Mitomycin C- ösunα
Die Erfindung betrifft eine stabile wäßrige Lösung des Zytostatikums Mitomycin C und insbesondere ein Mitomycin C-enthalten- des Arzneimittel .
Das 1958 isolierte Mitomycin C (Antibiot. Chemother. 8 (1958) 228) ist ein aus Streptomyces caespei tosus isoliertes Antibiotikum, das ausgezeichnete Antitumor-Wirkung besitzt und insbesondere bei der Behandlung von Blasentumoren eingesetzt wird.
Nachteilig im Hinblick auf die klinische Anwendung von Mitomycin C ist die geringe Stabilität von Mitomycin-Infusionslösungen und die damit einhergehende begrenzte Lagerfähigkeit. Aus diesem Grund wird üblicherweise Mitoπvycin-Trockensubstanz vertrieben, aus der unmittelbar vor Anwendung eine Lösung zubereitet wird. Die Haltbarkeit der Lösung ist in der Regel auf einen Tag, bei anderen therapeutischen Erfordernissen (z.B. Dauerinfusion) auf höchstens 5 Tage begrenzt und aufgrund des Abbaus von Mitomycin C mit einem Wirkverlust in dieser Zeit von bis zu 10 % verbunden.
BESTATIGUNGSKOPIE
Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es daher, eine hinreichend stabile, vorzugsweise langzeitstabile Mitomycin-Lösung zur Verfügung zu stellen, die Mitomycin C in ausreichender Konzentration und geeigneter Zusammensetzung für die klinische Anwendung enthält. Insbesondere soll ein Arzneimittel in Form einer Instillationslösung bereitgestellt werden, das sich zur Behandlung von Harnblasen-Tumoren eignet.
Erfindungsgemäß wird die Aufgabe durch eine auf einen pH-Wert im Bereich von 6,0 bis 9,0 eingestellte gepufferte wäßrige, dextrosefreie Mitomycin C-Lösung gelöst, die 0,1 bis 0,45 mg/ml Mitomycin C enthält und bei der das Verhältnis von Mitomycin C- Konzentration zur Ionenstärke der Puffersubstanzen etwa 0,005 bis 0,2 beträgt, d.h. die Ionenstärke im Bereich von etwa 7,5 bis 60 mmol/1 liegt.
Im Rahmen der vorliegenden Erfindung wurde überraschenderweise festgestellt, daß die Lagerfähigkeit wäßriger Mitomycin C- Lösungen bei im wesentlichen unveränderter Wirkstoff-Konzen- tration, d.h. im wesentlichen unveränderter Aktivität, erhalten bleibt, wenn man zur Herstellung der Lösung einen Puffer niedriger Ionenstärke, vorzugsweise im Bereich von 7,5 bis 60 mmol/1 zubereitet. Die zur therapeutischen Anwendung geeigneten Mitomycin C-Konzentrationen liegen üblicherweise im Bereich von etwa 0,1 bis 0,45 mg/ml Mitomycin C, entsprechend etwa 0,30 bis 1,35 mmol/1. Obwohl für viele Anwendungen auch höhere Wirkstoff-Konzentrationen in Frage kommen können, weisen Mitomycin C-Lösungen mit mehr als 0,45 mg/ml Mitomycin C den Nachteil auf, daß langfristige Lagerung der Lösungen im Kühl- schrank zur Auskristallisation des Wirkstoffs führt. Eine Mitomycin C-Konzentration von weniger als 0,1 mg/ml dürfte ebenfalls von untergeordneter praktischer Bedeutung sein, da, zum Beispiel bei der Instillation der Harnblase zur Behandlung von Blasentumoren, dem Patienten große Flüssigkeitsmengen instilliert bzw. infundiert werden mußten, um eine entsprechende Wirkstoffmenge zu applizieren.
Es hat sich erfindungsgemäß gezeigt, daß Mitomycin C-Lösungen, die 0,1 bis 0,45 mg/ml Wirkstoff enthalten und bei denen das Verhältnis von Mitomycin C-Konzentration zur Ionenstärke der Puffersubstanzen im Bereich von etwa 0,005 bis 0,2 liegt, bei Aufbewahrung im Kühlschrank (etwa 5 °C) eine sehr hohe Lagerstabilität aufweisen und der Wirkstoffverlust (Aktivitätsverlust) nach einjähriger Lagerung bei weniger als 10 % liegt. Bei Verwendung von Puffern mit sehr geringer Ionenstärke, vorzugsweise > 30 mmol/1 bzw. > 15 mmol/1, kann der Aktivitätsverlus sogar auf unter 5 % nach einjähriger Lagerung gesenkt werden.
Die Mitomycin C-Lösungen werden auf einen Bereich von 6 bis 9, vorzugsweise 7 bis 8, eingestellt. Besonders bevorzugt sind Lösungen mit pH-Wert 7,75.
Im Rahmen der vorliegenden Erfindung hat sich die Verwendung eines Phosphat-Puffers als besonders vorteilhaft erwiesen, bei dem Dinatriumphosphat (NazHP04"12 H20) und Natriumdihydrogenphosphat (NaHzP04-2 H20) im molaren Verhältnis von etwa 6 : 1 verwendet werden. Gemäß einer Aus fuhrungsform der Erfindung werden zur Herstellung dieses Phosphat-Puffers 6,7 g/1 (entsprechend etwa 18,72 mmol/1) Dinatriumhydrogenphosphat und 528 mg/1 (entsprechend etwa 3,38 mmol/1) Natriumdihydrogenphosphat verwendet, wobei dieser Puffer eine Ionenstärke von etwa 60 mmol/1 aufweist.
Gemäß einer besonderen Aus fuhrungsform der Erfindung wird ein Phosphat-Puffer mit einer Ionenstärke von etwa 30 eingesetzt, der durch Verwendung von 3,350 g/1 Dinatriumhydrogenphosphat und 264 mg/ml Natriumdihydrogenphosphat erhalten wird. Es hat sich ferner gezeigt, eine nochmalige Halbierung der Phosphat-Konzentrationen (d.h. 1,675 g/1 Dinatriumhydrogenphosphat und 132 mg/ml Natriumdihydrogenphosphat; Ionenstärke etwa 15 mmol/1) zu einer weiteren Erhöhung der Lagerstabilität der Mitomycin C-Lösungen führt.
Gemäß einer besonders bevorzugten Ausfuhrungsform der Erfindung werden Mitomycin C-Lösungen unter Verwendung der obengenannten
Phosphat-Puffer zur Verfügung gestellt, die 0,4 mg/ml (entsprechend etwa 1,2 mmol/1) Mitomycin C enthalten.
Die Erfindung betrifft somit ferner ein Mitomycin C-enthaltendes Arzneimittel, das eine oben beschriebene Lösung umfaßt, die in einer zur Infusion oder Instillation geeigneten Form vorliegt und zusätzliche pharmazeutisch verträgliche Hilfsstoffe, wie z.B. Natriumchlorid oder Mannit, enthält. Vorzugsweise handelt es sich bei dem Arzneimittel um ein pharmazeutisches Präparat zur Behandlung von Harnblasen-Tumoren, wobei das Arzneimittel in einer zur Instillation in die Harnblase geeigneten Form vorliegt.
Die vorliegende Erfindung wird nachfolgend anhand von Beispielen beschrieben.
Beispiele
Beispiel 1: Herstellung von Mi omycin-Lösungen
Zur Herstellung von Mitomycin-Lösungen wurde Mitomycin in Phosphat-Puffer gelöst, steril filtriert und für analytische Untersuchungen z.B. in 5 ml-Probenröhrchen gefüllt, die im Kühl- schrank aufbewahrt wurden.
Folgende Mitomycin-Lösungen wurden hergestellt:
Mitomycin Lösungen 0,4 mg/ml
Aseptische Abfüllung nach Sterilfiltration:
Lagerung bei 4 bis 8 °C
Mitomycin-Lösungen; SOLL-KonzentratJonen:
1) 0,4 mg/ml Mitomycin in PPIII Puffer pH: 7,61 60 mOsmol/kg
2) 0,4 mg/ml Mitomycin in PPIII Puffer + 7,5 g NaCl/1 Puffer pH: 7,42 294 mOsmol/kg
3) 0,4 mg/ml Mitomycin in PPIV Puffer pH: 7,62 29 mOsmol/kg
4) 0,4 mg/ml Mitomycin in PPIV Puffer + 8,3 g NaCl/1 Puffer pH: 7,41 290 mOsmol/kg
Lösunqsmittelrezeptur "Phosphatpuffer III" (PPIII)
3,350 g Na2HP04 • 12 H20
0,264 g NaH2POA • 2 H20 ad 500,00 ml mit Wasser für Injektionszwecke (WFI) pH = 7,62
Lösunqsmittelrezeptur "Phosphatpuffer IV" (PPIV)
PPIV Puffer = 1 Teil PPIII + 1 Teil WFI pH = 7,70
Phosphatsalze; IST Einwaagen:
Na2HPOA • 12 H20 : 13 , 42 g NaH2P04 • 2 H20 : 1 , 06 g ad 2000,00 ml mit Wasser für Injektionszwecke
Mitomycin IST-Einwaagen:
Lösung 1: 202,13 mg in 500,00 ml PPIII Puffer
Lösung 2: 205,55 mg in 500,00 ml PPIII Puffer + 7,5 g NaCl/1 Puffer
Lösung 3: 206,11 mg in 500,00 ml PPIV Puffer
Lösung 4: 197,90 mg in 500,00 ml PPIV Puffer + 8,3 g NaCl/1 Puffer
Eingesetzte Chemikalien:
Mitomycin rein Charge 961201
Wasser für Injektionszwecke, 1000 ml, Braun, Charge 8023A44A, Verfall 12.2002 Na2HP04 • 12 H20, Merck Art. 6579, Charge 961025-NP NaH2P04 • 2 H20, Merck Art. 6345, Charge A146/2
Eingesetzte Hilfsmittel:
Werkbank Klasse II, medac Hamburg
Mikrozid Liquid Desinfektionslösung, Schülke & Mayr, Charge
PJ2251, Verfall 07.2000
Sterile Einmalfilter, 0,20 μ , Sartorius Minisert, Charge
16534/970209, Verfall 04.2000 Sterile Einmalspritze 30 ml, Henke-Sass, Wolf, Charge 94234,
Verfall 30.06.1999
Sterile Probenröhrchen, Greiner, Charge 8945
Einmalhandschuhe Unigloves
Beispiel 2: Bestimmung der Mitomycin-Stabilität
Die Bestimmung des Mitomycin C-Gehaltes der hergestellten Lösungen erfolgte mittels High Performance Liquid Chromatography (HPLC) unter folgenden Bedingungen:
1 ) Analytisches System
HPLC-Pumpentyp: Knauer HPLC-Pumpe Typ 364.00
Integrator Typ/Auswertesystem: Jasco/Borwin
Detektor: Knauer-HPLC-Spektralphotometer mit Digitalanzeige
Nr. A0293/V7026 verwendete Wellenlänge: 365 nm Injektortyp: Rheodyne mit Signalkontakt
Injektor-Schleifen-Volumen: 20 μl stationäre Phase: Molnar, EnCa Pharm 100 RP 18
(5 μm) 250 x 4,6 mm mobile Phase: 0 , 05 M Na2HPO -Lösung ( pH 6 , 0 ) +
ACN 85 : 15
Flußrate: 1,0 ml/min bei 30 °C Säulenofen- temperatur
Validierung der HPLC-Gehaltsbestimmung von Mitomycin
2) Präzision der Methode
Anhand von 10 Einzelinjektionen, ermittelt mit der normal zu analysierenden Lösungskonzentration, wurde die relative Standardabweichung (RSD < 2,0 %) der zu analysierenden Signalfläche aus den Originalmeßdaten ermittelt.
Messung Signaltläche Messung Signaltläche Messung Sigiinlllüche IAU] [AU] [AU]
1 10.566.558 6 10.581.770 11 10.645.227
2 10.661.777 7 10.628.228 12 10.479.975
3 10.643.395 8 10.560.442 13 10.472.022
4 10.576.607 9 10.577.316 14 10.562.355
5 10.665.616 10 10.401.130 15 10.594.059
Mittelwert: 10 .574.431,8 AU
Standardabwi Eichung: + 75.073,636
Rel. Standardabweichung: 0.70995 %
Zusammenf ssung:
Die verwendete Methode erfüllt die Forderung nach präzisen Meßergebnissen .
Die HPLC-Messungen erfolgten etwa wöchentlich über einen Zeitraum von mehr als 1 Jahr. Für die Lösung von Mitomycin C in Phosphat- Puffer des Beispiels 1 wurden die in Figur 1 gezeigten Werte erhalten. Es zeigt sich eindeutig, daß bei Verwendung des Phosphat-Puffers mit einer Ionenstärke von etwa 30 mmol/1 eine sehr hohe Lagerstabilität erzielt wird, wobei der Aktivitätsver- lust nach Lagerung über einen Zeitraum von mehr als 1 Jahr unter 5 % liegt.