvermischung in der Verfahrensstufe a) kann gemäß einer zweiten Ausgestaltung des erfindungsgemäßen Verfahrens auch auf schmelzmetallurgischem Wege vorgegangen werden, indem man zunächst eine Sm2Fe17_xMxCy-Legierung mit x > 0,1 und 3 > y > 0 erschmilzt, diese nach dem Erstarren einer Homogenisierungsglühung im Temperaturbereich von 900°C bis 1200°C unterwirft und danach die Legierung zu einem Pulver zerkleinert.
Hierbei kann für M statt oder zusammen mit Gallium mindestens ein Element aus der durch die Elemente Aluminium, Molybdän,
Niob, Tantal, Titan und Zirkon gebildeten Gruppe zulegiert werden.
Besonders hohe Remanenzwerte werden bei der zweiten Verfahrensausgestaltung erreicht, wenn man erfindungsgemäß eine Legierung mit einer solchen Menge Samarium herstellt, die im Verfahrensendprodukt einen Samariumgehalt unterhalb von 10 bis 3 At-% ergibt, wenn man in der Verfahrensstufe b) durch Wahl der Mahlintensität und -dauer eine Korngröße < 200 nm erzeugt und wenn man in den nachfolgenden Stufen c) und d) und im Falle einer anschließenden Warmumformung der Magnetkörper durch Wahl der Wärmebehandlungsparameter das Kornwachstum auf einen Wert
< 200 nm beschränkt.
Zur Herstellung der Pulvermischung in der Verfahrensstufe a) kann man gemäß einer weiteren Ausgestaltung des erfindungsgemäßen Verfahrens auf schmelzmetallurgischem Weg auch eine Sm2Fe-]_7_xGaxCy-Legierung mit x > 0,1 und 2 > y > 0 erzeugen. Diese Legierung wird nach dem Erstarren im Temperaturbereich von 900 °C bis 1200 °C einer Homogenisierungsglühung unterworfen und danach zu einem Pulver zerkleinert. Das Pulver wird zunächst in Wasserstoffgas und anschließend im Vakuum einer Glühbehandlung bei Temperaturen von 600 °C bis 900 °C unterworfen. Danach wird die pulverisierte Legierung durch eine Wärmebehandlung im
Temperaturbereich von 400 °C bis 600 °C in einem kohlenstoffhaltigem Gas zu einer Sm2Feι7_xGaxCy-Legierung mit y < 3 auflegiert.
Als kohlenstoffhaltiges Gas kann zum Auflegieren des Pulvers CH4 oder C2H2 verwendet werden.
Mit dem erfindungsgemäßen Verfahren werden die Voraussetzungen geschaffen, um auf rationelle und kostengünstige Weise ver- dichtete Magnete aus der interstitiellen Verbindung Sm2 (Fe,M) 17Cy herzustellen. Vorteilhaft ist dabei auch, daß das Verfahren mit den in der Dauermagnetproduktion herkömmlichen metallurgischen Anlagen durchführbar und einfach zu handhaben ist.
Im Gegensatz zu den über Gasphasenreaktionen hergestellten Sm2Fe17Xy-Werkstoffen mit y < 3, die nur bis 600°C stabil sind, sind die auf die erfindungsgemäße Weise verarbeiteten Sm2 (Fe,M) 17Cy-Materialien bis zu Temperaturen von etwa 1000°C stabil .
Beste Wege zur Ausführung der Erfindung
Nachstehend ist die Erfindung an Hand von Ausführungsbeispielen näher erläutert, wobei der Weg gemäß Beispiel 1, basierend auf den Verfahrensmerkmalen der Patentansprüche 1 und 3, als besonders vorteilhaft anzusehen ist.
Beispiel 1
Samarium, Eisen Gallium und Kohlenstoff werden in fein verteilter Form zu einem Metallpulver der Zusammensetzung Sm2FelsGa2C2 vermischt und in einer Kugelmühle intensiv gemahlen. Das danach erhaltene magnetisch isotrope Feinpulver mit einer Koerzitivfeldstärke von etwa 1000 kA/m wird einer Wärmebehandlung zur Rekristallisation bei 700°C bis 750°C unter Vakuum oder Inertgasatmosphäre unterzogen. Für die Herstellung eines Dauermagneten wird dieses Pulver in einer Heißpresse bei 700°C bis 750°C unter Vakuum oder Inertgasatmosphäre bei einem Druck von 300 MPa bis 500 MPa während einer Dauer von 2 bis 5 Minuten verdichtet. 5
Im Ergebnis werden kompakte Dauermagnet mit einer Koerzitiv¬ feldstärke erhalten, die der des gemahlenen Pulvers entspricht.
Beispiel 2
Das gemäß Beispiel 1 gemahlene, jedoch noch nicht wärmebehan¬ delte Pulver wird in eine Heißpresse gegeben und bei 700°C bis 750°C unter Vakuum oder Inertgasatmosphäre bei einem Druck von 300 MPa bis 500 MPa über eine Zeit von 10 bis zu 60 Minuten verdichtet. Die Wärmebehandlung, die im Beispiel 1 als separater Verfahrensschritt vor dem Heißpressen ausgeführt wird, findet gemäß Beispiel 2 während des Heißpreßvorganges statt. Bei dieser Verfahrensweise werden kompakte Dauermagnete erhal¬ ten, die eine Koerzitivfeldstärke von etwa 1000 kA/m besitzen.
Beispiel 3
Die im Resultat der Beispiele 1 und 2 erhaltenen Magnete, die durch ein isotropes magnetisches Verhalten charakterisiert sind, werden einer Warmverformung im Temperaturbereich zwischen 750°C und 800°C bei einem Druck von 300 MPa bis 500 MPa unter Vakuum oder Inertgasatmosphäre unterworfen. Im Ergebnis werden Magnete mit einer magnetischen Vorzugsrichtung erhalten.
Beispiel 4
Eine Legierung der Zusammensetzung Sm2Fe15Ga2C2 wird nach dem Erstarren homogenisiert, zerkleinert und einem Intensivmahlpro¬ zeß unterworfen. Das danach erhaltene magnetisch isotrope Fein- pulver mit einer Koerzitivfeldstärke von etwa 1000 kA/m wird einer Wärmebehandlung zur Rekristallisation bei 700°C bis 750°C unter Vakuum oder Inertgasatmosphäre unterzogen. Für die Her¬ stellung eines Dauermagneten wird dieses Pulver in einer Hei߬ presse bei 700°C bis 750°C unter Vakuum oder Inertgasatmosphäre bei einem Druck von 300 MPa bis 500 MPa während einer Dauer von 2 bis 5 Minuten verdichtet.
Im Ergebnis werden kompakte Dauermagnete mit einer Koerzitiv¬ feldstärke erhalten, die der des gemahlenen Pulvers entspricht.
Beispiel 5
Das gemäß Beispiel 4 gemahlene, jedoch noch nicht wärmebehan¬ delte Pulver wird in eine Heißpresse gegeben und bei 700°C bis 750°C unter Vakuum oder Inertgasatmosphäre bei einem Druck von 300 MPa bis 500 MPa über eine Zeit von 10 bis zu 60 Minuten verdichtet. Die Wärmebehandlung, die im Beispiel 4 als separater Verfahrensschritt vor dem Heißpressen ausgeführt wird, findet gemäß Beispiel 5 während des Heißpreßvorganges statt. Bei dieser Verfahrensweise werden kompakte Dauermagnete erhal¬ ten, die eine Koerzitivfeldstärke von etwa 1000 kA/m besitzen.
Beispiel 6
Eine Legierung der Zusammensetzung Sm2Fe--_gGa--_ wird nach dem Erstarren bei 1100°C homogenisiert und zerkleinert. Das Pulver wird in einer Wasserstoffatmosphäre bis 750°C erhitzt und für 60 min auf dieser Temperatur gehalten. Danach wird das Pulver im Vakuum für 100 Minuten auf 800°C erhitzt und dann abgekühlt. Es entsteht ein sehr feinkörniges Sιr*2Fe--_5Ga--_-Pulver, das anschließend einer Glühung in einer Methanatmosphäre bei 500°C während einer Dauer von 6 h unterzogen wird, um den Kohlenstoff einzulagern. Für die Herstellung eines Dauermagneten wird das entstandene Sir^FeigGa--^ .4-Pulver in einer Heißpresse bei 700°C bis 750°C unter Vakuum oder Inertgasatmosphäre bei einem Druck von 300 MPa bis 500 MPa während einer Dauer von 2 bis 5 min verdichtet.
Beispiel 7
Die im Resultat der Beispiele 4, 5 und 6 erhaltenen Magnete, die durch ein isotropes magnetisches Verhalten charakterisiert sind, werden einer Warmverformung im Temperaturbereich zwischen 750°C und 800°C bei einem Druck von 300 MPa bis 500 MPa unter Vakuum oder Inertgasatmosphäre unterworfen. Im Ergebnis werden Magnete mit einer magnetischen Vorzugsrichtung erhalten.