Beschreibung
Isolierband-Material, Verfahren zur Herstellung und Verwendung dazu
Die Erfindung betrifft ein Isolierband-Material, insbesondere eines zur Herstellung von elektrischem Isolationspapier wie Glimmerpapier, das in wärmeleitfähigen Isolierbändern, die beispielsweise bei Hochspannungsisolationen eingesetzt wer- den, enthalten ist.
Wärmeleitfähige Isolierbänder werden beispielsweise als
Hauptisolatoren zum Schutz vor Überspannungen und/oder Durchschlägen elektrischer Motoren, Hochspannungsmaschinen
und/oder (Hochspannungs- ) Generatoren eingesetzt.
Elektrische Maschinen, wie z.B. Motoren und Generatoren, weisen elektrische Leiter, eine elektrische Isolation und ein Ständerblechpaket auf. Die Isolation hat den Zweck, die Lei- ter gegeneinander, gegen das Ständerblechpaket und gegen die Umgebung elektrisch zu isolieren. Bei mechanischer oder thermischer Belastung im Betrieb der Maschine können sich Hohlräume an den Grenzflächen zwischen der Isolation und dem Leiter oder zwischen Isolation und dem Ständerbleckpaket bilden, in denen sich durch elektrische Teilentladungen Funken bilden können. Durch die Funken können sich sog. „Treeing"-Kanäle in der Isolation ausbilden. Als Folge der „Treeing"-Kanäle kann es zu einem elektrischen Durchschlag durch die Isolation kommen. Eine Barriere gegen die Teilentladungen wird durch den Einsatz von Glimmer in der Isolation erreicht, welcher eine hohe Teilentladungsbeständigkeit hat. Der Glimmer kommt in Form von plättchenförmigen Glimmerpartikeln mit einer herkömmlichen Partikelgröße von mehreren 100 Mikrometern bis zu mehreren Millimetern zum Einsatz, wobei die Glimmerpartikel zu einem Glimmerpapier verarbeitet werden.
Bei der Herstellung von Glimmerpapier werden die plättchenförmigen Glimmerpartikel schichtartig angeordnet, so dass sich die Partikel weitgehend parallel zueinander anord¬ nen, wobei unmittelbar übereinanderliegende Glimmerpartikel sich unter Ausbildung von Kontaktoberflächen überlappen. Zwischen den Kontaktoberflächen bilden sich als Folge von van- der-Waals Kräften und Wasserstoffbrückenbindungen Wechselwirkungen aus, welche dem Glimmerpapier ein hohe mechanische Be¬ lastbarkeit und damit eine stabile Form geben.
Bei der Herstellung der Isolation wird das Glimmerpapier um den zu isolierenden Leiter gewickelt und mit einem Harz imprägniert. Anschließend wird der Verbund aus dem Harz und dem Glimmerpapier ausgehärtet. Zusätzlich kann das Glimmerpapier auf ein Trägergewebe aus Glas oder Polyester aufgebracht sein, wobei das Trägergewebe dem Glimmerpapier zusätzliche Stabilität verleiht. Ein Kleber verbindet das Trägergewebe und das Glimmerpapier zu einem Glimmerband. Zur Vermeidung von hohen Temperaturen im Leiter beim Betrieb der Maschine muss Wärme aus dem Leiter in die Umgebung abgeführt werden. Die Wärmeleitfähigkeit des Glimmerpapiers beträgt lediglich ca. 0,2 bis 0,25 W/mK bei Raumtemperatur, wodurch die Wärmeableitung aus dem elektrischen Leiter behindert ist.
Eine Verbesserung der Wärmeleitung könnte sowohl durch eine Verringerung der Dicke der Isolation, als auch durch eine verbesserte Wärmeleitfähigkeit der Isolation erreicht werden, Es ist die Verwendung von plättchenförmigen Aluminiumoxidpar- tikeln anstelle der plättchenförmigen Glimmerpartikel be- kannt, wobei Aluminiumoxid mit ca. 25 bis 40 W/mK eine deut- lieh höhere Wärmeleitfähigkeit als Glimmer hat.
Bisher sind Isolierbänder bekannt, die beispielsweise ein Ge¬ webe und Glimmer umfassen, wobei ein Kleber die beiden Komponenten unter Ausbildung eines Glimmschutzbandes verbindet .
Durch die Kombination von anorganischen und polymeren Materialien wird allerdings auch die anfänglich hohe Wärmeleitfä-
higkeit des anorganischen Glimmers herabgesetzt. Die Wärme¬ leitfähigkeit von üblicherweise eingesetztem, mit Epoxidhar¬ zen imprägniertem Glimmerband mit Glas- oder Polyestergewebe als Trägermaterial , beträgt ca. 0,2 - 0,25 W/mK bei Raumtem- peratur, die von reinem Glimmer hingegen liegt bei ca. 0 , 5 W/mK.
Somit ist der aktuelle Systemaufbau und der damit verbundene Herstellungsprozess zwar gut geeignet, um eine ausreichend beständige elektrische Isolationswirkung zu gewährleisten, j edoch wird die Wärmeabfuhr aus dem elektrischen Leiter durch die eher thermisch isolierenden Eigenschaften des Materialverbundes behindert . Aus der EP11164882, auf die hier vollinhaltlich Bezug genommen wird und deren Offenbarung Teil der vorliegenden Beschreibung ist, ist ein Verfahren zum Herstellen eines porösen Partikelverbunds für ein elektrisches Isolationspapier mit folgenden Schritten bekannt: Mischen einer Dispersion aus plättchenförmigen Partikeln, einem Trägerfluid und einem
Funktionalisierungsmittel , das in dem Trägerfluid verteilt ist und in der Dispersion einen Massenanteil hat, der bezogen auf den Massenanteil der Partikel einem vorherbestimmten Mas¬ senverhältnis entspricht; Erzeugen eines Bodensatzes durch Sedimentation der Dispersion, wodurch die plättchenförmigen
Partikel im Wesentlichen schichtartig planparallel in dem Bo¬ densatz angeordnet werden; Entfernen des Trägerfluids aus dem Bodensatz; Einbringen von Energie in den Bodensatz zum Überwinden der Aktivierungsenergie derjenigen chemischen Reaktion des Funktionalisierungsmittels mit den Partikeln, die unter Kuppeln der Partikel via das Funktionalisierungsmittel aus dem Bodensatz den Partikelverbund ausbildet, wobei das Mas¬ senverhältnis derart vorherbestimmt wird, dass der
Partikelverbund eine poröse Struktur hat. Das derartig ausge- bildete Kuppeln der Partikel verstärkt die Wechselwirkungen der Partikel untereinander, so dass vorteilhaft der
Partikelverbund eine ausreichende Festigkeit zur Papierher¬ stellung hat.
Nachteilig an dem Verfahren ist, dass durch Filtrationsverfahren zwar ein Glimmer-Aluminiumoxid-Band hergestellt wird, dieses aber nachträglich mit einem festigkeitssteigernden Fa- sersupport verbunden wird, wobei ein Kleber eingesetzt wird, der in der Regel die Maschen des festigkeitssteigernden Faserverbundes ausfüllt. Durch die polymere Füllung der Faser¬ verbundmaschen mit nicht wärmeleitfähigem Polymer wird die Wärmeleitfähigkeit des Gesamtsystems beschränkt.
Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es daher, die Anordnung plättchenförmiger wärmeleitfähiger Partikel in einem Faserverbund auszurichten, insbesondere parallel auszurichten, so dass sich Wärmeleitfähigkeitspfade innerhalb des Faserver- bundes ausbilden.
Lösung der Aufgabe und Gegenstand der vorliegenden Erfindung ist ein Isolierband-Material einen Partikelverbund und ein Gewebe umfassend, wobei die Zwischenräume des Gewebes mit dem Partikelverbund gefüllt sind. Außerdem ist Gegenstand der Er¬ findung ein Verfahren zur Herstellung eines gefüllten Isolierbandes, folgende Prozessschritte umfassend: Mischen einer Dispersion aus plättchenförmigen Partikeln mit einem Träger- fluid; Erzeugen eines Bodensatzes durch Sedimentation der Dispersion, wodurch die plättchenförmigen Partikel im Wesentlichen schichtartig planparallel in dem Bodensatz angeordnet werden; Einbringen eines Gewebes in den Bodensatz und Entfernen des Trägerfluids aus dem Bodensatz. Schließlich ist die Verwendung des Isolierband-Materials zur Herstellung einer Isolation zum Schutz von Überspannungen und/oder Durchschlägen elektrischer Motoren, Hochspannungsmaschinen und/oder (Hochspannungs- ) Generatoren Gegenstand der Erfindung.
Nach einer vorteilhaften Ausgestaltung der Erfindung liegt das Gewebe netzartig vor, so dass in der Netzstruktur Maschen vorhanden sind.
Nach einer vorteilhaften Ausführungsform der Erfindung um- fasst der Partikelverbund plättchenförmige Partikel, insbe¬ sondere bevorzugt mit einem Aspektverhältnis von mindestens 50, also das Verhältnis von Plättchenlänge zu Plättchendicke liegt bei mindestens 50.
Nach einer weiteren Ausführungsform sind die
plättchenförmigen Partikel des Partikelverbundes gut wärme¬ leitend .
Nach einer vorteilhaften Ausführungsform des Verfahrens wird beim Mischen der Dispersion aus plättchenförmigen Partikeln mit dem Trägerfluid noch ein Funktionalisierungsmittel zuge¬ setzt, das in dem Trägerfluid verteilt ist und in der Disper- sion einen Massenanteil hat, der bezogen auf den Massenanteil der Partikel einem vorherbestimmten Massenverhältnis ent¬ spricht .
Vor dem Mischen der Dispersion werden die Partikel bevorzugt mit einer im Wesentlichen monomolekularen Dünnschicht auf der Oberfläche der Partikel ausgebildet, wobei die Dünnschicht aus einem weiteren Funktionalisierungsmittel hergestellt wird. Die chemische Reaktion zum Kuppeln der Partikel erfolgt zwischen der Dünnschicht und dem Funktionalisierungsmittel.
Zu der Dispersion aus den Partikeln mit der im Wesentlichen monomolekularen Dünnschicht und dem Trägerfluid werden alternativ bevorzugt Partikel gegeben, die eine im Wesentlichen monomolekulare Dünnschicht aufweisen, welche von der Dünn- schicht der ursprünglich in der Dispersion vorhandenen Partikeln verschieden ist. Die chemische Reaktion zum Kuppeln der Partikel erfolgt zwischen zwei oder mehr verschiedenen Dünnschichten . Die Partikel werden bevorzugt derart gewählt, dass sie Alumi¬ niumoxid aufweisen. Ein Vorteil von dem Aluminiumoxid ist dessen im Vergleich zu Glimmer hohe Wärmeleitfähigkeit.
Nach einer weiteren vorteilhaften Ausführungsform des Verfahrens wird nach dem Entfernen des Trägerfluids aus dem Boden¬ satz noch ein Prozessschritt angefügt, in dem Energie in den Bodensatz zum Überwinden der Aktivierungsenergie derjenigen chemischen Reaktion des Funktionalisierungsmittels mit den Partikeln, die unter Kuppeln der Partikel via das Funktiona¬ lisierungsmittel aus dem Bodensatz den Partikelverbund aus¬ bildet, eingebracht, wobei das Massenverhältnis derart vor¬ herbestimmt wird, dass der Partikelverbund eine poröse Struk- tur hat. Das derartig ausgebildete Kuppeln der Partikel ver¬ stärkt die Wechselwirkungen der Partikel untereinander, so dass vorteilhaft der Partikelverbund eine ausreichende Fes¬ tigkeit zur Papierherstellung hat und Wärmeleitfähigkeitspfa¬ de ausbildet.
Das Funktionalisierungsmittel wird bevorzugt derart gewählt, dass es ein Kunststoff, insbesondere ein Thermoplast, ist. Der Kunststoff wird bevorzugt derart gewählt, dass er ein Polyolefinalkohol , insbesondere Polyethylenglycol oder ein nicht vollständig hydrolysierter Polyvinylalkohol mit einer Molekülmasse zwischen 1000 und 4000, oder ein
Polyalkylsiloxan, insbesondere Methoxy-terminiertes
Polydimethylsiloxan, oder ein Silikonpolyester ist. Ferner wird das Funktionalisierungsmittel bevorzugt derart gewählt, dass es ein Alkoxysilan ist und eine im Wesentlichen monomolekulare Dünnschicht auf der Partikeloberfläche ausbildet. Das Alkoxysilan wird bevorzugt derart gewählt, dass es Epo- xidgruppen, insbesondere 3-Glycidoxypropyltrimethoxysilan, oder Aminogruppen, insbesondere 3-Aminopropyltriethoxysilan, aufweist. Ferner wird das Funktionalisierungsmittel bevorzugt derart gewählt, dass es Partikel aufweist, insbesondere Nano- partikel aus Siliziumdioxid, die oberflächliche Epoxidfunkti- onalitäten tragen. Das erfindungsgemäße Verfahren wird bevorzugt derart durchge¬ führt, dass die Energie zum Überwinden der Aktivierungsenergie in Form von Wärme und/oder Strahlung dem Bodensatz mit dem Gewebe zugeführt wird. Ferner wird das erfindungsgemäße
Verfahren bevorzugt derart durchgeführt, dass das Entfernen des Trägerfluids durch Filtration und anschließender Zufuhr von Wärme erfolgt. Das Entfernen des Lösungsmittels durch Zu¬ fuhr von Wärme und die Zufuhr von Wärme zum Überwinden der Aktivierungsenergie kann vorteilhaft in einem Verfahrens¬ schritt erfolgen. Dabei wird das Trägerfluid bevorzugt derart gewählt, dass es Wasser ist.
Nach einer vorteilhaften Ausführungsform erfolgt das Entfer- nen des Bodensatzes nach Zugabe des Gewebes durch Filtration, so dass die plättchenförmigen Partikel durch das Gewebe durchgesaugt werden.
Durch das Einbringen des Gewebes wird eine mechanische Ver- zahnung des Bodensatzes mit dem Gewebe erzeugt. Dies verein¬ facht nicht nur den Fertigungsprozess , sondern schafft auch eine bessere thermische Ankopplung des Aluminiumoxids an das Gewebe . Das Trägerfluid ist bevorzugt ein Lösungsmittel, in dem das Funktionalisierungsmittel lösbar ist, wobei das Funktionali- sierungsmittel in dem Lösungsmittel gelöst ist. Das Funktio¬ nalisierungsmittel wird bevorzugt derart gewählt, dass es ei¬ ne im Wesentlichen monomolekulare Dünnschicht auf der Ober- fläche der Partikel ausbildet. Die chemische Reaktion zum Kuppeln der Partikel erfolgt zwischen den Dünnschichten.
Das Gewebe besitzt im Vergleich zu den plättchenförmigen Partikeln, beispielsweise zu Aluminiumoxid- und/oder Glim¬ mer-Partikeln, eine schlechtere Wärmeleitfähigkeit und be- schränkt daher die Gesamtwärmeleitfähigkeit des Verbundes nach dem Stand der Technik. Zudem sind nach der Imprägnierung nach dem Stand der Technik die Maschen im Gewebenetz mit Kleber gefüllt, so dass an diesen Stellen eine starke Behinderung des Wärmeflusses vorliegt. Werden nun durch die Abänderung des Herstellungsprozesses diese Gewebe-Maschen mit wärmeleitenden Partikeln, also beispielsweise mit Aluminiumoxid-Partikeln, gefüllt, so bilden sich gut wärmeleitfä- hige Brücken in den Gewebemaschen oder Faserzwischenräumen
aus, so dass die Gesamtwärmeleitfähigkeit des Verbundes steigt. Tests haben ergeben, dass dadurch die Gesamtwärme¬ leitfähigkeit eines durchimprägnierten Aluminiumoxid- Glasgewebeverbundes von 0,4 W/mK auf 0,48 W/mK erhöht wird. Dies kommt einer Steigerung der Wärmeleitfähigkeit von 20% gleich .
Im Folgenden wird die Erfindung noch anhand zweier Figuren, die eine vorteilhafte Ausführungsform der Erfindung schema- tisch zeigen, näher erläutert:
Figur 1 zeigt die REM-Aufnahmen eines Aluminium-Oxid- Galsfaser-Materials, das gemäß der Erfindung hergestellt wurde .
Zu erkennen ist das netzartig aufgebaute Gewebe mit Maschen¬ bildung, wobei die Maschen durch plättchenförmige Partikel gefüllt sind. Figur 2 zeigt ein Detail aus Figur 1, wobei eine gefüllte Masche des netzartigen Gewebes zu erkennen ist.
Die gezeigten Maschen sind nach dem Stand der Technik mit Klebstoff, der in der Regel schlecht wärmeleitend ist, ge- füllt, weil der Verbund zwischen plättchenförmigen Partikel und Gewebe erst nach Herstellen des - vorteilhafterweise po¬ rösen - Partikelverbundes gemäß der EP11164882 durch Zugabe des netzartigen Gewebes und eines Klebers erfolgte. Die Erfindung betrifft ein Isolierband-Material, Verfahren zur Herstellung und Verwendung dazu, insbesondere eines zur Herstellung von elektrischem Isolationspapier wie Glimmerpapier, das in wärmeleitfähigen Isolierbändern, die beispielsweise bei Hochspannungsisolationen eingesetzt werden, ent- halten ist. Das Isolierband-Material hat eine Faserverstär¬ kung durch ein Gewebe, wobei die Maschen des Gewebes durch einen - bevorzugt wärmeleitfähigen - Partikelverbund ge¬ füllt sind.