DE19952666A1 - Verfahren zur prädiktiven Regelung von Mehrgrößensystemen - Google Patents
Verfahren zur prädiktiven Regelung von MehrgrößensystemenInfo
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Abstract
Mehrgrößensysteme können zu völlig anderen Problemstellungen als Eingrößensysteme führen: die Anzahl der Regelgrößen kann größer oder kleiner als die Anzahl der Stellgrößen sein. Das Regelungsproblem ist dann unter- bzw. überbestimmt. Erfindungsgemäß lassen sich solche Aufgabenstellungen mit einem heuristischen prädiktiven Regelungsverfahren in der gleichen einfachen Weise lösen wie im Falle einer übereinstimmenden Anzahl von Regel- und Stellgrößen: es wird die gleiche Art der Streckenkenntnis verwendet. Auch in diesen Fällen wird kein dynamisches Modell der Regelstrecke im üblichen Sinne benötigt.
Description
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur prädiktiven Regelung von Mehrgrößensyste
men, bei denen die Anzahl der Stellgrößen verschieden von der Anzahl der Regel
größen ist.
Prädiktive Regelungsverfahren sind in großer Zahl entwickelt worden (Dittmer, R.:
msr, Berlin 33 (1990), 11, S. 490-496). Allen diesen Verfahren ist gemeinsam, daß
versucht wird, innerhalb eines gewissen Zeithorizontes den Sollwert zu erreichen.
Dabei wird eine Vorausberechnung der Regelgröße über diesen Zeitraum durchge
führt, wobei eine Kenntnis des dynamischen Modells Voraussetzung ist. Aus diesem
Grund ist der Einsatz prädiktiver Regler in der Praxis bisher nicht sehr verbreitet, da
der Aufwand für die Erstellung eines dynamischen Modells oft sehr hoch ist.
Es wurde ein prädiktives Regelungsverfahren vorgeschlagen (DD 2 99 833 B5), das
zusammen mit der Parametrierungsvorschrift (DE 41 09 386 C2) zu sehr guten Er
gebnissen führt, da lediglich das Anfangsverhalten, also eine Information über das
erste Teilstück der Sprungantwortfunktion, bekannt sein muß.
Wie fast alle Regelungsverfahren für Mehrgrößensysteme wird dabei davon ausge
gangen, daß die Anzahl der Regelgrößen und die Anzahl der Stellgrößen überein
stimmt. Damit ergibt sich normalennreise eine eindeutige Lösung des Problems.
in der Praxis kann die Aufgabenstellung für ein Mehrgrößenregelungsproblem je
doch in zwei Richtungen abweichen:
- - die Anzahl der Regelgrößen ist größer als die Anzahl der Stellgrößen, was nor malerweise bedeutet, daß nicht alle Sollwerte der Regelgrößen in gleicher Weise erreicht werden können (unterbestimmtes System). Die Sollwerte können nur im Sinne eines Kompromisses erreicht werden;
- - die Anzahl der Regelgrößen ist kleiner als die Anzahl der Stellgrößen; es gibt also mehr Einflußgrößen als eigentlich gebraucht werden (überbestimmtes System). In diesem Fall gibt es üblicherweise mehrere Möglichkeiten, die geforderten Soll werte gleichzeitig zu erreichen.
Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein prädiktives Regelungsverfahren so zu
verändern, daß es im überbestimmten Fall (mehr Stellgrößen als Regelgrößen) wie
auch im unterbestimmten Fall (weniger Stellgrößen als Regelgrößen) in einfacher
Weise erfolgreich arbeitet.
Diese Aufgabe wird durch die kennzeichnenden Merkmale der Patentansprüche 1
bis 3 gelöst.
Bei Anwendung der erfindungsgemäßen Lösung ergibt sich gegenüber dem Stand
der Technik der Vorteil, daß über- und unterbestimmte Mehrgrößenregelungspro
bleme ebenfalls ohne Kenntnis des dynamischen Verhaltens im traditionellen Sinn in
einfacher Art und Weise gelöst werden können. Der Vorzug des Verfahrens nach
DD 2 99 833 B5, kein dynamisches Modell des Prozesses zu benötigen, bleibt also
auch in diesen schwierigen Fällen erhalten.
Die Erfindung wird an den folgenden Beispielen näher erläutert.
In diesem Fall ist die Anzahl der Stellgrößen größer als die Anzahl der Regelgrößen
(nu < ny). Ausgangspunkt ist eine einfache Realisierung der Erfindung in
DD 2 99 833 B5. In diesem Fall ist die Anzahl der Regelgrößen ny gleich der Anzahl
der Stellgrößen nu.
Der zyklische Teil des Regelungsverfahrens nach DD 2 99 833 B5 kann beispiels
weise durch folgende konkrete Formeln realisiert werden:
for i:=1 to ny do begin
zw1:=(y[i]-y0a[i])/dt;
y0[i]:=0.5*y0[i]+0.5*y[i];
y0s[i]:=0.5*y0s[i]+0.5*zw1;
y0ss[i]:=0.5*y0ss[i]+0.5*(zw1-y0as[i])/dt;
y0a[i]:=y[i];
y0as[i]:=zw1;
z[i]:=-(y0[i]-ysoll[i])*tqm/ts;
z[i]:=z[i]-y0s[i]*ts*(1-exp(-tqm/ts));
end;
{berechne du[i] aus dem linearen Gleichungssystem ftm[i,j]*du[j] = z[i]}
for i:=1 to nu do begin
zw1:=dt/ts;
ust[i]:=zw1*u[i]+(1-zw1)*ust[i];
u[i]:=ala*u[i]+(1-ala)*(ust[i]+du[i]);
end.
for i:=1 to ny do begin
zw1:=(y[i]-y0a[i])/dt;
y0[i]:=0.5*y0[i]+0.5*y[i];
y0s[i]:=0.5*y0s[i]+0.5*zw1;
y0ss[i]:=0.5*y0ss[i]+0.5*(zw1-y0as[i])/dt;
y0a[i]:=y[i];
y0as[i]:=zw1;
z[i]:=-(y0[i]-ysoll[i])*tqm/ts;
z[i]:=z[i]-y0s[i]*ts*(1-exp(-tqm/ts));
end;
{berechne du[i] aus dem linearen Gleichungssystem ftm[i,j]*du[j] = z[i]}
for i:=1 to nu do begin
zw1:=dt/ts;
ust[i]:=zw1*u[i]+(1-zw1)*ust[i];
u[i]:=ala*u[i]+(1-ala)*(ust[i]+du[i]);
end.
In diesem speziellen Fall werden keine expliziten Totzeiten verwendet und es wird
angenommen, daß das zu regelnde System als stabil betrachtet werden kann (Trend
als Exponentialfunktion). Es ist darauf hinzuweisen, daß damit nur eine Realisie
rungsmöglichkeit des prädiktiven Regelungsverfahrens angegeben ist, es sind viele
andere Varianten denkbar.
Folgende Symbole werden verwendet:
y[i] - gemessener Wert der i-ten Regelgröße (1 <= i <= ny)
ysoll[i] - Sollwert der i-ten Regelgröße
u[i] - berechneter Stellgrößenwert, der auf die Strecke zurückwirkt (1 <= i <= nu)
dt - Reglertaktzeit
ts - Zeithorizont (bestimmt die Schnelligkeit des Reglers)
z[i] - durch Prädiktion gewonnene Abweichung der i-ten Regelgröße vom gewünschten Verlauf, soll durch Verstellung der Regelgrößen u[j] im aktuellen Schritt kompensiert werden.
y[i] - gemessener Wert der i-ten Regelgröße (1 <= i <= ny)
ysoll[i] - Sollwert der i-ten Regelgröße
u[i] - berechneter Stellgrößenwert, der auf die Strecke zurückwirkt (1 <= i <= nu)
dt - Reglertaktzeit
ts - Zeithorizont (bestimmt die Schnelligkeit des Reglers)
z[i] - durch Prädiktion gewonnene Abweichung der i-ten Regelgröße vom gewünschten Verlauf, soll durch Verstellung der Regelgrößen u[j] im aktuellen Schritt kompensiert werden.
Das sehr stark simplifizierte Streckenmodell besteht aus den Größen tqm und ftm[i,j]
mit folgender Bedeutung: wird ausgehend vom stationären Zustand zur Zeit t = 0 die
j-te Stellgröße u[j] (j = 1,nu) um 1 geändert, ergibt sich nach Ablauf der Zeit tqm
eine Änderung der i-ten Regelgröße ftm[i,j] (1 <= i <= ny) gerechnet zum Ausgangs
zustand bei t = 0.
Für die restlichen Größen y0, y0s, y0ss, ust und ala werden im Startschritt Werte
vorgegeben, welche für das Beispiel aber ohne Bedeutung sind.
Von Bedeutung ist jedoch die innerhalb des Algorithmus angesiedelte Lösung eines
linearen Gleichungssystems zur Berechnung der Stellgrößenänderung du[i]. Das ist
nur möglich, wenn die Anzahl der Regelgrößen gleich der Anzahl der Stellgrößen ist.
Erfindungsgemäß wird bei einem überbestimmten System mit Ausnahme des linea
ren Gleichungssystems der Algorithmus beibehalten, das Streckenmodell wird voll
kommen analog angesetzt; da es jedoch mehr Stellgrößen als Regelgrößen gibt,
stellt ftm[i,j] keine quadratische Matrix mehr dar und die Stellgrößenänderungen du[i]
können nicht mehr aus einem linearen Gleichungssystem berechnet werden. Erfin
dungsgemäß wird das Gleichungssystem ftm[i,j]*du[j] = z[i] (1 <= i <= ny),
(1 <= j <= nu), nu < ny mit einem Verfahren der linearen Optimierung oder einem
nichtlinearem Verfahren gelöst, wobei Nebenbedingungen für die Stellgrößenverän
derungen berücksichtigt werden. Die konkrete Wahl dieses Lösungsverfahrens hängt
sehr stark vom einzelnen Anwendungsfall ab und ist deshalb nicht Gegenstand die
ser Erfindung. Vorzugsweise ist jedoch die lineare Optimierung anwendbar. Ent
scheidend für die erfindungsgemäße Lösung ist vielmehr die erweiterte Verwendung
der Streckeninformation, bestehend aus tqm und ftm[i,j]. Ohne den Umfang der Er
findung zu verlassen, kann für jede Stellgröße im Bedarfsfall ein separater Wert von
tqm: tqm[j] genutzt werden.
In diesem Fall gibt es mehr Regelgrößen als Stellgrößen (ny < nu). Um ein konkretes
Objekt vor Augen zu haben, kann man sich einen chemischen Prozeß vorstellen,
dessen Produkt durch eine Vielzahl ny von Qualitäten = Regelgrößen charakterisiert
wird, für dessen Erreichung aber nur eine geringere Anzahl nu von verfahrenstechni
schen Einflußgrößen = Stellgrößen zur Verfügung stehen (nu < ny). Es wird also im
allgemeinen nicht möglich sein, alle Qualitätsparameter gleichzeitig am Sollwert zu
halten; es kann nur ein Kompromiß in einem vorzugebendem Sinne erreicht werden.
Wie im Beispiel 1 wird der Algorithmus grundsätzlich beibehalten. Erfindungsgemäß
wird das Streckenverhalten wiederum durch tqm und ftm[i,j] beschrieben. Neu ist
nur, daß sich für jede Stellgrößenänderung ny (ny < nu) Regelgrößenänderungen
ergeben. Das System ftm[i,j]*du[j] = z[i] ist damit überbestimmt, d. h. es gibt mehr
Gleichungen als zu bestimmende Variable du[j]. Erfindungsgemäß wird dieses über
bestimmte Gleichungssystem in einem dem konkreten Fall angepaßten Ausgleichs
algorithmus gelöst, vorzugsweise durch die gewichtete Methode der kleinsten Qua
drate.
Claims (3)
1. Verfahren zur prädiktiven Regelung von Mehrgrößensystemen, bei denen die An
zahl der Stellgrößen nu verschieden von der Anzahl der Regelgrößen ny ist, mit
Prädiktion der Regelgröße ohne Verwendung eines dynamischen Modells und an
schließender Korrektur der Stellgröße zur Änderung der prädiktiv gewonnenen Ab
weichung zwischen erwartetem und gewünschtem Verlauf z[i] in jedem Einzel
schritt, dadurch gekennzeichnet, daß als Streckeninformation sowohl für ny < nu
als auch für nu < ny die nach Ablauf der Zeit tqm sich ergebenden ny Regelgrö
ßenänderungen ftm[i,j] (i = 1,ny), (j = 1,nu) verwendet werden, wenn zur Zeit t = 0
die j-te Stellgröße um 1 verstellt wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß im überbestimmten
Mehrgrößensystem das Gleichungssystem ftm[i,j]*du[j] = z[i] (i = 1,ny), (j = 1,nu),
nu < ny vorzugsweise mit einem linearen Verfahren unter Berücksichtigung von
Nebenbedingungen für die Stellgrößen oder einem nichtlinearen Verfahren gelöst
wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß im unterbestimmten
Mehrgrößensystem das Gleichungssystem ftm[i,j]*du[j] = z[i] (i = 1,ny), (j = 1,nu),
ny < nu mit Hilfe der gewichteten Methode der kleinsten Quadrate oder einer
ähnlichen Methode nach den Stellgrößenänderungen du[j] aufgelöst wird.
Priority Applications (1)
| Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
|---|---|---|---|
| DE1999152666 DE19952666A1 (de) | 1999-11-02 | 1999-11-02 | Verfahren zur prädiktiven Regelung von Mehrgrößensystemen |
Applications Claiming Priority (1)
| Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
|---|---|---|---|
| DE1999152666 DE19952666A1 (de) | 1999-11-02 | 1999-11-02 | Verfahren zur prädiktiven Regelung von Mehrgrößensystemen |
Publications (1)
| Publication Number | Publication Date |
|---|---|
| DE19952666A1 true DE19952666A1 (de) | 2001-05-03 |
Family
ID=7927637
Family Applications (1)
| Application Number | Title | Priority Date | Filing Date |
|---|---|---|---|
| DE1999152666 Withdrawn DE19952666A1 (de) | 1999-11-02 | 1999-11-02 | Verfahren zur prädiktiven Regelung von Mehrgrößensystemen |
Country Status (1)
| Country | Link |
|---|---|
| DE (1) | DE19952666A1 (de) |
Citations (3)
| Publication number | Priority date | Publication date | Assignee | Title |
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| DE4109386C2 (de) * | 1991-03-22 | 1994-05-05 | Buna Ag | Verfahren zur Parametrierung und Inbetriebnahme eines prädiktiven Reglers |
| DD299833B5 (de) * | 1989-09-07 | 1994-06-01 | Buna Ag | Verfahren zur praediktiven Regelung |
| DE19525066A1 (de) * | 1995-07-10 | 1997-01-16 | Buna Sow Leuna Olefinverb Gmbh | Verfahren zur Parametrierung und Inbetriebnahme eines prädiktiven Reglers |
-
1999
- 1999-11-02 DE DE1999152666 patent/DE19952666A1/de not_active Withdrawn
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|---|---|---|---|---|
| DD299833B5 (de) * | 1989-09-07 | 1994-06-01 | Buna Ag | Verfahren zur praediktiven Regelung |
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| DE19525066A1 (de) * | 1995-07-10 | 1997-01-16 | Buna Sow Leuna Olefinverb Gmbh | Verfahren zur Parametrierung und Inbetriebnahme eines prädiktiven Reglers |
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| Title |
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| DAMERT,K., DITTMAR,R.: Anwendung prädiktiver Regelungsalgorithmen auf lineare Eingrößensysteme.In: msr, Berlin 33, 1990, 10, S.456-460 * |
| DITTMAR,R.: Prädiktive Regelungsverfahren - eine Übersicht. In: msr, Berlin 33, 1990, 11, S.490- S.496 * |
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