VERFAHREN UND EINRICHTUNG ZUM ERHITZEN UND SCHMELZEN VON STÜCKIGEM EISENSCHWAMM
Die Erfindung betrifft ein Verfahren gemäß dem Oberbegriff des Patentanspruches l. Ferner bezieht sie sich auf eine Ein¬ richtung gemäß dem Oberbegriff des Patentanspruches 10.
Bei einem bekannten Verfahren der genannten Art werden metal¬ lische Eisenträger in einem über einem Schmelzofen angeordne¬ ten Chargiergutvorwärmer erhitzt und dann dem Schmelzofen zu¬ geführt. Eine wirtschaftliche Betriebsweise ist in diesem Fall nur möglich, wenn als Eisenträger Materialien verwendet werden, die keine zu große Reaktivität gegenüber Sauerstoff aufweisen, weil nur dann durch eine Nachverbrennung der Abga¬ se aus dem Schmelzofen der Energieinhalt dieser Abgase für die Vorwärmung wirtschaftlich genutzt werden kann. Soll stük- kiges direktreduziertes Material, d.h. stückiger Eisen¬ schwamm, vorerhitzt werden, dann verlangt dessen hohe Reakti¬ vität, insbesondere bei Temperaturen oberhalb 500°C, eine re¬ duzierende Atmosphäre um größere Oxidationsverluste beim Er¬ hitzen des Eisenschwamms zu verhindern. Zu diesem Zweck hat man den Eisenschwamm mit Koks vermischt in einem Vorwärmer aufgeheizt. Ein solches Verfahren bedingt jedoch einen erheb¬ lichen Überschuß an energiereichen Abgasen und setzt Gasver¬ braucher in der Nähe der Anlage voraus.
Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, bei einem Verfahren der im Oberbegriff des Anspruches 1 genannten Art ein Vorer¬ hitzen des höchreaktiven Eisenschwamms auf Temperaturen von etwa 850°C ohne wesentliche Oxidationsverluste zu ermöglichen und gleichzeitig einen Überschuß an energiereichen Abgasen zu vermeiden. Ferner soll eine Einrichtung zur Durchführung die¬ ses Verfahrens angegeben werden.
Das erfindungsgemäße Verfahren ist durch die Merkmale des An¬ spruches 1 gekennzeichnet. Vorteilhafte Ausgestaltungen des Verfahrens sind den Ansprüchen 2 bis 9 zu entnehmen. Die er— findungsgemäße Einrichtung ist durch die Merkmale des Anspru- ches 10 gekennzeichnet. Vorteilhafte Ausgestaltungen dieser Einrichtung sind in den restlichen Ansprüchen beschrieben.
Bei dem erfindungsgemäßen Verfahren wird die unterschiedliche Reaktivität des Eisenschwamms bei unterschiedlich hohen Tem- peraturen dadurch nutzbar gemacht, daß das Vorwärmen des Ei¬ senschwamms in mehreren Stufen durchgeführt wird und jeder der Vorwärmstufen eine bestimmte Temperatur und eine bestimm¬ te Gasatmosphäre zugeordnet wird. Während bei hohen Tempera¬ turen von 800 bis 900°C der Eisenschwamm nur mit reduzieren- den Gasen aufgeheizt werden kann, ist es in Vorwärmstufen niedrigerer Temperatur, wie 250 bzw. 500°C, möglich, den Ei- senschwamm in neutraler Atmosphäre aufzuheizen. Durch geeig¬ nete individuelle Steuerung von Temperatur und Gasatmosphäre in den einzelnen Vorwärmstufen läßt sich eine wesentliche Er- höhung der Wirtschaftlichkeit erzielen. Mit der erfindungsge¬ mäßen Einrichtung läßt sich die Unterteilung in verschiedene Vorwärmstufen und die Steuerung von Temperatur und Gasatmo- spähre in diesen Vorwärmstufen auf konstruktiv besonders ein¬ fache Weise realisieren.
Die Erfindung wird anhand einer Figur näher erläutert, die eine schematische Darstellung der einzelnen Verfahrensschrit¬ te eines Ausführungsbeispiels der Erfindung zeigt.
In der Figur ist schematisch ein Verfahren zum Schmelzen von Eisenschwamm 10 dargestellt mit vier übereinander angeordne¬ ten Vorheizkammern 11 bis 14, die mit feuerfestem Material ausgekleidet sind, einem unter der vierten Vorheizkammer 14 angeordneten transportierbar ausgebildeten Kupolofen 15, ei- nem Koksspeicher 16 mit einer Zuführleitung 17 zum Kupolofen 15, einem Rekuperator 18, einer Gasreinigungsanlage 19 und einem Kohlespeicher 20.
Die erste Vorheizkammer 11 ist rechteckig ausgebildet und weist einen Gasauslaß 21 auf, der über eine Leitung 22 mit der Gasreinigungsanlage 19 verbunden ist, und eine Chargier- Öffnung 23, durch die Eisenschwamm 10 und Kalkstein 24 in die erste Vorheizkammer 11 eingebracht werden können. Der Boden der ersten Vorheizkammer 11 ist verschieblich gelagert und zum öffnen und Schließen der Vorheizkammer 11 als Schieber 25 ausgebildet, um vorbestimmte Mengen Eisenschwamm 10 und Kalk- stein 24 unmittelbar in die darunterliegende Vorheizkammer 12 zu bringen.
Weiterhin ist die Vorheizkammer 12 im oberen Bereich abge¬ stuft und ebenfalls rechteckig ausgebildet.
Durch die abgestufte Ausbildung wird ein Gasraum 26, d.h. ein feststofffreier Bereich in der Vorheizkammer 12 gebildet.
Die dritte und vierte Vorheizkammer 13, 14 sind entsprechend der zweiten Vorheizkammer 12 ausgebildet, nämlich ebenfalls abgestuft und mit einem Schieber 28 bzw. 29 als Zwischenboden zwischen den Kammern 12/13 bzw. 13/14. Die Schieber 25, 28 bzw. 29 sind maximal über die Breite der jeweils darunter liegenden Stufe verschiebbar, so daß durch die durch das Ver- schieben des Schiebers 25, 28 bzw. 29 entstehende Öffnung der Eisenschwamm 10 und der Kalkstein 24 in die jeweils darunter liegende Vorheizkammer 12, 13 bzw. 14 fallen bzw. ausgetragen werden können. Somit ist über die Schieber 25, 28 und 29 der Materialfluß von der ersten in die vierte Vorheizkammer 11, 14 steuerbar.
Die vierte Vorheizkammer 14 weist keinen Schieber auf. Sie verjüngt sich vielmehr im unteren Bereich und ist über eine Dosierklappe 33 mit dem Kupolofen 15 verbunden. Die Vorheiz- kammer 12, 13 bzw. 14 ist jeweils mit einem Brenner 30, 31 bzw. 32 versehen, der in den zugehörigen Gasraum 26, 27 bzw. 50 der betreffenden Vorheizkammer mündet. Zudem weist die
vierte Vorheizkammer 14 in der unteren Hälfte einen weiteren Brenner 34 auf.
Die Vorheizkammern 11 bis 14 sind unmittelbar übereinander 5 und versetzt angeordnet. Dabei ist die dritte Vorheizkammer 13 auf der unteren Stufe der vierten Vorheizkaitimer 14, die zweite Vorheizkammer 12 auf der unteren Stufe der dritten Vorheizkammer 13 und die erste Vorheizkammer 11 auf der unte¬ ren Stufe der zweiten Vorheizkammer 12 angebracht. Die Vor- 0 heizkammern 11 bis 13 weisen Gaseinlässe 35, 36 bzw. 37 auf, die jeweils direkt oberhalb des betreffenden Schiebers 25, 28 bzw. 29 in der angrenzenden Seitenwand der benachbarten, ab¬ gestuften Vorheizkammer 12, 13 bzw. 14 angeordnet sind.
5 Bei dem Kupolofen 15 handelt es sich um einen bekannter Bau¬ art mit einem Koksbett 48, das über die Zuführleitung 17 mit Koks 38 aus dem Koksspeicher 16 ergänzt werden kann.
Weiterhin weist der Kupolofen 15 eine Abstichöffnung 39, 0 Brenner 40 und eine Abgasöffnung 41 auf. Diese ist über eine Leitung 42 mit dem Rekuperator 18 und mit den Brennern 30 bis 32 und 34 derart verbunden, daß das Abgas aus dem Kupolofen 15 in einem steuerbaren Verhältnis, teilweise zum Rekuperator 18 und teilweise zu den Brennern 30 bis 32, 34 geleitet wer- 5 den kann. Etwa 40 bis 80 % des Abgases werden in den Rekupe¬ rator 18 zum Aufheizen der Verbrennungsluft auf etwa 815°C und der Rest zu den Brennern geleitet.
Desweiteren ist der Kohlespeicher 20 und eine Sauerstoffquel- 30 le 43 über Leitungen 44 jeweils mit den Brennern 30 bis 32, 34, 40 verbunden. Luft 45 ist über eine Leitung 46 den Bren¬ nern 30 bis 32, 34 zuführbar.
Über eine Leitung 47 wird dem Brenner 40 die im Rekuperator 35 18 vorgewärmte Luft zugeführt, die zur Verringerung des Koks¬ verbrauchs zusammen mit Kohle aus dem Kohlespeicher 20 in den Kupolofen eingeblasen werden kann.
Über die Brenner 30 bis 32, 34, 40 ist Kalk und/oder vorge¬ wärmte Luft oder Kohle in der erforderlichen Menge einbring¬ bar. Statt bzw. ergänzend zur Kohle können aber auch andere 5 fossilie Brennstoffe, wie Erdgas, Öl oder synthetische Brenn¬ stoffe in die Vorheizkammern 12 bis 14 bzw. den Kupolofen 15 eingebracht werden.
Zudem kann mittels der Brenner 30 bis 32, 34 und der Leitung 10 42 das Abgas aus dem Kupolofen 15 den Vorheizkammern 12 bis 14 zugeführt werden.
Die dargestellte und erläuterte Vorrichtung ist zum Erhitzen und Schmelzen von mit Sauerstoff sehr reaktivem Eisenschwamm 15 10 mittels fossilier Brennstoffe bestimmt, um flüssiges Eisen mit einem Kohlenstoffgehalt von über 3 % und einer Temperatur über 1400°C zu gewinnen.
Dabei wird beispielsweise 1075 kg Eisenschwamm 10 pro 1000 kg 20 gewonnenes Eisen benötigt. Der Eisenschwamm 10 hat eine typi¬ sche Zusammensetzung von 85 bis 90 % metallisches Eisen, 0,5 % Kohlenstoff und 10 % Eisenoxid. Der Eisenschwamm 10 wird zusammen mit Kalkstein 24 über die Chargieröffnung 23 in die erste Vorheizkammer 11 gegeben. Hierbei wird vorzugsweise pro 25 Tonne erzeugtes Eisen 115 kg Kalkstein hinzugegeben.
Durch die Anordnung des Kupolofens 15 und der Vorheizkammern 11 bis 14 übereinander kann das Gemisch aus Eisenschwamm 10 und Kalkstein 24 mit dem Öffnen der jeweiligen Schieber 25,
30 28 und 29 in die jeweils darunter liegende Vorheizkammer 12, 13, 14 fallen. Dabei wird die Menge, die in die nächste Vor¬ heizkammer 12, 13, 14 ausgebracht werden soll, über den Ver¬ schiebeweg des Schiebers 25, 28 bzw. 29 und die Dauer, in der der Schieber 25, 28 bzw. 29 in der geöffneten Position ver-
35 weilt, gesteuert.
Durch Öffnen der Dosierklappe 33 gelangt dann der vorgewärmte Eisenschwamm 10 und der Kalk in vorbestimmter, abgewogener Menge aus der vierten Vorheizkammer 14 in den Kupolofen 15.
In der ersten Vorheizkammer 11 herrschen neutrale Bedingun¬ gen, d.h. weder oxidierende noch reduzierende Bedingungen. Der Eisenschwamm 10 und der Kalkstein 24 werden hier durch die aus der Vorheizkammer 12 ausströmenden und durch den Gas¬ einlaß 35 einströmenden heißen Gase auf 250°C erwärmt. Dabei durchströmt das Gas die Schüttung aus in die erste Vorheiz¬ kammer 11 eingebrachtem stückigem Eisenschwamm 10 und stücki¬ gem Kalkstein 24 und gibt Wärme an Eisenschwamm 10 und Kalk¬ stein 24 ab. Über den Gasauslaß 21 und die Leitung 22 wird das Gas zur Gasreinigungsanlage geleitet, wo es gereinigt wird.
Die Temperatur und die Atmosphäre, also die Gaszusammenset¬ zung in den einzelnen Vorheizkammern 11 bis 14, werden durch hier nicht dargestellte Temperaturmeß- und Gasanalysegeräte ermittelt. Mittels der Brenner 30 bis 32, 34 können dann die neutralen/reduzierenden Bedingungen in den einzelnen Vorheiz¬ kammern 11 bis 12 eingestellt und gehalten bzw. geändert wer¬ den. Diese Steuerung erfolgt dabei in bekannter Weise rech¬ nergestützt.
Durch die Brenner 30 bis 32, 34 wird entsprechend den Anfor¬ derungen in den einzelnen Vorheizkammern 11 bis 14 Abgas aus dem Kupolofen 15 direkt oder über den Rekuperator abgekühlt in die Vorheizkammer 12, 13 bzw. 14 eingeblasen. Zudem können die Brenner 30 bis 32, 34 Kohle mit Luft 45 und /oder Sauer¬ stoff verbrennen, um die Vorheizkammer 12, 13, 14 zusätzlich zu erwärmen.-
Der Eisenschwamm 10 und der Kalkstein 24 werden in der ersten Vorheizkammer 11 auf etwa 250°C, in der zweiten Vorheizkammer 12 auf etwa 500°C, in der dritten Vorheizkammer 13 auf etwa
800°C und in der vierten Vorheizkammer 14 auf etwa 850°C er¬ hitzt.
In der dritten und vierten Vorheizkammer 13 und 14 erfolgt die Erwärmung unter reduzierenden Bedingungen, indem entspre¬ chend Abgas aus dem Kupolofen 15 in die Vorneizkammern 12 und 13 geleitet wird. Dabei soll der Kohlenmonoxidanteil im Gas¬ gemisch C02+CO über 25 % liegen.
Bis zum vierten Vorheizofen 14 wird der Kalkstein 24 in Kalk umgewandelt und dient dann im Kupolofen 15 als Flußmittel für den geschmolzenen Eisenschwamm 10.
Der aufgeheizte Eisenschwamm 10 und der Kalk wird dann in den Kupolofen 15 mittels der Dosierklappe 33 eingebracht. Der Ku¬ polofen 15 ist mit dem Koksbett 48 versehen, wobei der Koks 38 eine Größe bis zu etwa 20 cm aufweist.
In den Kupolofen 15 wird durch den Rekuperator auf 850°C vor- gewärmte heiße Luft über den Brenner 40 in das Koksbett 48 geblasen. Aufgrund der dadurch freiwerdenden Energie schmel¬ zen Eisenschwamm und Kalk und fließen gemeinsam durch das Koksbett 48. Mit Durchtritt der Schmelze nach unten durch das Koksbett 48 steigt die Temperatur der Schmelze weiter an, und Kohlenstoff löst sich im Eisen. Am Fuße des Kupolofens 15 sammelt sich dann die Schmelze, die eine Zusammensetzung von über 3 % Kohlenstoff und über 95 % reines Eisen aufweist. Über das Abstichloch 39 ist die Schmelze dann zur weiteren Verarbeitung aus dem Kupolofen 15 ausbringbar.
Die Koksmenge, die für das Verfahren benötigt wird, beträgt etwa 175 kg pro gewonnener Tonne Eisen. Die für das Verfahren benötigte Menge Koks 38 kann vermindert werden, wenn entweder im Kupolofen 15 oder auch in den Vorheizkammern 12 bis 14 zu- sätzlich Kohle zum Aufheizen verwendet wird.
Die Koksmenge kann weiterhin auf 80 bis 100 kg pro Tonne ver¬ mindert werden, indem die Verbrennungsprozesse mit Sauerstoff und zusätzlichen Brennstoffen, wie Kohle, Erdgas, Öl oder synthetischen Brennstoffen unterstützt werden.