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Beschreibung
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Die Erfindung bezieht sich auf ein Organmodell zum Erlernen und Festigen der Fertigkeit von minimalinvasiven Eingriffen, bestehend aus einem aus einem ein oder mehrere menschliche oder tierische Organe darstellenden Körper.
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Definition
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Der Begriff „minimalinvasive Chirurgie“ (MIC) bezeichnet als Oberbegriff operative Eingriffe mit kleinstem Trauma (mit kleinster Verletzung von Haut und Weichteilen). Endoskopische Operation werden in der Regel durch natürliche Öffnungen gerführt, derart, dass bei die Instrumente in den Körperraum durch Mund, After, Vagina, Dickdarm oder Harnröhre eingeführt werden. Auch laparoskopische Operationen sind als minimalinvasive Operartionen zu verstehen, da durch einen kleinen Schnitt der Zugang in den Körperraum ermöglicht wird.
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Stand der Technik
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Aus dem Stand der Technik sind eine Vielzahl von Trainingsgeräten zur Übung der Handhabung und Fertigkeiten mit Endoskopen bekannt. Es handelt sich dabei um sehr komplexe und aufwändige Vorrichtungen, so dass diese aus Kostengründen nur an Leistungszentren platziert werden können. Aufgrund der hohen Kosten können diese nur von einer geringen Anzahl von Anwendern auch tatsächlich genutzt werden, so dass viele Anwender nur geringe oder keine Trainingsmöglichkeiten besitzen.
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Es wurde aber festgestellt, dass dauerhaftes Üben, also nicht nur während einer Ausbildung, sondern auch während der praktischen Tätigkeit, zu wesentlich besseren Ergebnissen führt und die erlernte Fähigkeit festigt. Zudem nehmen die Präzision sowie die Fertigkeit erheblich zu, was wiederum dem Patienten zugutekommt. Die Kosten könnten dadurch auch gesenkt werden.
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Daher sind Anstrengungen unternommen worden, Trainingsvorrichtungen bereitzustellen, die von jedermann genutzt werden können, ohne dass es notwendig ist, zentrale Einrichtungen mit komplexen Geräten aufzusuchen. Dadurch besteht die Möglichkeit, dass Fertigkeiten auch ausserhalb der Leistungszentren geübt werden können.
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Aus der
WO 002016201085 A1 ist eine laparoskopischen Trainingsvorrichtung beschrieben. Die Vorrichtung umfasst einen Rahmen, der ein Gehäuse und ein simuliertes Gewebemodell definiert, das sich in einem Gehäuse befindet. Das simulierte Gewebemodell ist zum Üben von Hysterektomien angepasst und umfasst mindestens einen simulierten Uterus und eine simulierte Vagina. Das simulierte Gewebemodell wird innerhalb der Umhüllung mit zwei ebenen Schichten aus Silikon aufgehängt, so dass das Gewebemodell zwischen den zwei Schichten angeordnet ist, von denen jede eine Falte bildet und wiederum mit dem Rahmen verbunden ist. Der Rahmen kann wie ein Zylinder geformt sein und sich in einem Hohlraum eines größeren laparoskopischen Trainers mit einer durchdringbaren simulierten Bauchdecke befinden. Das Gewebemodell ist austauschbar und seitlich durch eine Öffnung zugänglich.
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In der
WO 002016056025 A1 ist eine Trainingsvorrichtung für die Anwendung in der Neurochirurgie gezeigt. Es besteht aus einem an sich geschlossenen Gehäuse, welches ein Plattenelement in einem definierten Winkel angeordnet, aufweist. Auf diesem Plattenelement, das zusätzlich über einen Motor in seiner Position veränderbar ist, sind unterschiedliche Funktionen vorgesehen, die über ein Endoskop, das über eine definierte Schnittstelle in das Gehäuse einführbar ist, ausführbar sind. Die Schnittstelle wird durch ein Gummielement gebildet, durch das das Endoskop hindurchgesteckt wird. Damit der Anwender seine innerhalb des an sich nicht mit normalem Auge einsehbaren Gehäuses verfolgen kann, sind innerhalb des Gehäuses Beleuchtungsmittel sowie eine Kamera vorgesehen, die die innerhalb des Gehäuses entstehenden Situationen auf einem Bildschirm abbildet. Dadurch können laparoskopische chirurgische Eingriffe trainiert werden.
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Da die Trainingsvorrichtungen sehr komplex und sehr teuer in ihrer Herstellung sind, aber die Möglichkeit aufweisen, dass an beliebigen Orten die spezielle Fähigkeit trainiert werden kann, gehen die Weiterentwicklungen dahin, dass die Komplexität der Vorrichtungen abnimmt, um so auch die Herstellungskosten und damit die Verkaufskosten zu reduzieren.
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Aus der
US 020040033476 A1 ist ein Trainingsgerät für die Anwendung von Endoskopen gezeigt. Es umfasst ein Gehäuse und eine innerhalb des Gehäuses definierte Operationsfläche, die mit über eine oder mehrere Schnittstellen einführbaren Endoskopen erreichbar ist. Die Schnittstellen sind Bohrungen in dem Gehäuse, durch die die Endoskope einführbar sind. Eine Sichtblende verhindert den direkten Blickkontakt des Anwenders. Eine Spiegelvorrichtung projiziert das Geschehen im Bereich der Operationsfläche auf eine dem Betrachter nicht übliche Ebene. So wird ein Projizieren eines Kamerabildes innerhalb eines menschlichen Körpers auf eine andere Ebene simuliert.
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Für die zuvor beschriebenen Trainingsgeräte verwenden entweder Organe, die von Tieren stammen oder es sind Bauteile, wie Schrauben, Muttern, Nähfaden, Stoff etc. in dem Trainingsgerät vorhanden, um die grundsätzliche Fertigkeit mit den endoskopischen Geräten zu üben und zu festigen.
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Eine daraus abgeleitete Weiterbildung ist in der
DE 10 2013 012383 A1 beschrieben. Das hierin beschriebene Organmodell ist zum Üben der Handhabung der bei der minimal-invasiven Chirurgie einzusetzenden Instrumente mit einem der Anatomie der menschlichen Bauchdecke entsprechend ausgeformten Deckel vorgesehen, wobei der Deckel wenigstens teilweise aus einem durch die Instrumente zu durchdringenden elastischen Material, einem Boden und einer der menschlichen Anatomie nachgebildeten Kulisse besteht. Die anatomischen Gegebenheiten werden auf diese Weise zumindest teilweise simuliert.
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Nachteile des Standes der Technik
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Die zuvor beschriebenen Organmodelle sind technisch orientierte Vorrichtungen, die für den mehrfachen Gebrauch geeignet sind und so nur annähernd der Wirklichkeit entsprechen. Die tierischen Organe entsprechen auch nur annähernd der menschlichen Ausbildung, so dass der Anwender der minimal-invasiven Chirurgie nur annähernd an ähnlichen Organmodellen trainieren kann, aber immer in der Kenntnis, dass die Wirklichkeit doch anders ist und er sich erst bei der tatsächlichen Operation zum ersten Mal in die Situation kommt, einen Zustand vorzufinden, der zuvor so nicht trainiert worden ist.
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Zudem sind die technischen Modelle sehr teuer, da diese aufwändig konstruiert sind. Dies ist deshalb der Fall, da in der Regel Organe, wie Haut, Muskeln etc. durch technische Hilfsmittel aufwändig simuliert werden müssen, damit ein mehrfacher Gebrauch auch möglich ist.
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Aufgabe der Erfindung
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Daher ist es Aufgabe der Erfindung, ein Organmodell aus einfachen Mitteln zu entwickeln, das sehr nahe an die Wirklichkeit einer oder mehrere menschlicher oder tierischer Organe kommt und zudem kostengünstig und einfach herstellbar ist.
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Lösung der Aufgabe
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Die Lösung der Aufgabe wird durch die Merkmale von Anspruch 1 bereitgestellt.
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Vorteile der Erfindung
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Der Grundgedanke der Erfindung besteht darin, ein sehr einfaches Modell für einen Simulationsvorgang bereitzustellen. Nur durch die sogenannte „Single-Use“ Technik kann das Organmodell sehr nahe an der Wirklichkeit nachgebildet werden.
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Das erfindungsgemässe Organmodell weist einen Grundkörper auf, der einem oder mehreren Organen oder auch eines Bereiches eines menschlichen oder tierischen Körpers entspricht. Dieses Organmodell weist auch Öffnungen und Hinterschneidungen auf, wie sie in der Wirklichkeit gegeben sind. Der Grundkörper besteht aus einem Formteil aus einem definierten Material. Dieses Material kann entweder Pappmaché, verpresste Zellulose (Papier und/oder Pappe) sein. Alternativ kann auch Styropor oder Styrodur oder Polyethylenschaum ausgewählt werden. Jedes andere gleichwertige Material ist ebenso geeignet. Durch die Wahl des Materials des Grundkörpers kann dieser in seiner Form beliebig gestaltet werden. Bei Verwendung von Pappmaché kann diese in eine zuvor bereitgestellte Form gegossen oder gepresst werden. Bei Verwendung von Styrodur oder Styropor kann die Form direkt geshaped und durch schleifen in die gewünschte Form gebracht werden.
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Der Grundkörper ist zumindest auf seiner zu bearbeitenden Seite mit einer Aussenschicht bezogen. Diese Aussenschicht besteht aus einer Klebstoffschicht kombiniert mit einer Latex- oder Silikonschicht. Dadurch wird das entsprechende Organ simuliert. Diese Aussenschicht lässt sich mittels eines Skalpell durchtrennen, sie kann genäht oder auch geklebt werden. Zudem ist diese Aussenschicht - wie bei den realen Organen auch - dehnbar, wenn diese vom Grundkörper getrennt und angehoben werden.
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Damit sich diese Aussenschicht - wie bei tatsächlichen Organen auch - von dem Grundkörper mittels der minimal-invasiven Geräte entfernen lassen kann, ist zwischen dem Grundkörper und der zum Grundkörper hinweisenden Seite der Aussenschicht eine Separationsschicht vorgesehen. Diese Separationsschicht hat zumindest die vorteilhafte Eigenschaft, dass die Aussenschicht sich nicht unlösbar mit dem Grundkörper verbindet, derart, dass die Aussenschicht von dem Grundkörper weg, d.h. angehoben werden kann. Aufgrund deren Elastizität aufgrund der Wahl des entsprechenden Materials reisst diese nicht ein.
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Zudem hat die Separationsschicht die Aufgabe, die Farbe für das Organmodell bereitzustellen. Dadurch kann auf sehr einfache Weise das Material der Zwischenschicht vor dem Auftragen auf den Grundkörper eingefärbt werden. Dies verleiht dem Organmodell die an sich natürliche Farbe eines Organs.
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Damit ist ein sehr einfaches Organmodell geschaffen worden, das in seiner Grundherstellung sehr einfach ist. Ist die Aussenschicht durch verschiedene Simulationen verbraucht, so kann diese aufgrund der bestehenden Zwischenschicht einfach von dem Organmodell heruntergezogen werden. Der Grundkörper kann dann entweder im Recyclingverfahren dem Müll zugeführt werden oder dieser wird wieder aufbereitet.
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Die Aufbereitung ist derart, dass der Grundkörper gesäubert und die Zwischenschicht aufgebracht wird. Anschliessend wird die Aussenschicht aufgetragen. Dadurch kann auch der Grundkörper mehrfach verwendet werden.
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Dadurch können Organmodelle in unterschiedlichen Grössen mit unterschiedlichen medizinischen Herausforderungen auf sehr einfache Art und Weise hergestellt und angewendet werden.
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Weitere vorteilhafte Ausgestaltungen gehen aus der nachfolgenden Beschreibung, den Ansprüchen sowie den Zeichnungen hervor.
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Figurenliste
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- 1 eine Vorderansicht auf das Organmodell;
- 2 eine perspektivische Ansicht auf das Organmodell gemäss 1;
- 3 eine weitere perspektivische Ansicht auf das Organmodell in einer Trainingsbox während eines Bearbeitungsprozesses der Aussenschicht mit minimal-invasiven Geräten;
- 4 eine perspektivische Ansicht auf den bearbeiteten Bereich des Organmodells mit einem Tuch in der Ausbildung eines Gitternetzes unter der Aussenschicht.
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Beschreibung eines Ausführungsbeispiels
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In den 1 bis 4 ist ein Organmodell 1 dargestellt. Dieses Organmodell stellt den Bauchraum mit Blick auf die Bauchhöhle eines Menschen dar. Die äussere Schicht stellt das Bauchfell H dar. Mittig angeordnet ist die Bauchhöhle B, in der in realer Darstellung die Darmschlinge angeordnet ist. Bei einem Leistenbruch bildet sich eine Bruchpforte, durch die der Darm dringen kann. Das Bauchfell H bildet dann eine Auswölbung, die es gilt, minimalinvasiv zu entfernen und eventuell, wenn notwendig, zu verstärken.
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Das Organmodell 1 besteht aus einem Grundkörper 2, der bei dem hier dargestellten Ausführungsbeispiel aus Pappmaché. Pappmaché bzw. Pappmaschee (auch Pulpe oder Papiermache, aus dem Italienischen auch Cartapesta) ist ein Gemisch aus Papier und einem Bindemittel, meist Kleister, aus dem sich leichte, stabile, relativ große und verhältnismäßig billige Plastiken, Skulpturen oder Masken gestalten lassen. Dieser Grundkörper 2 ist derart geformt, dass dieser ein oder mehrere Organe darstellt.
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Der Grundkörper 2 weist eine Zwischenschicht 4 auf. Diese Zwischenschicht 4 verbindet sich auf der einen Seite unlösbar mit dem Grundkörper 2. Auf der dem Grundkörper 2 abweisenden Seite ist das Material derart gestaltet, dass es eine lösbare Verbindung mit der Aussenschicht 3 eingeht. Die Aussenschicht 3 besteht aus Latex oder Silikon und ist daher dehnbar. Diese Aussenschicht 3 kann angeschnitten, verklebt und auch vernäht werden.
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Wie aus 3 und 4 zu erkennen ist, ist das Organmodell 1 in einer Trainerbox T angeordnet. Das Organmodell 1 wird die Aussenschicht 4 durch die minimal invasiven Instrumente M angehoben und mit einem Skalpell angeschnitten. Es entsteht ein Schnitt S. Dadurch kann ein Tuch V in der Ausbildung eines Gitternetzes zur Verstärkung (so wie es auch mit realen Organen beispeislweise zur Erzielung eines Bauchlückenverschlusses durchgeführt wird) eingeführt werden. Anschliessend kann aufgrund der geeigneten Materialwahl der Schnitt S wieder vernäht werden.
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Die Herstellung solcher Organmodelle ist vielfältig und kostengünstig.
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Dadurch können die Organmodelle in unterschiedlichen Trainingseinrichtungen und Vorrichtungen verwendet werden.
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Bezugszeichenliste
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- 1
- Organmodell
- 2
- Grundkörper
- 3
- Aussenschicht
- 4
- Zwischenschicht
- H
- Bauchfell
- M
- Mininmal-Invasive Instrumente
- T
- Trainerbox
- S
- Schnitt
- V
- Tuch in Ausbildung eines Gitternetzes
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ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
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Zitierte Patentliteratur
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- WO 002016201085 A1 [0006]
- WO 002016056025 A1 [0007]
- US 020040033476 A1 [0009]
- DE 102013012383 A1 [0011]