IN SITU-HYBRIDISIERUNGSVERFAHREN MIT SONDEN, WELCHE DENDRIMERSTRUKTUREN ENTHALTEN
Die Erfindung betrifft ein in situ-Hybridisierungsverfahren und speziell in situ-Hybridisierungsverfahren unter Verwendung von Nukleinsäuresonden, bei denen die Markierung über mindestens eine dendrimere Struktur an die Nukleinsäuresequenz gebunden ist.
Die in si tu-Hybridisierung (ISH) oder, synonym, in si tu- Cytohybridisierung stellt eine spezielle Anwendung der Nuklein- säurehybridisierung dar, bei der die Hybridisierungsreaktion in Gewebeschnitten, Gewebekulturzellen, Chromosomenpräparationen und Zellkernen, die jeweils mittels entsprechender Vorbehandlung auf einem festen Träger, z.B. einem Objektträger, fixiert wurden, erfolgt.
Hierfür werden gegenwärtig DNA- oder RNA-Sonden eingesetzt, die mit Hapten (z.B. Biotin oder Digoxigenin) , Fluoreszenzmarkierten Nukleotiden (dNTPs) oder auch radioaktiv markierten Nukleotiden markiert worden sind. Die Markierung der Sonden erfolgt in der Regel über "nick translation", "random priming" oder über die Polymerasekettenreaktion (PCR) . Die hybridisierten Sonden werden im Falle einer Markierung mit Haptenen, wie Biotin oder Digoxigenin, mittels Fluoreszenz-gekoppelter "Reportermoleküle" (z.B. Avidin oder Antikörper gegen Digoxigenin) nachgewiesen. Im Falle einer Verwendung von Fluoreszenz-markierten dUTPs erfolgt der Nachweis direkt im Mikroskop, bei radioaktiv markierten Sonden beispielsweise mittels Röntgenfilmemulsionen, mit denen die Objektträger nach erfolgter Hybridisierungsreaktion überzogen werden.
Beispielsweise wird gegenwärtig insbesondere die Fluores- zenz-in si tu-Hybridisierung (FISH) an Chromosomen und Geweben in verschiedenen Feldern der biologischen Grundlagenforschung und der medizinischen Diagnostik angewandt.
Das in situ-Hybridisierungsverfahren erlaubt es nicht nur, die molekulare Homologie einer Sonde zu einem bestimmten Genomabschnitt zu belegen, sondern darüber hinaus mit Hilfe der Sonde die homologe DNA- oder RNA-Sequenz räumlich im Zellverband, in einer Zelle oder innerhalb eines Chromosomensatzes zu lokalisieren. Dies ist der wichtigste Unterschied zu klassischen molekularbiologischen Hybridisierungen (z.B. Blot-Hybridisie- rungen, wie "Southern-Blot" oder "Northern-Blot", u.a.).
Gegenüber den klassischen molekularbiologischen Hybridisie- rungsexperimenten, die an isolierter DNA erfolgen, ist der Nachweis komplementärer DNA-Sequenzen innerhalb eines Zeil- oder Chromosomenverbands aufwendiger und komplizierter. So sind beispielsweise für die geeignete Probenvorbereitung ausgefeilte und komplizierte Techniken erforderlich. Ein weiterer wesentlicher Punkt besteht darin, daß die eigentliche Hybridisierungsreaktion in einem wesentlich komplexeren, da biologischen oder im wesentlichen biologischen System erfolgt. Auch nach der Denaturierung zur Dissoziation der DNA-Doppelstränge liegt die DNA im wesentlichen in ihrer biologischen Umgebung vor, also umgeben von Hi- ston-Proteinen, Zellmembranen und weiteren zellulären Komponenten. Diese in der Umgebung der DNA vorliegenden Zellkomponenten interferieren mit der Hybridisierungsreaktion, indem sie beispielsweise den Zutritt der Nukleinsäuresonden zu der DNA verhindern oder einschränken können.
In den letzten Jahren wurden Fluoreszenz-markierte DNA- Sonden von unterschiedlicher Komplexität entwickelt, die in der Lage sind, kleinste Chromosomenregionen, größere Chromosomenabschnitte, oder ganze Chromosomen "anzufärben". Diese DNA-Sonden werden auch als "chromosome paints" bezeichnet. Die Möglichkeit, eine DNA-Sonde nachzuweisen, hängt unmittelbar mit der Intensität des Fluoreszenzsignals und der Empfindlichkeit des mikroskopischen Verfahrens ab. Je mehr fluoreszierende Moleküle die Sonde enthält, desto stärker ist das Signal. Die Empfindlichkeit der Aufnahme der Signale kann durch hoch-sensitive Kamerasysteme, z.B. gekühlte "charge coupled device" (CCD) -Kameras, wie sie
für die Astronomie verwendet werden, und durch Unterstützung mittels der digitalen Bildverarbeitung gesteigert werden.
Die Verwendung von unterschiedlich markierten fluoreszierenden Sonden im gleichen Experiment erlaubt die Darstellung von FISH-Signalen in unterschiedlichen Farben. Dabei können verschiedene Kombinationen von Haptenen und/oder direkt markierte Sonden eingesetzt werden ("combinatorial labelling"). In einem anderen Ansatz können die unterschiedlich markierten Sonden nicht nur durch unterschiedliche Kombinationen sondern auch durch unterschiedliche Konzentrationen der fluoreszierenden Markierungsmoleküle verschieden angefärbte Chromosomen erzeugen ("ratio labelling"). Mit beiden Verfahren ist es prinzipiell denkbar, alle 24 verschiedenen Chromosomen des menschlichen Chromosomensatzes in unterschiedlichen Farben darzustellen. Gezeigt wurde dies bisher aber nur für das "combinatorial labelling" (Speicher et al., Nature Genet 12: 368-375, 1996; Schröck et al., Science 273: 494-491 , 1996; siehe auch US-Patent 8, 640, 657) .
Im Vergleich zum "combinatorial labelling", bei dem für jede Farbe ein eigener Fluoreszenzfilter benötigt wird, kann beim "ratio labelling" mit weniger aufwendigen Mikroskopen gearbeitet werden, um zur gleichen Zahl unterschiedlicher Farben zu kommen. Die Erzeugung von präzisen und reproduzierbaren Verhältnissen ("ratios") der jeweiligen Markierungsintensitäten mit klassischen Markierungstechniken ist aber schwierig bis unmöglich. Es gibt bisher keine publizierten Experimente, in denen ein "ratio labelling" erfolgreich für alle 24 unterschiedlichen Chromosomen des Menschen gezeigt wurde.
Bei den oben genannten gängigen Markierungssystemen werden markierte dUTPs der Reaktion zur Synthese der Nukleotidsonden zugegeben. Um einen Einbau dieser Moleküle zu gewährleisten, werden sie in sehr hoher Konzentration angeboten, aber nur ein Bruchteil wird tatsächlich eingebaut. Nicht eingebaute Nukleoti- de werden verworfen. Die markierten dUTPs machen jedoch mehr als 90% der Materialkosten bei der Herstellung markierter DNA-Sonden aus. Damit ist die geringe Einbaurate ein wesentlicher Faktor
für die extremen Kosten von FISH-Experimenten. Eine wesentliche Verringerung der Produktionskosten könnte erreicht werden, wenn es gelingt, den Einbau markierter Nukleotide drastisch zu verbessern.
Die bisher gängigen Verfahren zur Markierung der Sonden haben darüber hinaus den weiteren Nachteil, daß das Ausmaß der Markierung nur unzureichend kontrolliert werden kann, z.B. wenn zwei unterschiedliche Haptene in die gleiche Sonde eingebaut werden sollen. Ein präzises, reproduzierbares "ratio labelling" ist im Rahmen derartiger Markierungen nicht möglich.
Seit Ende der 70er Jahre hat sich die Chemie der polyfunktionalen organischen "starburst"-Polymere (Kaskaden, Silvane, Arborane, Dendrimere) zu einem wichtigen Zweig der Polymerwissenschaft entwickelt. Gemeinsam ist diesen Polymeren, daß sie eine Mehrzahl von organischen Molekülketten aufweisen, die sich von einem gemeinsamen Zentrum aus nach außen erstrecken. Für deren Synthese wurden zwei grundlegende Strategien vorgeschlagen: eine divergente Synthese, bei der die Struktur ausgehend von dem Zentrum in Richtung der Peripherie aufgebaut wird, und eine konvergente Synthese mit einem Wachstum des Moleküls von der Peripherie zum Zentrum.
Das diesen "starbursf-Poly eren zugrundeliegende strukturelle Konzept wurde auch im Bereich der Biotechnologie aufgegriffen, und zwar in Verbindung mit der durch diese Strukturen gebotenen Möglichkeit, eine Mehrzahl von Markierungsmolekülen an einer einzelnen molekularen Grundstruktur vorzusehen und damit eine Amplifizierung eines Markierungssignals zu erzielen.
So wurden Oligonukleotide, die mittels Dendrimeren markiert worden sind, verwendet, um in molekularbiologischen Hybridisie- rungsexperimenten an isolierten Nukleinsäuren Signale zu verstärken. Urdea et al. (Gene 61:3, 253-264, 1987) verwendeten dieses System, um die Empfindlichkeit des Nachweises von Hepatitis B-Viren im menschlichen Serum zu steigern. Shchepinov et al. (Nucl. Acid Res. 25:22, 4447-4454, 1997) synthetisierten mittels Dendrimeren mehrfach radioaktiv markierte Oligonukleotide und
erzielten bei Einsatz dieser Oligonukleotide als Sonden in Hy- bridisierungsassays an "oligonucleotide arrays" eine Signalverstärkung. In dieser Arbeit konnte auch gezeigt werden, daß Den- drimer-tragende Oligonukleotide in PCR-Reaktionen als Primer verwendet werden können.
Nach Kenntnis der Anmelder wurden somit Hybridisierungen unter Verwendung von Nukleinsäuresonden, bei denen eine Mehrzahl von Markierungsmolekülen über eine dendrimere Struktur an die für die Hybridisierung zur Verfügung stehende Nukleinsäurese- quenz gebunden ist, nur an isolierten Nukleinsäuremolekülen, also in rein molekularbiologischen Hybridisierungsverfahren durchgeführt .
Wie bereits vorstehend erläutert, liegt im Vergleich zu rein molekularbiologischen Hybridisierungsverfahren bei in situ- Hybridisierungsverfahren ein wesentlich komplexeres Reaktionssystem vor, bei dem insbesondere makromolekulare Zellbestandteile, wie Histonproteine und zelluläre Membranen, neben der zu analysierenden DNA anwesend sind. Diese makromolekularen Zellbestandteile, die sich z.T. auch nach einer Denaturierung zur Trennung der DNA-Doppelstränge in enger Assoziierung mit der zu analysierenden DNA befinden, interferieren mit Nukleinsäuresonden und können bei fehlender Eignung der Sonden dazu führen, daß trotz komplementärer Sequenzen keine Hybridisierung mit der zu analysierenden zellulären DNA erfolgt. Gründe für die fehlende Eignung einer Nukleinsäuresonde für die in si tu-Hybridisierung können beispielsweise in sterischen und/oder elektrostatischen Eigenschaften des Sondenmoleküls liegen. Jedoch sind die gesamten Voraussetzungen, die bei einer Nukleinsäuresonde vorliegen müssen, um diese für eine in si tu-Hybridisierung geeignet zu machen, bei weitem noch nicht so umfassend erforscht, als daß eine Voraussage einer entsprechenden Eignung bei Kenntnis der Molekülstruktur der Nukleinsäuresonde möglich wäre.
Ein einfacher Rückschluß aus der Eignung einer Nukleinsäuresonde für rein molekularbiologische Hybridisierungsexperimente
an "isolierter" DNA auf eine entsprechende Eignung für in situ- Hybridisierungsverfahren ist somit nicht möglich.
Gegenüber dem hier dementsprechend allein einschlägigen Stand der Technik in Verbindung mit in situ-Hybridisierungsverfahren liegt der Erfindung die Aufgabe zugrunde, ein alternatives in si u-Hybridisierungsverfahren bereitzustellen, das im Vergleich zu den bekannten Verfahren eine Reihe von Vorteilen aufweist : bei einer Verwendung äquivalenter Mengen von Nukleinsäuresonde (n) wird eine Signalverstärkung ermöglicht; der Einbau von Markierungsmolekülen in die Nukleinsäuresonde kann über den Einbau in die dendrimere Struktur genauer gesteuert und damit das Ausmaß der Signalverstärkung nach den individuellen Bedürfnissen gezielt variiert werden; aufgrund des gezielt möglichen Einbaus von Markierungsmolekülen besteht ferner die Möglichkeit, eine Nukleinsäuresonde mit mehr als einem Markierungsmolekültyp in nach den individuellen Bedürfnissen variierbaren Markierungsverhältnissen zu markieren, was ein besser reproduzierbares und umfassender einsetzbares "ratio labelling" ermöglicht; aufgrund der andersartigen Synthesestrategie für die Herstellung der Nukleinsäuresonden werden die immensen Kosten aufgrund der nur geringen Einbaurate der markierten dNTPs in die Nukleinsäuresonden für die in si u-Hybridisierungsverfahren des Standes der Technik deutlich verringert.
Hier wird erstmals ein Verfahren beschrieben, in dem Nu- kleotidsonden, an die mit Markierungsmolekülen, wie Haptenen, Fluoreszenzfarbstoffen und radioaktiven Verbindungen, markierte Dendrimere angeknüpft sind, in der in situ-Hybridisierung und insbesondere in der molekularen Zytogenetik und Histologie eingesetzt werden. Gegenstand der Erfindung sind die in situ- Hybridisierungsverfahren und Kits zur Verwendung in diesen Verfahren, wie sie in den Ansprüchen definiert sind.
Aufgrund der komplexen Zusammensetzung der Hybridisie-
rungsprobe mit z.T. eng mit der zu analysierenden DNA assoziierten makromolekularen Zellbestandteilen und angesichts des bedingt durch die ausladenden dendrimeren Strukturen überaus hohen sterischen Platzbedarfs der erfindungsgemäß eingesetzten Nukleinsäuresonden war die Feststellung der Eignung dieser Nukleinsäuresonden für die in situ-Hybridisierung völlig überraschend. Wie erläutert, konnte diese Eignung aufgrund der aus dem Stand der Technik bekannten Hybridisierungsexperimente in Lösung oder von Oligonukleotiden an Oligonukleotid-Arrays nicht erwartet werden, da bei diesen Experimenten die zu analysierende DNA stets isoliert von übrigen zellulären Bestandteilen vorlag.
In dem hier vorgeschlagenden Verfahren
• werden komplexe Sonden (z.B. mittels "degenerate oligonucleo- tide primed PCR, Telenius et al . , 1992, Genes, Chromosomes & Cancer 4:257-263), die Dendrimere enthalten, hergestellt und
• diese Sonden werden an komplexe biologische Strukturen, wie z.B Zellen, Zellkerne und Chromosomen, hybridisiert.
Der generelle Aufbau der erfindungsgemäß eingesetzten Nu- kleotidsonden umfaßt drei grundlegende Komponenten:
- eine polymere Kette, die in der Lage ist, DNA-Sequenzen als komplementär zu erkennen,
- eine oder mehrere polyfunktionale dendrimerische Strukturen, die jeweils ausgehend von einer zentralen verzweigenden Struktureinheit aus einer Mehrzahl monomerer verzweigender Einheiten aufgebaut sind und die im Folgenden auch als Dendrimer oder "Bäumchen" bezeichnet werden, und
- ein oder mehrere Markierungsmoleküle, beispielsweise Hapten- Moleküle und Hapten-markierte Verbindungen, Fluoreszenzmarker- moleküle oder radioaktiv markierte Verbindungen, die an den äußeren Enden der Dendrimere angeknüpft sind.
ie polymere Kette
Die polymeren Ketten haben die Funktion, bestimmte Polynu- kleinsäureketten (RNA oder DNA) aufgrund von deren Nukleinsäure- abfolge spezifisch zu erkennen. Obwohl die polymere Kette häufig aus den vier monomeren Bausteinen der DNA oder RNA oder Hybriden aus den DNA- und RNA-Bausteinen aufgebaut sein wird, besteht die Möglichkeit, daß sich das Polymer in seiner chemischen Zusammensetzung von diesen klassischen Nukleinsäurebausteinen deutlich unterscheidet. Variationsmöglichkeiten der Polynukleinsäureket- ten liegen zum einen in der Modifizierung der Purin- bzw. Pyri- midinbasen z.B. unter Erzeugung der folgenden Bausteine: 5- Methylcytosin, 5-Bromcytosin, 5-Ethinyluridin, 5- (1-Propinyl) - 2 '-desoxyuridin, 2, 6-Diaminopurin, 2-Desoxyuridin, 2-Desoxy- inosin, 2-Desoxynebularin, 3-Nitropyrrol, 5-Nitroindol; in der Modifizierung des Riboserings z.B. unter Erzeugung von 2'-0- Methyl- und 3 ' -Desoxy-Derivaten wie auch in der Modifizierung der kovalenten Verbindung zwischen den Zuckerresten, dem Rückgrat des Polymerstrangs. Bei diesen Rückgratmodifizierungen kann das Phosphoratom konserviert und die Sauerstoffatome teilweise z.B. durch Schwefelatome, Methylen-, Dialkylamino-, Methoxy-, Ethoxygruppen ersetzt sein. Ein Beispiel hierfür bilden Phos- phothioat-Oligonukleotide. Ebenso kann die gesamte Phosphordie- sterbrücke durch andere funktioneile Einheiten, wie Carbamate, Harnstoff, Guanidine, Amine, Amide, Ether, Thioether, Ketone, Acetale, Hydroxylamine oder Sulfamate ausgetauscht werden.
Ein gänzlich alternatives Konzept ist der Aufbau des Polymers aus sogenannten PNAs oder Peptidnukleinsäuren. Dabei handelt es sich um achirale, ungeladene Polyamidnukleinsäuren, die als Oligonukleotidanaloga fungieren und die aus einem Polyamidrückgrat aus sich wiederholenden Aminoethylglycyleinheiten bestehen. Die Purin- bzw. Pyrimidinbasen sind über einen Acetyl- Spacer kovalent an das Rückgrat gebunden.
Die polymere Kette kann gleichfalls als Hybrid aus den monomeren Bausteinen z.B. der DNA, RNA, PNA und O-Methyl-RNA aufgebaut sein und gegebenenfalls eine oder mehrere unterschiedliche der vorstehend beispielhaft erläuterten weiteren Modifizierungen aufweisen. In Zusammenhang mit der vorliegenden Erfindung
ist allein wesentlich, daß die resultierende polymere Kette die Fähigkeit aufweist, einen bestimmten Sequenzabschnitt von RNA oder DNA spezifisch zu erkennen, d.h. mit diesem zu hybridisieren. Dies ist dann der Fall, wenn die polymere Kette die daran gebundenen, gegebenenfalls modifizierten Purin- und Pyrimidinba- sen räumlich so ausrichten kann, daß diese eine Basenpaarung mit komplementären Purin- und Pyrimidinbasen des zu analysierenden DNA- oder RNA-Strangs eingehen können.
Die Dendrimere
Die Dendrimere können an das 5 '-Ende der polymeren Kette, intern über eine modifizierte Base oder über das Rückgrat kova- lent angeknüpft werden. Der Verzweigungsgrad der Dendrimere und letztlich auch die Anzahl der funktionellen Gruppen, die für die Anheftung von Markierungsmolekülen zur Verfügung stehen, wird durch die Struktur der mono eren Einheiten bestimmt, aus denen die Baumstruktur aufgebaut ist. Das einfachste Monomer ist ein Phosphoramidit, basierend auf Glycerin. Dabei sind zwei Hydroxylgruppen mit einer Dimethoxytritylgruppe geschützt und eine weitere Hydroxylgruppe ist als Cyanoethylphosphoramidit aktiviert. Bei jedem Kopplungszyklus verdoppelt sich die Anzahl der reaktiven 5 ' -Hydroxylgruppen, wodurch man bei n Kondensationen 2n funktionale Hydroxylgruppen erhält. Auf Pentaerythritol basierende Synthone verdreifachen die Anzahl der reaktiven Hy- droxylfunktionen .
Zum Aufbau der Dendrimere stehen eine Vielzahl von monomeren Einheiten und deren Kombinationen zur Verfügung. So kann der Verzweigungsgrad durch eine größere Anzahl von Hydroxylgruppen (z.B. Sorbit; Saccharide) erhöht oder die Hydroxylgruppe durch andere nukleophile Gruppen, wie z.B. Amino- oder Thiolfunktionen ersetzt werden. Methylengruppen können durch N-Alkyl-Derivate, P-Alkyl-Derivate oder die Alkyl-Spacer durch Polyoxyethylenket- ten unterschiedlichster Länge substituiert werden.
Durch die Wahl von geeigneter orthogonaler Schutzgruppentechnik und -Strategie können diese Bäumchenstrukturen selektiv aufgebaut werden.
Hinsichtlich Beispielen für mögliche erfindungsgemäß einsetzbare Dendrimere und deren Herstellungsverfahren sei auf die folgenden Beispiele sowie die bereits erwähnten Veröffentlichungen von Urdea et al . (1987, a.a.O.) und Shchepinov et al. (1997, a.a.O.), deren Offenbarung in diese Anmeldung unter Bezugnahme aufgenommen wird, verwiesen.
Wie bereits erwähnt, können die Bäumchenstrukturen durch die Wahl von geeigneter orthogonaler Schutzgruppentechnik und -Strategie selektiv aufgebaut werden. Für diese Zwecke kann beispielsweise ein mehrere Hydroxylgruppen umfassendes Monomer eingesetzt werden, bei dem die einzelnen Hydroxylgruppen durch unterschiedliche Schutzgruppentypen geschützt sind. Aufgrund einer geeigneten Auswahl der Schutzgruppen sind somit Sonden zugänglich, die eine unterschiedliche Anzahl von Markierungen und ggf. auch Markierungstypen in einem gewünschten Verhältnis enthalten. So kann beispielsweise ein auf Glycerin basierendes Monomer eingesetzt werden, bei dem die eine Hydroxylfunktion mit einer Dimethoxytritylgruppe und die andere mit einer Levulinylgruppe geschützt ist.
Im Rahmen dieser Erfindung gegenwärtig besonders bevorzugte Nukleinsäuresonden beruhen auf dem in den nachfolgenden Beispielen beschriebenen sowie auch aus der Figur 1 beispielhaft zu entnehmenden Dendrimer-Strukturkonzept .
Die Markierungsmoleküle
Als Markierungsmoleküle können sämtliche im Stand der Technik für eine Verwendung mit Nukleinsäuresonden oder Primern bekannten Markierungsmoleküle, wie Hapten-Moleküle, Fluoreszenz- markermoleküle (Fluorochrome), Chromophore, chemolumineszierende Moleküle, radioaktiv markierte Moleküle oder enzymatisch aktive Moleküle oder Fragmente, eingesetzt werden.
Markierungsmoleküle, wie Haptene oder fluoreszierende Farbstoffe, die als Phosphoramidit erhältlich sind, können direkt an die freien Hydroxylfunktionen, die die äußeren Enden der Dendrimere bilden, gekoppelt werden. Markierungen, die als Aktivester vorliegen, müssen über aminofunktionalisierte Dendrimerenden angeknüpft werden.
Als Haptene können beispielsweise Digoxigenin, Biotin, Di- nitrophenol, Estradiol, Benzopyran oder auch Fluoresceinisothio- cyanat (FITC) eingesetzt werden. Nach der Hybridisierungsreaktion können Haptene unter Verwendung eines - bevorzugt mittels eines fluoreszierenden Moleküls - markierten Anti-Haptens nachgewiesen werden. Beispielsweise wird Avidin (z.B. Avidin-Cy5, Avi- din-FITC, Avidin-Cy3) verwendet, um Biotin-markierte Sonden nachzuweisen. Digoxigenin wird mittels eines anti-Digoxigenin- Antikörpers, z.B. eines FITC-konjugierten anti-Digoxigenin- Antikörpers oder Rhodamin-anti-Digoxigenin-Antikörpers, nachgewiesen. FITC-Markierungsmoleküle können beispielsweise unter nacheinander erfolgender Verwendung eines primären unmarkierten Kaninchen-anti-FITC-Antikörpers und eines sekundären FITC- konjugierten Ziege-anti-Kaninchen-Antikörpers detektiert werden.
Die als Markierungsmolekül im vorliegenden Zusammenhang einsetzbaren fluoreszierenden Farbstoffe sind zahlreich. Lediglich beispielhaft seien hier Fluoresceinisothiocyanat (FITC) , Cyaninfarbstoffe, wie z.B. Cyanin2, Cyanin3, Cyanin3.5, Cyanin5, Cyanin5.5 und Cyanin7, Rhodamin, Rhoda in 110, Lissamin, Phycoe- rythrin, Farn, FluorX, Hex (Hexachlorfluorescein) , Tet (Tetra- chlorfluorescein) , Texas Red, Fluorescein, Rox, Tamra, Joe, die BODIPY-Farbstoffe, Oregon Green 488, Oregon Green 500, Oregon Green 514, Spectrum Green, Spectrum Orange, die Alexa- Farbstoffe, Pyrene, Eosin oder Erythrosin angeführt.
Denkbar sind hier auch Donor-Akzeptor-Paare (Energie- Transfer-Paare) , die kovalent an die Dendrimere gebunden werden.
Da es bei einer zu hohen Dichte an Fluoreszenzfarbstoffen zu Fluoreszenzlöschungen kommen kann, ist in einem solchen Falle das Vorsehen von Spacer-Struktureinheiten, wie langkettigen AI-
kyl- oder Polyoxyethylenketten unterschiedlicher Länge, die als Abstandshalter (Spacer) dienen, an den äußeren Dendrimerenden ein probates Mittel, um dieses Phänomen zu unterdrücken. Die hierfür vorzunehmenden präparativen Maßnahmen sind dem Fachmann auf diesem Gebiet wohlbekannt.
Der Einbau der jeweiligen Markierungs- oder Reportermoleküle an jeder gewünschten Position und in beliebiger Anzahl, bevorzugt in einer automatisierten Synthese, wird insbesondere durch den Einsatz von mehrfach einander zu koppelnder "Multi- Reporter-Phosphoramidite", z.B. Multi-Biotin-Phosphoramidit, ermöglicht .
Die erfindungsgemäß einsetzbaren Nukleinsäuresonden können mit ihrer gesamten Nukleinsäuresequenz durch insbesondere automatisierte Synthese, wie sie beispielsweise in Beispiel 1 erläutert wird, hergestellt werden. Bevorzugt werden sie jedoch ausgehend von das oder die Dendrimere enthaltenden Oligonukleo- tidprimern, die z.B. wie in Beispiel 1 beschrieben hergestellt werden, hergestellt. Die Nukleinsäuresonde wird in diesem Falle beispielsweise durch PCR-Reaktion zur Verlängerung des Oligonu- kleotidanteils bis zur gewünschten Länge hergestellt. Als PCR- Matrize dient dabei chromosomenspezifische DNA. Für die Herstellung von hierzu geeigneten Chromosomenpräparaten sind dem Fachmann diverse Methoden bekannt. Mit diesem Verfahren gelingt es, 100% der Markierung des Primers in die synthetisierte Sonde zu inkorporieren. Alternativ erfolgt die Markierung der Nukleinsäuresonden mittels "random priming" unter Verwendung der das oder die Dendrimere enthaltenden Oligonukleotidprimer .
Das erfindungsgemäße in situ-Hybridisierungsverfahren ist dadurch gekennzeichnet, daß für die in si u-Hybridisierung mindestens eine Nukleinsäuresonde verwendet wird, die mindestens ein Dendrimer umfaßt, das mit einem oder mehreren Markierungsmolekülen markiert ist. Gemäß bevorzugten Ausführungsformen der Erfindung kann mehr als ein Markierungsmolekül und/oder mehr als ein Markierungsmolekültyp an eine Dendrimerstruktur gebunden
sein. Darüber hinaus kann die polymere Kette auch mehr als eine mit Markierungsmolekül (en) markierte Dendrimerstruktur tragen. Beispielsweise kann eine erfindungsgemäß einsetzbare Nukleo- tidsonde mehrere Dendrimere tragen, die jeweils unterschiedliche Markierungsmoleküle daran gebunden aufweisen, wobei auch hier als eine Möglichkeit in Betracht gezogen wird, mehrere unterschiedliche Markierungsmolekültypen an ein und demselben Dendrimer vorzusehen. In einer besonderen Ausführungsform umfaßt die Nukleinsäuresonde unterschiedliche Markierungsmolekültypen in einem bestimmten, präzise festgelegten Verhältnis zueinander.
In dem erfindungsgemäßen Verfahren kann die vorstehend erläuterte Nukleinsäuresonde beispielsweise als "chromosome paint", als Zentromer-spezifische Sonde oder als Sonde zum Identifizieren eines Gens eingesetzt werden. Das erfindungsgemäße in situ-Hybridisierungsverfahren kann an einer Vielzahl biologischer oder klinischer Proben von Menschen, Tieren oder Pflanzen, an Zellen in Mitose und Meiose oder an Interphasezellen ausgeführt werden, beispielsweise an Chromosomen, Zellkernen, aus biologischen Proben gewonnenen Zellen, wie Lymphozyten des peri- pheren Bluts, Zellen aus Zellkultur, Gewebeschnitten oder an gespreiteter DNA.
Das erfindungsgemäße Hybridisierungsverfahren unter Verwendung von Dendrimer-markierten Nukleinsäuresonden erfolgt ansonsten durch Standard-in si u-Hybridisierungstechniken (siehe z.B. Gall und Pardue, 1981, Meth. Enzym. 21:470-480; Henderson, 1982, Int. Review of Cytology 76:1-46). Eine gegebenenfalls nötige Anpassung der Hybridisierungsbedingungen kann durch den Fachmann anhand der zahlreichen bekannten in si u-Hybridisierungsproto- kolle leicht vorgenommen werden.
Allgemein umfaßt die in situ-Hybridisierung die folgenden hauptsächlichen Schritte:
(1) Fixierung der zu analysierenden biologischen Probe;
(2) Behandlung der biologischen Probe, um die Zugänglichkeit der Ziel-DNA zu erhöhen (z.B. Denaturierung mittels Hitze oder Alkali) ;
(3) gegebenenfalls eine Vorhybridisierungsbehandlung, um eine nicht-spezifische Bindung zu verringern (z.B. durch Blok- kieren der Hybridisierungskapazität repetitiver Sequenzen) ;
(4) Hybridisierung der Nukleinsäuresonde (n) mit den Nukleinsäuren in der biologischen Probe;
(5) Waschschritte zur Entfernung von während der Hybridisierungsreaktion nicht gebundenen Nukleinsäuresondenmolekülen;
(6) Nachweis der an die Ziel-DNA hybridisierten Nukleinsäuresonden;
(7) Gegebenenfalls Gegenfärbung der Chromosmen.
Die in situ-Hybridisierungsreaktion kann auch gemäß einer speziellen Ausführungsform des erfindungsgemäßen Verfahrens mittels des "pri ed in situ" (PRINS) - Verfahrens erfolgen. Hierbei wird eine Mischung aus Primer, Nukleotiden und DNA Poly- erase direkt auf zuvor denaturierte Chromosomen auf den Objektträger gegeben. Nach Hybridisierung des oder der Primer an die Zielsequenz auf dem Chromosom erfolgt eine Elongation mittels der Polymerase, welche die chromosomale DNA als Matrize benutzt. Üblicherweise ist ein Nukleotid der frei zugesetzten Nukleotide markiert, sei es mit einem Hapten oder einem Fluoreszenzfarbstoff. In dem hier beschriebenen Verfahren wird die Markierung wie bei dem zuvor beschriebenen FISH Experimenten über die Markierung des Primers eingebracht. Dieser kann beispielsweise ein Dendrimer mit acht Biotin- oder FITC-Molekülen oder anderen Farbstoffmolekülen enthalten.
Das Hybridisierungsverfahren erfolgt ansonsten durch Standard- Reaktionen (siehe z. B. Hindkj-er et al., in "In Situ Hybridization Protocols" . Vol. 33, Editor K. H. Andy Choo, Humana Press) Allgemein umfaßt die primed in situ-Hybridisierung folgende Schritte:
(1) Fixierung der zu analysierenden biologischen Probe
(2) Behandlung der biologischen Probe, um die Zugänglichkeit der Ziel-DNA zu erhöhen (z.B. Denaturierung mittels Hitze oder Alkali)
(3) Hybridisierung des oder der Primer an das Chromosom und Elongation durch die Polymerase
(4) Beenden der Reaktion durch Inkubation in Stop-Puffer
(5) Waschschritte zur Entfernung ungebundener Primer
(6) Bei indirekter Markierung Nachweis mittels Fluoreszenzmarkierter Antikörper oder Avidin
(7) Gegebenenfalls Gegenfärbung der Chromosomen
Die Nachweisreaktion für das Hybridisierungssignal entspricht jener, die nachfolgend für das "chromosome painting"- Experiment beschrieben wird.
Die Erfindung bezieht sich auch auf einen Kit zur Verwendung in dem erfindungsgemäßen in situ-Hybridisierungsverfahren. Als wesentlichen Bestandteil umfaßt der Kit eine oder mehrere der vorstehend erläuterten Nukleinsäuresonden, die sowohl einzeln als auch in Form von Mischungen in dem Kit vorgesehen werden können. Für die Bereitstellung der Nukleinsäuresonden in dem Kit werden diese auf im Stand der Technik übliche Weise formuliert und gegebenenfalls mit üblichen Hilfsstoffen versetzt. Der Kit kann darüber hinaus weitere für die in si u-Hybridisierung erforderliche Reagenzien enthalten, wie Formamid und Dextransul- fat, und gegebenenfalls zusätzlich erforderliche Reagenzien für den Nachweis der Markierungsmoleküle, wie z.B. einen oder mehrere Antikörper, umfassen. Diese zusätzlichen Reagenzien können getrennt oder, sofern möglich, auch in Form von Mischungen bestimmter Komponenten vorgesehen werden. Die Zubereitungen der Reagenzien können ebenfalls im Stand der Technik übliche Hilfsstoffe umfassen, die jedoch die Hybridisierungsreaktion und den anschließenden Nachweis nicht negativ beeinflussen sollten.
Darüber hinaus kann der Kit eine Gebrauchsanweisung enthalten, die zusätzlich Zeichnungen und Referenzabbildungen enthalten kann.
Das neue Verfahren soll den Aufwand (Material- und Arbeitskosten) bei der Markierung der Sonden drastisch verringern helfen und wird wesentlich für den wirschaftlichen Erfolg von entsprechend kostengünstig markierten DNA/RNA-Sonden sein.
Durch die Ankopplung einer Mehrzahl von Markierungsmolekülen über ein einzelnes Dendrimer oder alternativ auch über mehrere Dendrimere an die Nukleinsäuresonde wird eine bedeutende Signalverstärkung erzielt. Hierbei kann unter Umständen in Abhängigkeit von dem speziellen Aufbau des Dendrimers ein mehr als additiver Effekt beobachtet werden, d.h. das Signal erfährt eine größere Verstärkung als dies aufgrund der Anzahl der Markierungsmoleküle zu erwarten gewesen wäre. Es wird vermutet, daß dies ist auf einen gewissen Einfluß der Dendrimerstruktur zurückzuführen ist.
Ein weiterer Vorteil dieser Markierung ist, daß erstmalig auch ein genau definiertes "ratio labelling" von DNA-Sonden durchgeführt werden kann. Durch geschickte Auswahl der Schutzgruppenkombinationen sind Sonden zugänglich, die eine unterschiedliche Zahl von Markierungen in einem gewünschten Verhältnis enthalten. Werden z.B. Sonden mit PCR-Primern markiert, die mit FITC bzw. mit Cyanin 3 markierte Dendrimere enthalten, können die Verhältnisse der Markierungen anhand der Anzahl der einzelnen Fluorochrom-markierten Dendrimeren genau bestimmt werden. Eine Nukleotidsonde kann z.B. drei FITC-Dendrimere enthalten, die andere FITC und Cyanin 3 im Verhältnis 1:2, usw. Durch die Wahl einer geeigneten orthogonalen Schutzgruppentechnik können diese Bäumchenstrukturen, wie erläutert, selektiv aufgebaut werden.
In einer bevorzugten Ausführungsform wird für diese Zwecke das auf der Glycerinstruktur basierende Monomer eingesetzt. Dabei wird eine Hydroxylfunktion mit einer Dimethoxytritylgruppe, die andere mit einer Levulinylgruppe geschützt.
Ein derart präzises "ratio labelling" ist mit herkömmlichen Verfahren der PCR-Markierung oder mit "nick translation" nicht möglich und wird es erlauben, daß die "Viel-Farben" -Fluoreszenz-
mikroskopie drastisch vereinfacht werden kann. Im Vergleich zu dem klassischen "combinatorial labelling" kann mit weniger Filtern gearbeitet werden, um zu der gleichen Anzahl unterschiedlicher Farben zu kommen.
Eine weiterer Vorteil dieser Markierungsweise ist die Möglichkeit, einfach "Multi colour" PRINS durchzuführen. Bei normaler PRINS-Reaktion unter Zusatz markierter Moleküle ist das nur bei zwei- oder mehrfacher Durchführung des gesamten Experiments möglich, wobei die markierten Nukleotide der vorangegangenen Reaktion jeweils herausgewaschen werden müssen. Eine Methode, die sich aufgrund der Umständlichkeit in der Praxis nicht durchsetzen konnte.
Der Einsatz von mehrfach aneinander zu koppelnden "Multi- Reporter-Phosporamiditen" ermöglicht den Einbau der jeweiligen Reportermoleküle an jeder gewünschten Position und in beliebiger Anzahl, wobei diese Synthese bevorzugt automatisiert wird.
Zur Veranschaulichung wird die Erfindung im Folgenden am Beispiel dreier erfindungsgemäßer in situ-Hybridisierungsverfahren unter Verwendung Dendrimer-markierter Sondentypen, von "chromosome paints" und von Satelliten-DNA sowie von PRINS, beschrieben. Für das erfindungsgemäße Verfahren ist aber prinzipiell auch jede andere dendri er- arkierte DNA-, RNA- oder PNA- Sonde einsetzbar, deren polymerer Kettenanteil komplementär zu einem Sequenzabschnitt der in der zu untersuchenden Probe vorliegenden DNA ist oder sein könnte.
BEISPIELE
A FISH Experimente
1. Synthese der Nukleinsäuresonden
PCR-Primer-Synthese
Es wurden PCR-Primer synthetisiert, die jeweils mit einem Dendrimer mit acht Biotin- oder acht Fluorescein-Molekülen mar-
kiert waren. Die Synthese dieser mehrfach markierten Primer wurde an einem ABI 392 DNA Synthesizer mittels der Standardphos- phoramidit-Chemie (ABI) durchgeführt. Der Synthesezyklus erfolgte gemäß dem im Benutzerhandbuch ("User Manual") von ABI beschriebenen konventionellen Protokoll für eine 40 nMol Synthese. Die Konzentration der eingesetzten Phosphoramidite (A, G, C, T) lag bei 0,05 mol/1. Die Kopplungsausbeuten wurden über Leitfähigkeitsmessung des DMT-Kations bestimmt. Die sich verzweigenden Äste des Dendrimers wurden mit dem auf der molekularen Struktur von Glycerin basierenden symmetrischen "Branching-Phosphor- amidit" von Cruachem Ltd. ( ( (DMTO-CH2) 2CH-0-CEP) ; C54N6ιN208P) ; Bestellnummer 22-8424-17) synthetisiert. Das Branching-Phosphor- amidit, das mit Acetonitril (max. 7 ppm Wasser) auf eine Konzentration von 0,1 molar gelöst wurde, wurde an einer separaten Flaschenposition in den Synthesezyklus eingeführt. Die Zunahme des Verzweigungsgrades konnte über die Leitfähigkeitsmessungen des DMT-Kations (Verdoppelung der gemessenen Werte) verfolgt werden. Nach drei Zyklen erhielt man acht freie Hydroxylgruppen an der Peripherie des Dendrimers. Die Modifizierung mit Biotin bzw. Fluorescein erfolgte mittels der Amidite von Cruachem Ltd. (Fluorescein; Bestellnummer 22-8409-35) und ABI (Biotin; Bestellnummer 401396) . Sowohl der Aufbau des Dendrimers als auch die Modifizierung der freien Hydroxylgruppen mit Biotin bzw. Fluorescein zur Markierung des Dendrimers erfolgten nach dem vorstehend erwähnten Standardprotokoll für eine 40 nMol Synthese.
Die Abspaltung vom CPG-Träger (1000 A) und die Abspaltung der Schutzgruppen erfolgte mit 33% Ammoniak-Lösung (800 μl) bei 55°C über 6h. Nach Abziehen des Ammoniaks wurde das Oligonukleo- tid nach Zugabe von 60 μl 3 M Natriumacetatpuffer, pH 5,2, mit 2 ml Ethanol ausgefällt. Nach 20 min Abkühlen bei -20°C, Zentrifu- gation bei 13500 U/min, Dekantieren des Überstandes und Lösen des Pellets in entionisiertem oder desinfiziertem Wasser wurde die Menge an Oligonukleotid durch UV-Messung bei 260 nm bestimmt .
Zur Veranschaulichung ist in Figur 1 schematisch die Struk-
tur des vorstehend hergestellten PCR-Primer-Oligonukleotids gezeigt .
Herstellung der Nukleinsäuresonden mittels PCR
Für die Synthese der Nukleinsäuresonden mittels PCR wurden Primer, die jeweils, wie im vorangegangenen Abschnitt erläutert, mit einem Dendrimer mit acht. Biotin- bzw. acht Fluorescein- Molekülen markiert waren, verwendet. Für die PCR wurde der Primer 6-MW (5'-CCG ACT CGA GNN NNN NAT GTG G-3'; N = A, C, G oder T) (Telenius et al., 1992, a.a.O.) verwendet. Der verwendete PCR-Puffer bestand aus 100 mM Tris-HCl, pH 9,0, 15 mM MgCl2, 500 nM KC1, 1% Triton X-100, 0,1% (Gew. /Vol.) Stabilisator.
Als Matrize für die PCR-Reaktion diente menschliche, voram- plifizierte („primary*) chromosomenspezifische DNA.
Ein 50 μl-Reaktionsansatz für die Sondensynthese enthielt folgende Komponenten:
1 μl DNA-Matrize (etwa 50 ng)
5 μl lOx PCR-Puffer
5 μl lOx dNTP-Mix (Endkonzentration: jeweils 250 uM)
5 μl 6 MW-Primer, markiert mit Dendrimeren
(etwa 20 uM)
2 μl 25mM MgCl2
0, . 5 μl Taq-Polymerase (5 U/μl; SuperTaq, HT Biotechnolo- gy Ltd. ) 31,5 μl Aqua dest .
Es wurden folgende PCR-Bedingungen gewählt (Hybai TouchDown Thermocycler) :
9 °C 5 Min. (Anfangsdenaturierung, lx)
94°C 1 Min.
30 Zyklen 62°C 1 Min.
72°C 1 Min.
72°C 5 Min.
Auf diese Weise wurden Nukleinsäuresonden als sogenanntes DOP-PCR-Produkt erhalten, die in der Folge in in situ-Hybridi- sierungsexperimenten eingesetzt wurden. Der Dendrimer- und Markierungsabschnitt der so erzeugten Nukleinsäuresonden entspricht der in Figur 1 gezeigten Struktur; es wurde lediglich der Oligo- nukleotidabschnitt des dort gezeigten Moleküls durch die PCR- Reaktion verlängert.
2) FISH mit "chromosome paints" und Satelliten-DNA in si u-Hybridisierung
Es wurde 1 μl DOP-PCR-Produkt als DNA-Sonde in 14 μl Hybri- disierungspuffer für eine Hybridisierung auf einer Fläche von 22 mm x 22 mm eingesetzt. Der Hybridisierungspuffer bestand aus 50% Formamid, 20% Dextransulfat in 2x SSC. Die DNA-Sonde wurde 5 min bei 70°C denaturiert und anschließend 60 min bei 37°C inkubiert, sodaß repetitive DNA-Sequenzen reassoziieren konnten.
Bei der Hybridisierung von Satelliten-DNAs wurde die denaturierte Sonde direkt auf die denaturierten Chromosomen gegeben, ohne eine Reassoziierung der DNA abzuwarten.
Die Herstellung von Chromosomenpräparaten erfolgte nach Standardprotokollen. Ein beispielhaftes Standardprotokoll umfaßt die folgenden Schritte:
1) Synchronisation der Zellen durch Colchizin. Nach Zugabe von Colchizin zu einer Endkonzentration von 0,1 μg/ml wurde die Kultur 1-2 Stunden bei 37 °C inkubiert.
2) Hypotone Behandlung der Zellen. Nach Trypsinisieren und Ab- zentrifugieren der Zellen wurden sie in 10 ml 0,4% KCl-Lösung resuspendiert und bei 37°c 12 min inkubiert.
3) Fixierung der Zellen in Fixativ (Eisessig/Methanol im Verhältnis 3:1). Nach Zugabe von ca. 1 ml Fixativ wurde die Zellsuspension zentrifugiert und der Überstand abgenommen. Das Pellet wurde in 10 ml Fixativ resuspendiert. Zentrifugieren und Re-
suspendieren wurden zweimal wiederholt. Die letzte Resuspendie- rung erfolgt in geringerem Volumen (ca. 5 ml) .
Die Präparation wurde bei -20°C bis zur Verwendung aufbewahrt.
Die Objektträger mit der darauf aufgebrachten Chromosomen- präparation wurden für 50-100 Sekunden in einer auf 68 °C vorgeheizten Küvette mit 70% Formamid/2x SSC inkubiert und anschließend in einer aufsteigenden Ethanolreihe (70%, 90%, 100%) dehydriert.
Die DNA-Sonde wurde auf ein zuvor ausgewähltes Areal des Objektträgers pipettiert, mit einem 22 mm x 22 mm großen Deckglas versehen und mit Fixogum versiegelt. Die Hybridisierung erfolgte bei 37°C ("chromosome paints") bzw. 42°C (Satelliten- DNAs) für 24h.
Nachweisreaktion
Nach der Hybridisierung wurden die Deckgläser entfernt und die Objektträger 2 x 4 min in lx SSC/50% Formamid, 2 x 4 min in 2 x SSC (jeweils bei 45°C) und 1 x 4 min in 0,lx SSC (45°C) gewaschen.
Einer Äquilibrierung in 4x SSC/0,2% Tween (Raumtemperatur) folgte eine zwanzigminütige Inkubation in 4x SSC/0,2% Tween/3% Rinderserumalbumin (Gew. /Vol.) bei 37 °C.
Einem weiteren Waschschritt in 4x SSC/0,2% Tween (Raumtemperatur) schloß sich die Nachweisreaktion der mit Biotin markierten DNA-Sonden mittels Fluorescein-gekoppeltem Avidin an. Die Nachweisreaktion der mit Biotin markierten DNA-Sonden erfolgte in diesem Falle mittels Fluorescein-gekoppeltem Avidin und Fluorescein-gekoppeltem Anti-Avidin-Antikörper. Ersteres wurde 1:250 in 4x SSC/1% Tween, 15% humanes AB-Serum verdünnt, der Antikörper 1:125 in der gleichen Lösung. Beide wurden im Verhältnis 1:1 zusammengegeben. Jeweils 100 μl dieser Mischung wurden pro Objektträger eingesetzt. Es erfolgte eine Inkubation bei 37 °C für 20 min. Anschließend wurde dreimal bei 42 °C mit 4x SSC/1% Tween gewaschen.
Wurde mit PCR-Primern gearbeitet, die ausschließlich mit direkt Fluorochrom-gekoppeltem Dendrimer markiert worden waren, schloß sich statt dessen eine chromosomale Gegenfärbung mit DAPI an.
a) Mikroskopie
Die mikroskopische Analyse erfolgte an einem Zeiss Fluoreszenzmikroskop (Axioplan II), das mit Fluoreszenzfiltern der Firma Chroma Techn., Bratlbourgh, USA, ausgestattet war.
Auf die geschilderte Weise wurde mittels des in diesem Beispiel veranschaulichten erfindungsgemäßen Verfahrens eine menschliche Metaphase mit dem für das Chromosom 4 spezifischen "paint" deutlich nachweisbar angefärbt. Die Hybridisierungs- signale waren selbst unter kleiner Vergrößerung (25x Objektiv) sichtbar und zeigten eine stabile Fluoreszenz. Chromosomen, die über den indirekten Nachweis mittels Biotin/Fluorescein-gekop- peltes Avidin angefärbt wurden, zeigten eine etwas stärkere Fluoreszenz, als jene in Experimenten, in denen Fluoreszein direkt an die Dendrimere gekoppelt war.
B PRINS Experiment
Die Primer-Synthese erfolgte wie unter "FISH Experimente" Punkt 1 beschrieben. Es wurden Primer gewählt, die spezifisch an al- pha-Satelliten Monomere des Chromosoms X binden: XI (5' -ATT TCT TTG GAA TCG GGA ATA TTT CC - 3') und X2 (5' - CTC TCG TCT TTC TGT GAA GAT AAA G - 3' ) nach Waye J.S. und Willard H.F., 1985.
PRINS Hybridisierung
Ein 50 μl-Reaktionsansatz enthielt folgende Komponenten:
5 μl 10 x PCR - Puffer
1 μl 50 x dNTP - Mix (Endkonzentration jeweils 200 μM)
1 μl Primer XI (ca. 50 ng/μl)
1 μl Primer X2 (ca. 50 ng/μl)
0,2 μl Taq-Polymerase (5u / μl)
41,8 μl Aqua dest.
10 x PCR - Puffer und Taq-Polymerase waren diegleichen wie zuvor bei "FISH Experimente" beschrieben.
Dieses Reaktionsgemisch wurde auf denaturierte Chromosomenpräparate (Herstellung nach Standardprotokoll) gegeben und in einer feuchten Kammer bei 65°C für 2 min inkubiert.
Anschließend wurde die Reaktion durch Inkubation der Objektträger in einer auf 65°C vorgewärmten, Stop-Puffer (50 mM NaCL/ 50 mM EDTA) enthaltenden Küvette für 5 min abgestoppt. Die Präparate wurden abschließend in 4 x SSC/ 0,2% Tween für 5 min bei Raumtemperatur gewaschen. Waren die Primer mit Biotin markiert, schloß sich eine Nachweisreaktion, wie bereits beschrieben, an. Wurden Primer verwendet, die ausschließlich direkt markiert worden waren, folgte nur eine Gegenfärbung mit DAPI (4', 6'- Diamidino-2-phenylindol) . Die Mikroskopie erfolgte wie bereits beschrieben.
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