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Anwendungsbereich
der Erfindung
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Die
vorliegende Erfindung bezieht sich auf ein trockenes Sucralfat-Gel
in poröser
Granulatform, den dazugehörigen
Herstellungsprozess und die pharmazeutischen Zusammensetzungen,
in denen die Substanz entweder als aktiver Wirkstoff enthalten ist
oder auf pharmazeutische Zusammensetzungen, in denen die Substanz
in der Ummantelung (Überzug)
von aktiven Wirkstoffen enthalten ist, die zu Läsionen der Magenschleimhaut
führen
können.
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Stand der
Technik
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Sucralfat
ist ein Agens zur Behandlung von Magengeschwüren, für welche ein nicht-systemischer Wirkmechanismus
vorgeschlagen wurde. In der Tat ist die Aktivität dieser Substanz abhängig von
der Fähigkeit,
sich an geschwürige
Stellen der Magenschleimhaut zu binden und somit eine physikalische
Barriere zu bilden, die die Schleimhaut vor aggressiven Säuren und
Enzymen schützt.
Dieser Mechanismus hat Wissenschaftler im pharmazeutischen Bereich
dazu veranlasst, diejenigen Produktcharakteristika zu verbessern,
die einen direkten Einfluss auf die Wirkung als „protektiver Überzug" für die Schleimhaut
des Intestinaltraktes ausüben.
Die besondere Aufmerksamkeit gilt dabei den granulometrischen Charakteristika
und dem spezifischen Oberflächenbereich
der Zusammensetzung sowie der physikalischen Struktur (Kristallinität, Struktur
an gebundenem Wasser usw.) und der Reaktivität mit Säuren. Kürzlich wurde das Spektrum dieses „klassischen" Wirkmechanismus
durch neue experimentelle Befunde erweitert, die, ohne die Interaktion
von Sucralfat mit der Schleimhaut des Gastrointestinaltraktes zu
beeinträchtigen,
gezeigt haben, dass auch Mechanismen in Verbindung mit der Aktivität von PGE2 Prostaglandinen oder des epidermalen Wachstumsfaktors
mitberücksichtigt werden
müssen.
Auch wurde erst kürzlich
aufgeklärt,
welche Rolle ein Mikroorganismus, Helicobacter pylori, bei der Entwicklung
pathologischer Zustände
mit Beteiligung gastrischer Schleimhautdefekte spielt. Viele Wissenschaftler
sind davon überzeugt,
dass der Grund für
das Bakterium sich in einem Umfeld anzusiedeln, welches aufgrund
der starken Magensäure
als ausgesprochen feindlich anzusehen ist, an der Fähigkeit
des Bakteriums liegt, sich an die Epithelzellen des Magens, die
wiederum zahlreiche Bindungsstellen anbieten, anzuheften. Daraus
kann abgeleitet werden, wie wichtig es ist, diese Anheftung des
Bakteriums durch Identifizierung eines entsprechenden therapeutischen
Mittels zu verhindern, welches mit dem Bakterium um die Bindungsstelle
konkurriert oder spezifisch auf das Bakterium wirkt, wie beispielsweise
eine lokale Antibiotikatherapie. Um dies zu erreichen, wird ein
therapeutisches Mittel benötigt,
welches sich an die Mukosa binden kann, mit dem Bakterium um die
Bindungsstellen konkurriert und in situ ein antibakterielles Agens
bereitstellt, auf welches der Mikroorganismus empfindlich reagiert.
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Das
europäische
Patent
EP 0286978 beschreibt
eine physikalische Form von Sucralfat, die aufgrund besonderer kolloidaler
Charakteristika als „Gel" bezeichnet wird.
Sucralfat-Gel könnte
die Rolle eines solchen Agens übernehmen,
das ausschließlich
dazu hergestellt wird, Helicobacter pylori und den damit einhergehenden
schädlichen
Folgen entgegenzuwirken. In dieser Hinsicht hat diese neue Sucralfat-Gelform
beeindruckende bioadhäsive
Charakteristika in Bezug auf die Magenschleimhaut gezeigt, wobei
die adhäsive
Eigenschaft viel größer ist
als diejenige von Sucralfat in Pulverform. Diese überlegene
biophysikalische Eigenschaft hat zu einer höheren Anti-Ulkus-Aktivität geführt und
zwar in einem so starken Maß,
dass dank dieser Sucralfat-Gelform
eine Halbierung der therapeutischen Sucralfatdosis von 4 g/Tag auf
2 g/Tag möglich
wurde. Dies ist ein eindeutiger Vorteil, auch hinsichtlich der Patientencompliance.
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Aus
technologischer Sicht wurde diese überlegene Aktivität von Sucralfat-Gel
erreicht durch ein Originalverfahren zur Herstellung des Ausgangsmaterials.
Bei dem Wirkstoff Sucralfat handelt es sich um ein komplexes Saccharoseoctasulfatsalz
mit Aluminiumhydroxid. Der letzte Schritt im Herstellungsverfahren
beinhaltet die Ausfällung
des Salzes aus einer wässrigen
Lösung
mit zwei Gegenionen, Aluminium und Saccharoseoctasulfat, mit einer
anschließenden
Trocknungsphase, bei der ein amorphes Pulver entsteht.
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Die
Innovation, die mit dem Sucralfat-Gel erreicht wird, besteht in
der Veränderung
der physikalischen Eigenschaften, so dass eine kolloidale Form erhalten
wird. Die physikalische kolloidale Form, bezeichnet als „Gel", zeigt sich nicht
nur in den granulometrischen Eigenschaften, sondern darüber hinaus
auch in den thixotropen Theologischen Charakteristika der wässrigen
Suspension von Sucralfat-Gel, wodurch die hohe Adhäsionsfähigkeit
gegenüber
der Mukosa des Gastrointestinaltraktes bedingt ist.
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Die
rheologischen und bioadhäsiven
Eigenschaften von Sucralfat-Gel gehen verloren, wenn das präzipitierte
Gel durch die übliche
Technik mit Hitze- oder Vakuumtrocknung in den Trockenzustand überführt wird. Folglich
besteht das als Ausgangsmaterial verwendete Sucralfat-Gel, welches
zur Herstellung der pharmazeutischen Formulierung eingesetzt wird,
aus einem feuchten Feststoff, wobei es sich hierbei einfach um das
gefilterte Präzipitat
handelt, welches eine große
Menge von an die kolloidalen Sucralfatpartikel gebundenem Wasser
enthält.
Es ist notwendig, das Ausgangsmaterial in trockenem Zustand zu halten
und der einzige Weg, die überlegene
Aktivität
des Sucralfat-Gels zu erhalten. Bei den pharmazeutischen Formulierungen,
die mit dem feuchten Feststoff hergestellt werden, kann es sich
daher nur um wässrige
Suspensionen handeln.
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Aus
dieser Tatsache ergibt sich eine strikte Limitierung der zur Therapie
mit Sucralfat-Gel verfügbaren pharmazeutischen
Formulierungen und zwar insofern, dass keine festen pharmazeutischen
Formulierungen herstellbar sind, wie Tabletten, Kapseln, Kautabletten
oder Pulver. Die aktuelle Verabreichungsform von Sucralfat-Gel ist
daher notwendigerweise eine wässrige
Suspension, die, wenn auch sehr geeignet für die Art des pathologischen
Zustandes und für
die Rolle, die das Produkt übernehmen
muss, doch zu Problemen führt,
welche mit den hohen zu transportierenden Volumina, der Möglichkeit
bakterieller Verunreinigung und der unpraktischen Anwendung in Verbindung
stehen.
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Die
internationale Patentanmeldung WO9605483 präsentiert ein Sprüh-Trocknungsverfahren
für Sucralfat-Gel,
das ausgehend von einer wässrigen
Suspension von Sucralfat-Gel entwickelt wurde, in welchem eine adäquate Menge
an einem gelprotektiven Agens vorgelegt wurde, d. h. einer Verbindung
mit Hydroxylgruppen. Aus dieser mit diesem Trocknungsverfahren erhaltenen
festen Verbindung entstand, wenn diese in Wasser redispergiert wurde,
eine Suspension mit den gleichen Charakteristika wie das Ausgangsprodukt,
das heißt,
mit den Eigenschaften eines Gels.
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Leider
erwies sich diese Trocknungsmethode für Sucralfat-Gel als etwas unvorteilhaft,
weil sie ein langes und aufwendiges Verfahren mit sich brachte,
welches eine Mischung von beträchtlichen
Mengen an Mannitol mit Sucralfat-Gel
und lange Trocknungszeiten mit erheblichem Energieaufwand erforderte
und nur einen Ertrag von 50% lieferte. Zusätzlich dazu musste das erhaltene
sprühgetrocknete
Produkt, welches nur wenige Mikrometer ausmachte, weiteren Verarbeitungsschritten
unterzogen werden, um ein zur Herstellung von pharmazeutischen Formulierungen,
wie gewöhnliche
Tabletten oder Kautabletten, geeignetes Granulat zu gewinnen.
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Darstellung
der Erfindung
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Gegenstand
der vorliegenden Erfindung ist eine neue Form von granulärem und
porösem
trockenem Sucralfat-Gel, welches besonders geeignet ist zur Herstellung
von festen pharmazeutischen Formulierungen, mit denen, sobald sie
in Wasser redispergiert sind, die besonderen Eigenschaften eines
Gels erhalten werden. Dieses Sucralfat-Gel in Festform weist eine
Partikelgrößenverteilung
auf zwischen 100 und 1000 μm,
eine Pulverbettdichte zwischen 0,7 und 0,9 g/ml, einen Setzungsindex,
gemäß Definition
durch R. L. Carr in „Evaluating flow
properties of solids",
Chem. Eng. 72: 163–168
(1965), zwischen 5 und 15% und letztendlich eine Restfeuchte zwischen
5 und 15%. Ein weiterer Gegenstand der vorliegenden Erfindung ist
das Verfahren zur Herstellung der oben erwähnten Festform, welches die
folgenden Schritte umfasst:
- a) Es wird eine
verdünnte
wässrige
Dispersion von pulvrigem Sucralfat-Gel hergestellt, die eine Viskosität zwischen
10 und 20 mPa·s
besitzt.
- b) Die im Schritt (a) erhaltene verdünnte wässrige Suspension wird getrocknet,
indem sie einer Mikrowellenbehandlung unterzogen wird.
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Diese
Trocknungstechnik mithilfe von Mikrowellen ermöglicht es, die zahlreichen
Nachteile zu umgehen, die mit dem zuvor beschriebenen Sprüh-Trocknungsverfahren
verbunden sind.
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Anders
als das pulvrige unter Einsatz der Sprüh-Trocknungstechnik erhaltene
Sucralfat-Gel, das durch seine starke Feinpulvrigkeit charakterisiert
ist, nimmt das pulvrige Sucralfat-Gel erfindungsgemäß die Form
eines granulären
und porösen
Festproduktes an, welches, wenn es mit Wasser in Kontakt gebracht
und leicht gerührt
wird, zur Entstehung einer homogenen Sucralfat-Gelsuspension führt mit denselben thixotropen
und bioadhäsiven
Eigenschaften wie die Suspension des feuchten Sucralfat-Gels. Darüber hinaus
ist es nicht erforderlich, ein gelprotektives Agens hinzuzugeben,
da in dem erfindungsgemäßen granulären und
porösen Trockensucralfat-Gel
die typischen Eigenschaften des feuchten Sucralfat-Gels erhalten
bleiben ohne den Zusatz der genannten Substanzen in der Trocknungsphase.
Im Gegensatz dazu ist dies im Fall von durch Sprüh-Trocknung erhaltenem Sucralfat-Gel
eine unverzichtbare Vorgehensweise.
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Folglich
ergibt sich aus dem trockenen Sucralfat-Gel in der porösen granulären Form,
welches Gegenstand der vorliegenden Erfindung ist, bei Redispersion
in Wasser eine Suspension mit denselben Charakteristika wie die
Startsuspension, nämlich
Geleigenschaften.
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Einen
weiteren Gegenstand der vorliegenden Erfindung stellen die pharmazeutischen
Zusammensetzungen in Festformulierung zur oralen Anwendung dar,
die als Wirkstoff das trockene Sucralfat-Gel in granulärer und
poröser
Form enthalten, welches Gegenstand der vorliegenden Erfindung ist.
Aufgrund der Tatsache, dass das Sucralfat-Gel gemäß der vorliegenden
Erfindung in der Form eines äußerst porösen Granulates
vorliegt, wird es besonders gut verwendbar für die bequeme Herstellung von
festen pharmazeutischen Formulierungen, wie beispielsweise Kautabletten,
die sich überraschend
schnell in einem wässrigen
Medium wie Speichel redispergieren.
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Einen
weiteren Gegenstand der vorliegenden Erfindung stellen die pharmazeutischen
Zusammensetzungen für
die orale Anwendung dar, umfassend:
- i) einen
Kern, enthaltend einen Wirkstoff, der Läsionen der Magenschleimhaut
hervorrufen kann;
- ii) eine Ummantelung des genannten Kerns, enthaltend als Hauptbestandteil
das poröse
granuläre
trockene Sucralfat-Gel, welches Gegenstand der vorliegenden Erfindung
ist.
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BESCHREIBUNG
DER ABBILDUNGEN
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1 zeigt das Rheogramm für die 20%ige
(w/v) wässrige
Sucralfat-Gelsuspension
vor dem Trocknen, wobei die viskose Scherkraft, ausgedrückt in Pa,
auf der Ordinate und die Scherrate, ausgedrückt in s–1, auf
der Abszisse angegeben sind.
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2 zeigt das Rheogramm für die 20%ige
(w/v) Sucralfat-Gelsuspension,
die nach dem Sprüh-Trocknen
erhalten wurde, wobei die viskose Scherkraft, ausgedrückt in Pa,
auf der Ordinate und die Scherrate, ausgedrückt in s–1,
auf der Abszisse angegeben sind.
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3 zeigt das Rheogramm für die 20%ige
(w/v) poröse
granuläre
Trockensucralfat-Gelsuspension gemäß der vorliegenden Erfindung,
wobei die Scherkraft, ausgedrückt
in Pa, auf der Ordinate und die Scherrate, ausgedrückt in s–1,
auf der Abszisse angegeben sind.
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4 zeigt das Rheogramm für die 20%ige
(w/v) wässrige
Sucralfat-Gelsuspension,
enthaltend Mannitol, mengenmäßig ausgedrückt in Gewicht
von Mannitol bezogen auf das Gewicht von Sucralfat im Sucralfat-Gel
von 1,5 : 1 vor dem Trocknen, wobei die Scherkraft, ausgedrückt in Pa,
auf der Ordinate und die Scherrate, ausgedrückt in s–1,
auf der Abszisse angegeben sind.
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5 zeigt das Rheogramm für die 20%ige
(w/v) wässrige
Sucralfat-Gelsuspension,
enthaltend Mannitol in einer Menge, ausgedrückt in Gewicht von Mannitol
bezogen auf das Gewicht von Sucralfat im Sucralfat-Gel von 1,5 :
1, wobei die Scherkraft, ausgedrückt
in Pa, auf der Ordinate und die Scherkate, ausgedrückt in s–1,
auf der Abszisse angegeben sind.
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DETAILLIERTE
BESCHREIBUNG DER ERFINDUNG
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In
den 1, 2, 3, 4 und 5 wird ein Vergleich gezogen zwischen
dem Rheogramm der Suspension von Sucralfat-Gel, die keiner Trockenbehandlung
unterzogen wurde, dem Rheogramm von Sucralfat-Gel gemäß der vorliegenden
Erfindung, erhalten durch Mikrowellentrocknung und dem Rheogramm
des Produktes, erhalten mithilfe der Sprühtrocknung. Diese Rheogramme
zeigen, dass es das erfindungsgemäße Trockensucralfat-Gel in
poröser
granulärer
Form ermöglicht,
die rheologischen Charakteristika des feuchten Sucralfat-Gels zu
erhalten. In der Praxis erscheinen die rheologischen und bioadhäsiven Charakteristika
sowie die Partikelgrößenverteilung
der rekonstituierten Suspension unverändert in Bezug auf das mit
feuchtem Sucralfat-Gel hergestellte Ausgangsprodukt. Infolge dessen
ist das Trockenprodukt als trockenes Sucralfat-Gel in poröser granulärer Form
definiert.
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Das
Herstellungsverfahren für
das oben erwähnte
trockene Sucralfat-Gel, welches ein weiterer Gegenstand der vorliegenden
Erfindung ist und den Einsatz von Mikrowellen zur Trocknung mit
einschließt,
d. h. Schritt (b), hat überraschenderweise
beträchtliche
Vorteile gegenüber
dem Sprühtrocknungsverfahren
gezeigt und insbesondere:
- – kann die Trocknung des feuchten
Sucralfat-Gels direkt erfolgen ohne den Zusatz von Hydroxylgruppen enthaltenden
Substanzen, die eine „gelprotektive" Funktion übernehmen,
wie beispielsweise Mannitol;
- – sind
für das
Trocknungsverfahren weitaus kürzere
Zeiten erforderlich, verglichen mit dem Sprühtrocknungsverfahren;
- – liegen
die mit dem erfindungsgemäßen Verfahren
gewonnenen Erträge
bei fast 100%, wohingegen sich mit der Sprühtrocknung keine Erträge über 50%
ergeben.
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Das
feuchte Sucralfat-Gel in Pulverform, das in Schritt (a) des erfindungsgemäßen Verfahrens
verwendet wird, wird wie in dem oben erwähnten europäischen Patent
EP 0286978 hergestellt und weist einen Sucralfattiter
(wie sich nach der italienischen Pharmakopoe ergibt) zwischen 20
und 70 Gew.-% auf.
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Vorzugsweise
wird das Produkt als Sucralfat-Gel verwendet, welches einen Sucralfattiter
zwischen 30 und 50 Gew.-% besitzt.
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Die
Sucralfatkonzentration in der wässrigen
Dispersion, ausgedrückt
in Gewicht von Sucralfat, enthalten im Ausgangssucralfat-Gel über das
Gesamtvolumen der genannten Dispersion in Schritt (a) des Verfahrens,
welches Gegenstand der vorliegenden Erfindung ist, liegt zwischen
10 und 25%.
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Wie
bereits betont wurde, hat das mit diesem Verfahren erhaltene Festprodukt
die Form eines äußerst porösen Granulates.
Das Produkt besitzt eine hohe Dichte und beträchtliche Kohäsionseigenschaften
ohne Hilfe von Bindungsagenzien. Dadurch ist es möglich, auf
einfache Weise feste pharmazeutische Formulierungen herzustellen,
wie beispielsweise Kautabletten, ohne dass dem Kompressionsverfahren
ein Granulationsverfahren vorausgehen muss. Insbesondere beziehen
sich die innovativen Charakteristika dieser neuen trockenen Sucralfat-Gelqualität auf die
Partikelgröße und die
Dichte des Pulvers sowie die Porosität der Granula, die unter dem
Mikrowellentrocknungsverfahren entstehen. Die durchschnittliche
Größe des gewonnenen
Sucralfat-Gels liegt bei 500 μm
für das
erfindungsgemäße trockene
Sucralfat-Gel unter Verwendung von Mikrowellen und 10 μm für das trockene
Sucralfat-Gel mithilfe der Sprühtrocknung.
Für die
offensichtliche Dichte des Pulverbettes im Setzungszustand hat sich
für das
erfindungsgemäße trockene
Sucralfat-Gel ein Wert zwischen 0,7 und 0,9 g/ml und für das sprühgetrocknete
Sucralfat-Gel zwischen 0,4 und 0,6 g/ml ergeben. Es ergibt sich
ein Setzungsindex für
das Pulverbett, d. h. ein prozentualer Anstieg in der Dichte des
Pulverbettes als Resultat eines auf das Bett selbst bezogenen Setzvorgangs
zwischen 5 und 15% für
das mit Mikrowellen getrocknete Sucralfat-Gel und zwischen 30 und
50% für
das mithilfe der Sprühtechnik
getrocknete Sucralfat-Gel.
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Die
Restfeuchte in dem trockenen Sucralfat-Gel mit poröser granulärer Form
gemäß der vorliegenden Erfindung
liegt zwischen 5 und 25%, während
der entsprechende Wert für
das sprühgetrocknete
Sucralfat 4% nicht übersteigt.
Obwohl, wie bereits zuvor angeführt,
für das
erfindungsgemäße poröse trockene
Sucralfat-Gel in der Herstellungsphase bei der Trocknung kein gelprotektives
Agens erforderlich ist, enthält
es doch anteilsmäßig ein
gelprotektives Agens, ausgedrückt
in Gewicht von Sucralfat, enthalten im Sucralfat-Gel, bezogen auf
das Gewicht des gelprotektiven Agens von 0,5 : 1 bis 1,5 : 1.
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Das
gelprotektive Agens wird vorzugsweise ausgewählt unter: Mannitol, Sorbit,
Glucose, Saccharose, Lactose, Xylit und Polyalkoholen.
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Diese
erfindungsgemäße neue
Form von trockenem Sucralfat-Gel wurde unerwartet erfunden, als eine
verdünnte
Suspension von Sucralfat-Gel getrocknet wurde. Die Tatsache, dass
all dies unvorhersehbar war, ist auf die fundierte Technik zurückzuführen, die
besagt, dass es vorteilhafter ist, ein Produkt zu trocknen, dessen
Wasseranteil so gering wie möglich
ist. Statt dessen haben wir erfunden, dass das Trocknen einer verdünnteren
Suspension von Sucralfat-Gel mithilfe der Mikrowellentechnik zum
Sieden des Produkts führt,
wodurch es zur Bildung einer großen Anzahl von leeren Stellen
im Trockenprodukt kommt. Insbesondere haben wir erfunden, dass dieses
Siedephänomen
mit der Viskosität
der wässrigen
Lösung
in Verbindung steht, die einer Mikrowellenbehandlung unterzogen
wurde, einer Viskosität,
welche, wie bereits zuvor ausgeführt,
zwischen 10 und 20 mPa·s
liegen muss. Noch überraschender
haben wir erfunden, dass aufgrund der Porosität des Trockenproduktes, das
mit diesem Verfahren gewonnen wurde, die Disgregation der Tabletten
aktiviert wird, welche in der Praxis ohne die Intervention von Disgregationssubstanzen
in die ursprünglichen
Partikel zerfallen, wie es gegenwärtig bei der pharmazeutischen
Tablettentechnik der Fall ist. Tatsächlich zeigen die Tabletten,
die ausgehend vom erfindungsgemäßen trockenen
Sucralfat-Gel erhalten wurden, beim Einbringen in Wasser die ungewöhnliche
Tendenz zu disgregieren bedingt durch die hohe Porosität des Ausgangsmaterials.
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Das
trockene Sucralfat-Gel, welches Gegenstand der vorliegenden Erfindung
ist, zeigt beim Vergleich mit den bekannten Sucralfatformen in Pulverform
oder Trockengelform überlegene
Qualitäten
hinsichtlich Kompression und Kohäsion.
Dies bedeutet, dass das erfindungsgemäße Sucralfat-Gel zur Herstellung
von Tabletten oder Ähnlichem
verwendet werden kann und zwar selbst in Produktionsumgebungen,
in denen Sucralfat mit speziellen Techniken verarbeitet wird wie
diejenigen, die zur Erzeugung von Barrieren mit dem Ziel eine äußere Ummantelung
für eine
Tablette mit Trockenüberzug
bereitzustellen, eingesetzt werden. Diese Technik ist in dem europäischen Patent
Nr. 0167958 beschrieben und umfasst die Aufbringung eines Überzugs
um einen Kern vorzugsweise in der Form einer Tablette, enthaltend
eine Substanz mit für
die Magenwand schädlichen
Eigenschaften, wobei diese Ummantelung Sucralfat als Hauptbestandteil
enthält,
welches die Funktion hat, die Magenschleimhaut zu schützen, bevor
sie in Kontakt mit der gastroläsiven
Substanz kommt. Bei dieser Überzugstechnik
sind bestimmte Aspekte für
die Produktion und die Durchführung
des therapeutischen Herstellungsverfahrens von primärer Bedeutung:
Die Ummantelungsmenge muss so gering wie möglich sein, die Ummantelung
muss über
hohe Kohäsionseigenschaften
verfügen
und die Disgregation der Ummantelung, welche der Disgregation des
Kerns vorausgeht, muss rasch vonstatten gehen mit der geringst möglichen
Intervention von Hilfsstoffen wie Disgregationsagenzien. Die Verwendung
von trockenem Sucralfat-Gel in granulärer und poröser Form gemäß der vorliegenden
Erfindung ermöglicht
es, alle oben angeführten
Bedingungen vollumfänglich
zu erfüllen
dahin gehend, dass das Produkt die doppelte Aktivität von Sucralfat
in Pulverform aufweist und somit die für den Überzug zu verwendende Menge
auf die Hälfte
reduziert wird. Die granuläre
Form begünstigt
die Kohäsion
sowohl zwischen den Partikeln, die den Überzug bilden, als auch zwischen dem Überzug und
dem Kern. Somit ergeben sich keine Nachteile beim Überzug hinsichtlich
geringem Glanz und Härte
und Ablösung
der Ummantelung vom Kern während
der Packungsphase des Endproduktes. Die Porosität des Granulates führt zu einer
unabhängigen Disgregation
des Überzugs
auch ohne die Verwendung von Disgregationsagenzien.
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Aus
diesem Grund ist auch die Verwendung des erfindungsgemäßen Trockensucralfat-Gels
bei der Herstellung von trocken überzogenen
Tabletten, bei denen die äußere Schicht
aus Sucralfat besteht und der Kern aus einem Agens, welches Magenschleimhautläsionen hervorrufen
kann, wie Aspirin, Ibuprofen, Ketoprofen, Diclofenac, Piroxicam
und Nimesulid ein Gegenstand des vorliegenden Patentes. Tatsächlich ermöglicht in
diesem Fall die Verwendung von Sucralfat-Gel, dessen Aktivität doppelt
so hoch ist wie die Aktivität
des in dem zuvor angeführten
europäischen
Patent beschriebenen pulvrigen Sucralfates, die Reduktion der Sucralfatquantität, welche
für die
therapeutische Wirkung zum Schutz der Magenschleimhaut vor dem Kontakt
mit dem im Kern enthaltenen Antiphlogistikum notwendig ist, um die
Hälfte.
Allerdings ist hierbei die Tatsache von besonderer Bedeutung, dass
das erfindungsgemäße trockene
Sucralfat-Gel aufgrund der hohen Charakteristika bezüglich Kompression
und Kohäsion
es ermöglicht,
Tabletten von höherer
Qualität
herzustellen und zwar sowohl in Hinsicht auf die Vereinfachung des
Produktionsverfahrens als auch bezüglich der Kohäsion zwischen
Ummantelungsschicht und Kern. Mit dem erfindungsgemäßen trockenen
Sucralfat-Gel in granulärer und
poröser
Form ist es einfacher, feste pharmazeutische Zusammensetzungen für die orale
Verabreichung herzustellen, bedingt dadurch, dass es bereits in
granulärer
und nicht in mikrogranulärer
Form vorliegt und es somit aufgrund der starken Porosität zu einer
rascheren Disgregation kommt.
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Um
die vorliegende Erfindung zu veranschaulichen, nicht aber um den
Erfindungsgedanken in irgend einer Weise einzuschränken, sind
nachfolgend eine Reihe von Beispielen angeführt über die Herstellungsverfahren
von porösem
trockenem Sucralfat-Gel und pharmazeutischen Zusammensetzungen in
einer Festformulierung, die das erfindungsgemäße poröse trockene Sucralfat-Gel entweder
als Wirkstoff oder als Ummantelung einer pharmazeutischen Zusammensetzung
mit einem Wirkstoff, der Läsionen
der Magenschleimhaut hervorrufen kann, enthalten. Beispiel
1.1
Herstellung von trockenem Sucralfat-Gel durch Mikrowellentrocknung
| Feuchtes
Sucralfat-Gel | 100
g (enthaltend 30,8 g Sucralfat, italienische offizielle Pharmakopoe) |
| Gereinigtes
Wasser q. s. bis zu | 200
ml |
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Die
Komponentenmischung wird in einem Turbinenmischer gerührt, um
eine feine Sucralfat-Geldispersion zu erhalten. Die erhaltene Suspension
in einer Menge von 200 ml wird in einen Mikrowellenofen mit einem
Fassungsvermögen
von 17 l eingebracht, ausgebreitet in einer Schale mit einem Durchmesser
von 27,5 cm, so dass die Dicke der Schicht annähernd 4 mm beträgt und einer
Mikrowellenbestrahlung unterzogen mit einer Leistung von 800 W und
einer Unterbrechung von 24–30
s für einen
Gesamtzeitraum von 20 Minuten. Unter den oben beschriebenen Bedingungen
werden 30 g an getrocknetem Produkt erhalten, welches eine Restfeuchte
zwischen 10 und 15% aufweist.
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Es
folgt die Dispersion von 30 g an getrocknetem Produkt in gereinigtem
Wasser durch Mischen mit einem Turbinenmischer zum Erhalt eines
20%igen (w/v) Sucralfat-Gels, welches rheologische Charakteristika zeigt ähnlich denen
des Sucralfat-Gels vor dem Trocknungsverfahren.
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1 zeigt das Rheogramm der
Suspension von feuchtem Sucralfat-Gel vor dem Trocknen, welches als
Referenz genommen wurde zum Vergleich mit dem Rheogramm der Suspension,
enthaltend feuchtes Sucralfat-Gel, das mithilfe der Sprühtrocknungstechnik
(
2) getrocknet wurde
und dem Rheogramm der Suspension, enthaltend das feuchte Sucralfat-Gel,
das mithilfe der Mikrowellentechnik (
3)
getrocknet wurde. Beispiel
1.2
Herstellung von trockenem Sucralfat-Gel, enthaltend Mannitol
in einem Verhältnis
von 1 : 1 durch Mikrowellentrocknung
| Feuchtes
Sucralfat-Gel | 100
g (enthaltend 42 g Sucralfat, italienische offizielle Pharmakopoe) |
| Mannitol | 42
g |
| Gereinigtes
Wasser q. s. bis zu | 250
ml |
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Die
Komponentenmischung wird in einem Turbinenmischer gerührt, um
eine feine Sucralfat-Geldispersion zu erhalten. Die erhaltene Suspension
wird unter den gleichen Verfahrensbedingungen getrocknet wie im
vorherigen Beispiel. Gewonnen werden etwa 80 g Trockenprodukt, welches
eine Restfeuchte zwischen 10 und 15% besitzt.
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Es
folgt die Dispersion von 30 g Trockenprodukt in gereinigtem Wasser
durch Mischen mit einem Turbinenmischer, um ein 20%iges (w/v) trockenes
Sucralfat-Gel zu erhalten, welches rheologische Charakteristika
zeigt ähnlich
denen des Sucralfat-Gels vor dem Trocknungsverfahren. Beispiel
1.3
Herstellung von trockenem Sucralfat-Gel, enthaltend Mannitol
in einem Verhältnis
von 1 : 1,5 durch Mikrowellentrocknung
| Feuchtes
Sucralfat-Gel | 100
g (enthaltend 30,8 g Sucralfat, italienische offizielle Pharmakopoe) |
| Mannitol | 46,2
g |
| Gereinigtes
Wasser q. s. bis zu | 200
ml |
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Die
Komponentenmischung wird in einem Turbinenmischer gerührt, um
eine feine Sucralfat-Geldispersion zu erhalten. Die erhaltene Suspension
wird unter den gleichen Verfahrensbedingungen getrocknet wie im
vorherigen Beispiel. Gewonnen werden etwa 70 g Trockenprodukt, welches
eine Restfeuchte zwischen 10 und 4,7% besitzt (vergleichendes Beispiel).
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Es
folgt die Dispersion von 30 g auf diese Weise erhaltenem getrocknetem
Produkt in gereinigtem Wasser einfach durch Mischen mit einem Turbinenmischer,
um ein 20%iges (w/v) trockenes Sucralfat-Gel zu erhalten, welches
rheologische Charakteristika zeigt ähnlich denen des Sucralfat-Gels
vor dem Trocknungsverfahren.
4 zeigt
das Rheogramm der Suspension von feuchtem Sucralfat-Gel, enthaltend
Mannitol in einem Verhältnis
1 : 1,5 vor dem Trocknen, welches als Referenz genommen wurde zum
Vergleich mit dem Rheogramm der Suspension, enthaltend feuchtes
Sucralfat-Gel mit dem gleichen Anteil an Mannitol und durch Mikrowellentechnik
getrocknet (
5). Beispiel
2.1
Herstellung von Kautabletten mit Sucralfat-Gel, welches
durch Mikrowellentechnik getrocknet wurde, enthaltend Mannitol in
einem Verhältnis
von 1 : 1
Zusammensetzung einer Tablette mit einem Gesamtgewicht
von 2,438 g
| Sucralfat
als Trockengel | 1
g |
| Mannitol | 1
g |
| Aspartam | 0,0014
g |
| Pfefferminzessenz | 0,004
g |
| Süßholzsaftessenz | 0,004
g |
| Magnesiumstearat | 0,024
g |
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Durch
Mikrowellentechnik getrocknetes Sucralfat-Gel, enthaltend Mannitol
in einem Verhältnis
von 1 : 1 bezogen auf Sucralfat wurde unter Befolgung der Verfahrensbedingungen
von Beispiel 1.2 gewonnen. Um Tabletten zu erhalten, wurde das trockene
Sucralfat-Gel durch ein Sieb mit Maschenweite 1 mm gesiebt. Pfefferminz-
und Süßholzgeschmack,
Aspartam und Magnesiumstearat wurden dann dem Granulat zugegeben und
die Mischung für
1 Stunde in einem „Rotating-body"-Mischer gemischt.
Tabletten wurden aus dieser Mischung hergestellt unter Verwendung
einer Schichtpresse mit Aussparungen mit einem Durchmesser von 20 mm.
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Die
erhaltenen Tabletten hatten ein durchschnittliches Gewicht von 2,43 ± 0,02
g, eine Dicke von 6,04 ± 0,01
mm, eine Zerreibbarkeit von 1,45%, eine Monsanto-Härte von
5,2 ± 0,3
und eine Disgregationszeit gemäß der italienischen
offiziellen Pharmakopoe von 6 ± 2
min. Beispiel
2.2
Aspirintabletten (100 mg), überzogen mit 100 mg Trockensucralfat-Gel,
getrocknet durch Mikrowellentechnik
Zusammensetzung einer Tablette
mit einem Gesamtgewicht von 249,1 mg
| Kern | |
| Acetylsalicylsäure | 100
mg |
| Maisstärke | 10
mg |
| Croscarmellose | 3
mg |
| Überzug | |
| Sucralfat
als Trockengel | 100
mg |
| Croscarmellose | 4,7
mg |
| Magnesiumstearat | 1,2
mg |
-
Zur
Herstellung des Kerns werden Stärke
und Croscarmellose zur Acetylsalicylsäure hinzugegeben und alles
zusammen in einem „Rotating-body"-Mischer für eine Stunde
gemischt. Die Tabletten wurden hergestellt unter Verwendung einer
Schichtpresse mit runden Aussparungen mit einem Durchmesser von
6 mm.
-
Das
Trockensucralfat-Gel zur Herstellung des Überzugs wurde gewonnen wie
in Beispiel 1.1 beschrieben. Das trockene Sucralfat-Gel, welches
durch ein Sieb mit einer Maschenweite von 1 mm gesiebt wurde, wurde
mit Croscarmellose und Magnesiumstearat in einem „Rotating-body"-Mischer für eine Stunde
gemischt. Die Acetylsalicylsäuretabletten
wurden mit dieser Mischung überzogen
unter Verwendung der Schichtpresse mit runden Aussparungen mit einem
Durchmesser von 9 mm. Die erhaltenen Tabletten hatten ein durchschnittliches
Gewicht von 258 ± 7
mg, eine Dicke von 3,8 ± 0,04
mm, eine Zerreibbarkeit von 0,6%, eine Monsanto-Härte von
4,2 ± 0,7
und eine Disgregationszeit gemäß der italienischen
offiziellen Pharmakopoe von 3,5 ± 2 min.